Leben: Susanne Hamann (sur)

Die Weißgerberin

Während andernorts in den Innenstädten ein Filialist nach dem anderen einzieht, halten sich in Salzburg noch viele alteingesessene Familienunternehmen. Mitten in der Stadt, sogar auf der berühmten Flaniermeile, der Getreidegasse, gibt es noch wie eh und je Handwerksbetriebe – einen Regenschirmhersteller, einen Gürtelmacher, den Leinweber, den Schilderschmied. Die größte Tradition dürfte Jahn-Markl am Residenzplatz 3 haben. „Wir gehen auf eine Weißgerberei aus dem Jahr 1408 zurück“, sagt Inhaberin Gabriele Jenner (53) stolz. Das Unternehmen stellt besonders weiches, mit Mineralien „weiß“ gegerbtes Leder her und verarbeitet es zu Trachten. Auch Kaiser Franz Josef I. hatte eine handgeschneiderte Lederhose aus Salzburg. Die Farbe Altschwarz (mancher würde einfach Dunkelbraun sagen) wurde extra für den Regenten entwickelt.

 

Leider hat solch ein handgesticktes Gwand seinen Preis: 1900 Euro kostet eine Hose aus Hirschleder. „Aber die hält Ihnen auch 40 Jahre“, wirbt Gabriele Jenner. Stolz ist sie auf die vielen Prominenten, die bei ihr kaufen. Einer der neuesten Einträge im Gästebuch stammt von Modedesignerin Vivienne Westwood, die 2016 mit Ehemann – einem gebürtigen Österreicher – da war.

Anreise

Der Salzburger Hauptbahnhof gehört durch seine Grenznähe auch der Deutschen Bahn, daher gelten bis dahin viele Spezialangebote, www.bahn.de.

Unterkunft

Das Hotel Goldgasse liegt super zentral in der Innenstadt. Die Zimmer sind liebevoll eingerichtet, im Erdgeschoss befindet sich ein gehobenes Gasthaus mit österreichischer Küche. DZ ab 180 Euro, www.hotelgoldgasse.at.Die Villa Auersperg ist ein kleines, feines Stadthotel auf der anderen Salzachseite. Die Küche verwendet ausschließlich Zutaten mit Bio-Siegel. DZ ab 155 Euro, www.auersperg.at.

Essen und Trinken

Das Franziskischlössl liegt nicht nur idyllisch mitten im Wald auf dem Kapuzinerberg, man isst hier auch ausgezeichnet, www.franziskischloessl.at.Traditionelle österreichische Gerichte zaubert die Küche des Lokals Gablerbräu, www.gablerbrau.at.

Die Kolonie geht auf einen recht unerschrockenen Gamsbock zurück, der sich 1948 auf den Kapuzinerberg verirrte. Weil die Salzburger ein Herz für Tiere haben, bekam er kurz darauf von Unbekannten eine halbzahme Gefährtin zur Seite gestellt. Bock und Kuh vermehrten sich prächtig, inzwischen gibt es elf Gämsen. „Darunter sind auch zwei Kitze“, erzählt Stadtjäger Manuel Kapeller.

Er schaut täglich nach den Tieren und füttert sie mit Heu oder Getreidepellets. Das muss sein, denn sonst würden sie sich in den Gärten der Anrainer bedienen. Tagwerkfüllend ist die Gämsenpflege freilich nicht. „Hauptsächlich kümmere ich mich um den Forst“, sagt Kapeller. In Salzburg gibt es 200 Hektar stadteigene Wälder, plus 1000 Hektar in Privatbesitz. Eine ganze Menge Holz.

Das Herzstück der Festspiele

Der „Jedermann“-Rufer

„Jedermann“-Rufer ist kein Beruf, sondern eine Berufung. Ein lokaltypisches Ehrenamt wie anderswo die Weinkönigin oder das Funkenmariechen. Vier stimmgewaltige Statisten wirken bei den Vorstellungen des „Jedermann“ mit. Gottfried Seer (67) ist seit 17 Jahren einer von ihnen. Das Theaterstück von Hugo von Hofmannsthal gehört zu Salzburg wie die Mozartkugel. Seit 1920 wird es jedes Jahr bei den Festspielen gegeben. Bei schönem Wetter spielt das Ensemble draußen auf dem Platz vor dem Dom. Ungefähr nach 50 Minuten ertönen lang gezogene Rufe: „Je-der-maaaaaan!“ Gruselig muss es widerhallen, denn dies sind die Stimmen der Verdammten aus der Unterwelt, die dem Gerufenen seinen nahen Tod ankündigen. Gottfried Seer ruft vom Turm der Franziskanerkirche, drei Kollegen postieren sich an anderen erhöhten Plätzen. Alle sind äußerst gut bei Stimme – 100 Dezibel müssen schon sein. Eine technische Verstärkung ist verpönt.

