Der Autozulieferer aus Hannover hat im Jahr 2015 bei Umsatz und Ergebnis deutlich zugelegt. Das Wachstum hat das börsennotierte Unternehmen vor allem in China und in den USA generiert.

Stuttgart - Der Autozulieferer Continental hat das abgelaufene Jahr mit einem deutlichen Zuwachs bei Umsatz und Gewinn beendet. Der Umsatz des Hannoveraner Unternehmens schnellte um 14 Prozent auf 39, 2 Milliarden Euro in die Höhe, schreibt der Konzern in einer Mitteilung. „Etwa die Hälfte des Zuwachses ist auf den Rückenwind durch die Euroschwäche zurückzuführen“, sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer im Gespräch mit der Stuttgarter Zeitung. Organisch habe der Zuwachs von Conti bei vier Prozent gelegen, fügte er hinzu. Die restlichen vier Prozent seien auf Zukäufe zurückzuführen. „Wir haben unser Ziel erreicht, das weltweite Branchenwachstum um vier bis fünf Prozent zu übertreffen“, so Schäfer.

 

Im gerade angelaufenen Jahr erwartet das Unternehmen ein Umsatzplus von etwa fünf Prozent auf dann 41 Milliarden Euro. Diese Zahl beinhalte nur das rein organische Wachstum. Währungseffekte und Akquisitionen seien dabei noch nicht berücksichtigt, so Schäfer. Eine größere Übernahme sei derzeit aber nicht in „näherer Prüfung“, sagte der Finanzchef. Mittelfristig schließt er sie aber nicht aus. Conti könne sich einen Zukauf „von zwei Milliarden Euro oder etwas darüber leisten“, sagte Schäfer. Ziel einer Akquisition sei dabei aber, sich entweder technologisch zu verstärken oder die Abhängigkeit von der automobilen Erstausrüstung zu reduzieren. Im Jahr 2014 haben die Hannoveraner knapp Dreiviertel ihres Umsatzes mit den Autoherstellern erzielt.

Das Geschäft in China läuft

Trotz der Turbulenzen in China sei Conti in diesem wichtigen Markt „gut unterwegs“, sagte Schäfer. Das Wachstum habe 2015 im zweistelligen Bereich gelegen. Schäfer führte dies nicht zuletzt auf gute Geschäfte mit chinesischen Autobauern zurück. Jeder zweite Auftrag, den Conti in der Volksrepublik verbuchen konnte, stamme von einem heimischen Hersteller. Auch für laufende Jahr ist der Finanzchef zuversichtlich: „Mit 23 Millionen produzierten Autos ist dies ein Riesenmarkt, auch wenn er nur um drei Prozent wächst“. Er sagt aber auch einen volatilen Markt voraus; die Schwankungen von Monat zu Monat könnten groß sein. Dass es einen größeren Markteinbruch in China geben könnte, „halten wir nicht für ein wahrscheinliches Szenario“, so Schäfer.

Zuversichtlich ist er auch für den US-Markt, der sich stabil auf dem erreichten Rekordniveau von mehr als 17 Millionen Autos entwickeln werde. Trotz der leicht gestiegenen Zinsen sorge der niedrige Ölpreis für Rückenwind. Einen Rückgang der Abrufe durch den VW-Skandal spüre Conti nicht. „Das ist auch zu früh. Viele Autos, die jetzt produziert werden, wurden bestellt bevor diese Themen bekannt wurden“, sagte Schäfer. Der Name Conti ist im Zusammenhang mit der manipulierten Abgassoftware nicht gefallen. „Weder in Deutschland noch in den USA oder sonst wo auf der Welt sind nach unserer Kenntnis im Zusammenhang mit dem aktuellen Emissionsthema juristische Ermittlungen gegen Continental im Gange“, sagte Vorstandschef Elmar Degenhart im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“. Die Hannoveraner hätte eine solche Software an keinen Kunden ausgeliefert.

Gutes Ergebnis

Auch mit dem Ergebnis zeigte sich der Finanzchef zufrieden. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) habe – bereinigt um Sondereffekte – bei 4,4 Milliarden Euro gelegen, im Vorjahr wurden bei dieser Kenngröße 3,9 Milliarden Euro ausgewiesen. Die bereinigte Ebit-Marge – also das Ebit im Verhältnis zum Umsatz – habe damit bei 11,7 Prozent gelegen. „Unseren profitablen Wachstumskurs haben wir 2015 in einem insgesamt anspruchsvollen Umfeld fortgesetzt“, wird Conti-Chef Elmar Degenhart in der Konzernmitteilung zitiert. Auch für das laufende Jahr ist das Unternehmen hier zuversichtlich gestimmt: „Unsere bereinigte Ebit-Marge wollen wir sicher über 10,5 Prozent halten“, so Degenhart.

Die positive Entwicklung spiegelt sich in der Zahl der Mitarbeiter wider: Gut 208 000 Beschäftigte waren für Conti, einer der größten Zulieferer der Welt, tätig; im Jahr zuvor waren es gut 189 000 Personen. In Deutschland beschäftigt das Unternehmen mehr als 56 000 Personen, 3700 mehr als im Jahr zuvor. Der starke Zuwachs weltweit ist auch auf Übernahmen zurückzuführen. So hat Conti sein Industriegeschäft im vergangenen Jahr durch die Übernahme des US-Kautschukunternehmens Veyance gestärkt (1,5 Milliarden Euro Umsatz, 8500 Mitarbeiter).