Reinigungsarbeiten an Schulen Die Putz-Debatte wirft ein schlechtes Licht auf Schüler – völlig zu unrecht

Der Autor dieser Zeilen erinnert sich noch lebhaft ans Tischeputzen. (Symbolbild) Foto: picture alliance / dpa

Schüler sollen Klassenräume putzen, um Kommunen zu entlasten, fordert Schwäbisch Gmünds OB Arnold. Das befeuert nur Vorurteile über die angeblich faule Jugend, kommentiert Sascha Maier.

Digital Desk: Sascha Maier (sma)

Für Innenminister Thomas Strobl (CDU) waren es „keine traumatischen Erlebnisse“, die Klassenzimmer zu putzen, erinnerte er sich im Lichte der Debatte, ob Schüler nicht ihre Klassenräume einfach selbst putzen sollten, um die Kommunen zu entlasten. Und Recht hat er. „Traumatisch“ war es nicht, die Tafeln mit diesen meist nasskalten rechteckigen Schwämmen zu putzen, während einem das kreidegetränkte Wasser in den Ärmel lief. Nicht angenehm, aber im Rahmen des Zumutbaren.

 

Die Tafel putzen – das tun Schüler auch heute noch, wenn sie nicht zu den Glücklichen gehören, deren Klassenzimmer bereits mit modernen Digitaltafeln ausgestattet sind. Und selbst in diesen Klassen gibt es häufig Kehrdienst, denn Staubsaugerroboter haben noch keinen Einzug ins baden-württembergische Schulwesen gefunden.

Kultusministerium sieht sowieso keinen rechtlichen Rahmen

Insofern stellt sich die Frage, was Schwäbisch Gmünds OB Richard Arnold genau gedacht hat, als er im SWR-Talk vorgeschlagen hatte: Wenn die Schüler ihre Klassenräume einfach selbst putzten, würde dies die Kassen der 65.000-Einwohner-Stadt um bis zu 250 000 Euro im Jahr entlasten.

Dass es völlig unzumutbar wäre, Schüler etwa auch die Klos putzen zu lassen und es außerdem wohl gar keinen rechtlichen Rahmen dafür gibt, Schüler aus Spargründen als Putzkräfte einzusetzen, hat das Kultusministerium bereits klargestellt – ausgenommen pädagogisch motivierte Gemeinschaftsputzaktionen und die bereits existenten Tafel- und Kehrdienste.

Bestimmt nervige Fragen am Frühstückstisch

Doch dass der Vorschlag aus Schwäbisch Gmünd deswegen wohl keine Schule machen wird, das ist die eine Sache. Die andere ist: was zurückbleibt. Nämlich der Eindruck, dass die Schüler noch viel Luft nach oben hätten, das Nötigste zu tun, um ihre Räume selbst halbwegs hygienisch und intakt zu halten; die angeblich faule Jugend, die sich zu fein dafür ist, einen Besen in die Hand zu nehmen.

Das mag von Arnold, der damit eine Debatte lostrat, zu der sich inzwischen die halbe Landespolitik positioniert hat, gar nicht so beabsichtigt gewesen sein. Dennoch wird in den vergangenen Tagen an so einigen Frühstückstischen von Eltern in Erinnerung an nasskaltes Kreidewasser im Ärmel die Frage gestellt worden sein: „Sag mal, putzt ihr etwa nicht mehr selbst die Tafel?“

Dass das Kultusministerium nun versucht, die Wogen zu glätten, indem es auf den besonderen Wert der Gemeinschaftserfahrung hinweist, die eigene Schule nicht im Müll versinken zu lassen, macht es auch nicht mehr besser. Als ob Schüler dies nicht selbst erkennen würden – das ein oder andere Murren, wenn man selbst mit einem Putzdienst dran ist, hin oder her. Und dass ausgerechnet ein Ministerium die Gelegenheit nutzt, Schülern bei Ordnung und Sauberkeit Hausaufgaben mitzugeben, das vor einigen Monaten selbst mehr als Tausend Lehrerstellen „verschlamperte“, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.

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