Der Ausnahme-Bergsteiger Reinhold Messner nimmt bei einer Liveshow das Publikum in Leonberg mit auf einen der anspruchsvollsten Berge der Erde; den Nanga Parbat. Er erzählt auch vom Tod seines Bruders.

Reinhold Messner ist Kult. In Leonberg füllt er problemlos die Stadthalle mit einer ausverkauften Liveshow über seinen Schicksalsberg; den 8125 Meter hohen Nanga Parbat im Himalaya. Dieser Berg gilt unter Alpinisten als einer der anspruchsvollsten Achttausender und einer der am schwierigsten zu besteigenden Berge der Erde. Messner weiß, wovon er spricht. 1970 bestieg er erstmals den Nanga Parbat und verlor dabei seinen Bruder Günther. 1978 bezwang er mit Peter Habeler als erster Mensch den Mount Everest ohne Sauerstoffmaske.

 

Bergsteiger erzählt von spurlosen Verschwinden

Messner äußerte sich in Leonberg erfreut darüber, nach der coronabedingten Pause wieder auf der Bühne zu stehen. „Wir spüren, dass uns die gewohnte Sicherheit abhandengekommen ist“, sagt Messner und nimmt das Publikum mit „in eine Welt, auf den Himalaja, wo es keine Sicherheit gibt“.

Messner erzählt die Geschichte der Erstbesteigung des Nanga Parbat und berichtet von Albert Mummery, dem besten Bergsteiger seiner Zeit, der 1895 beim Übergang von der Diamir- zur Rakhiot-Seite spurlos verschwindet oder auch von Willo Welzenbach, der mit acht Männern im Schneesturm stirbt. Hermann Buhl erreicht gegen den Befehl des Expeditionsleiters 1953 allein und als Erster den Gipfel des Nanga Parbat.

Schicksalhafte Expedition zum Nanga Parbat

Aber Messner schildert auch seine eigene schicksalhafte Expedition im Jahr 1970, die in einer Tragödie endet. Damals durchklettern die Südtiroler Brüder Reinhold und Günther Messner zum ersten Mal die äußerst schwierige Rupalwand, die mit 4500 Metern höchste Steilwand der Erde, bis dahin unbezwingbar. Aufgrund des Wetters wird der Aufstieg immer wieder verschoben.

Als sich das Wetter bessert, sollen die Messner-Brüder vom Lager Fünf aus die Merkl-Rinne für die Gruppe mit Seilen versichern und dann wieder absteigen. Geplant ist, dass dann zwei Teamkollegen aus dem Lager Vier als erste Seilschaft auf den Gipfel steigen. Dann bricht Reinhold Messner alleine in Richtung Gipfel auf.

Ob er nur die Merkl-Rinne erkunden oder direkt weiter auf den Gipfel aufsteigen sollte, darüber gibt es bis heute unterschiedliche Schilderungen. Messner selbst erzählt, dass durch plötzlich aufsteigenden Nebel die Gefahr bestand, dass überhaupt keine Gipfelbesteigung möglich gewesen wäre. Er schildert, dass er in Abstimmung mit dem Expeditionsleiter und aufgrund einer vom Basislager falsch abgeschossenen Signalrakete schließlich alleine direkt in Richtung Gipfel gehen sollte. Sein jüngerer Bruder Günther folgt ihm spontan. „Beim Abstieg vom Gipfel bemerkte ich“, sagt Reinhold Messner, „dass Günther stolperte und an der Höhenkrankheit litt“. Eine Rückkehr über die steile Rupalwand sei daher aus Sicht von Reinhold Messner nicht möglich gewesen.

Fünf Expeditionen zum Schicksalsberg

Er entscheidet, über die noch unbekannte Diamirflanke auf der Westseite abzusteigen, wobei Günther nach Vermutung seines Bruders durch eine Lawine zu Tode kommt. Er sei immer wieder vorausgegangen, um einen sicheren Weg zu erkunden. In den Jahren 2000 und 2005 werden dort sterbliche Überreste und Ausrüstung von Günther Messner gefunden. Somit ist Messners Version bewiesen, dass beiden Brüdern die Überschreitung des Nanga Parbat über die Diamir-Seite gelungen ist. Reinhold Messner selbst quält sich nach dem Verlust des Bruders über das unbekannte Terrain bis ins Tal, wo er von Holzfällern gerettet wird. Durch Erfrierungen an den Füßen verliert er sieben Zehen.

Acht Jahre später kehrt Messner an seinen „Schicksalsberg“ zurück. Ihm gelingt der erste Alleingang an einem Achttausender von der Basis bis zum Gipfel. Reinhold Messner unternimmt insgesamt fünf Expeditionen zum Nanga Parbat. 1970 und 1978 erreicht er dessen Gipfel. Heute liegt Messners Fokus nicht mehr auf den Gipfeln, sondern gilt „den Menschen am Fuße des Berges“. Aus Dankbarkeit für seine Rettung durch die Bergbauern hat er in abgelegenen Tälern unzugänglicher Bergregionen unter anderem Schulen errichten lassen.