Leben: Susanne Hamann (sur)

Der Stadtjäger

Manuel Kapeller (23) ist Jäger und Förster und schaut aus, wie man sich einen Waidmann vorstellt: festes Schuhwerk, kurze Lederhose, kariertes Hemd und Walkjoppe. Alles andere als klischeehaft ist sein Revier. Der Kapuzinerberg ragt wie eine grüne Insel aus dem Häusermeer, von ferne rauscht der Verkehr, zwischen den herbstlich sich lichtenden Buchen lugen die Kuppeln der barocken Altstadt hervor. Salzburg gehört zur wachsenden Zahl von Großstädten, die einen Jäger beschäftigen. Im Gegensatz zu seinen meisten Kollegen muss er jedoch keine Wildtier-Plage bekämpfen. Manuel Kapeller hegt. Und zwar städtische Gämsen. Das ist ziemlich einmalig, denn diese Spezies lebt ansonsten in alpinen Höhen und ist sehr scheu. Die Gämsen vom Kapuzinerberg hingegen zeigen sich hin und wieder zutraulich den Spaziergängern.

 

Die Kolonie geht auf einen recht unerschrockenen Gamsbock zurück, der sich 1948 auf den Kapuzinerberg verirrte. Weil die Salzburger ein Herz für Tiere haben, bekam er kurz darauf von Unbekannten eine halbzahme Gefährtin zur Seite gestellt. Bock und Kuh vermehrten sich prächtig, inzwischen gibt es elf Gämsen. „Darunter sind auch zwei Kitze“, erzählt Stadtjäger Manuel Kapeller.

Er schaut täglich nach den Tieren und füttert sie mit Heu oder Getreidepellets. Das muss sein, denn sonst würden sie sich in den Gärten der Anrainer bedienen. Tagwerkfüllend ist die Gämsenpflege freilich nicht. „Hauptsächlich kümmere ich mich um den Forst“, sagt Kapeller. In Salzburg gibt es 200 Hektar stadteigene Wälder, plus 1000 Hektar in Privatbesitz. Eine ganze Menge Holz.