Der Einsatz dauert nur ein paar Sekunden. „Jeder von uns ist zweimal dran, ziemlich in der Mitte des Stückes“, sagt Gottfried Seer. Dennoch muss der pensionierte Handelsvertreter bis zum Schluss der Vorstellung auf dem Turm ausharren. Denn von hier oben bedient er auch die Glocken – dann hat dem Jedermann im gleichnamigen Stück wortwörtlich das letzte Stündlein geschlagen.

Die Aufgabe macht ihm großen Spaß, auch wenn der Aufstieg ziemlich beschwerlich ist. 250 teils abenteuerlich schmale und steile Stufen geht es hinauf. Damit er nachts wieder sicher herunter findet, hat Gottfried Seer immer eine Taschenlampe dabei. Wie lange er noch rufen mag? „So lange es geht“, sagt er. Den Text kenne er eh.

Vorsicht, Steinschlag!

Der Bergputzer

Dieser spezielle Salzburger Berufsstand verdankt seine Existenz der Topografie. Einst versprach die an steile Felsen geschmiegte Altstadt ihren Bewohnern Schutz vor dem Feind. Die strategisch günstige Lage hat aber auch Tücken. Schon die Fürsterzbischöfe beschäftigten im 17. Jahrhundert wackere Mannen, die am Seil hängend den Fels überprüften und lose Steine vorsorglich abklopften. Trauriger Anlass dafür war ein schwerer Steinschlag, der anno 1669 in der Gstättengasse vom Mönchsberg niederging und mehr als 220 Tote forderte.

Heute gehört die Abteilung Bergskarpierung und Felssicherung zum Kanal- und Gewässeramt der Stadt. Das 13 Mann starke Team ist ständig draußen auf Tour, um das Gestein zu überprüfen. „Dazu schlägt man mit dem Geologenhammer gegen den Fels. Ein heller Klang heißt, der Stein ist kompakt. Hört es sich dumpf an, ist was locker und muss weg“, erklärt Jörg Benesch (42). Der Chef der Bergputzer und seine Mannschaft kontrollieren nicht nur den Fels, sie stutzen auch Stauden und Sträucher an den Kanten, entfernen vorwitzig hervorlugende Wurzeln. Nach dem Winter gibt es besonders viel zu tun, denn strenger Frost macht die Stadtberge gefährlich porös.

Lederhosen für den Kaiser

Die Weißgerberin

Während andernorts in den Innenstädten ein Filialist nach dem anderen einzieht, halten sich in Salzburg noch viele alteingesessene Familienunternehmen. Mitten in der Stadt, sogar auf der berühmten Flaniermeile, der Getreidegasse, gibt es noch wie eh und je Handwerksbetriebe – einen Regenschirmhersteller, einen Gürtelmacher, den Leinweber, den Schilderschmied. Die größte Tradition dürfte Jahn-Markl am Residenzplatz 3 haben. „Wir gehen auf eine Weißgerberei aus dem Jahr 1408 zurück“, sagt Inhaberin Gabriele Jenner (53) stolz. Das Unternehmen stellt besonders weiches, mit Mineralien „weiß“ gegerbtes Leder her und verarbeitet es zu Trachten. Auch Kaiser Franz Josef I. hatte eine handgeschneiderte Lederhose aus Salzburg. Die Farbe Altschwarz (mancher würde einfach Dunkelbraun sagen) wurde extra für den Regenten entwickelt.

Leider hat solch ein handgesticktes Gwand seinen Preis: 1900 Euro kostet eine Hose aus Hirschleder. „Aber die hält Ihnen auch 40 Jahre“, wirbt Gabriele Jenner. Stolz ist sie auf die vielen Prominenten, die bei ihr kaufen. Einer der neuesten Einträge im Gästebuch stammt von Modedesignerin Vivienne Westwood, die 2016 mit Ehemann – einem gebürtigen Österreicher – da war.

Anreise

Der Salzburger Hauptbahnhof gehört durch seine Grenznähe auch der Deutschen Bahn, daher gelten bis dahin viele Spezialangebote, www.bahn.de.

Unterkunft

Das Hotel Goldgasse liegt super zentral in der Innenstadt. Die Zimmer sind liebevoll eingerichtet, im Erdgeschoss befindet sich ein gehobenes Gasthaus mit österreichischer Küche. DZ ab 180 Euro, www.hotelgoldgasse.at.Die Villa Auersperg ist ein kleines, feines Stadthotel auf der anderen Salzachseite. Die Küche verwendet ausschließlich Zutaten mit Bio-Siegel. DZ ab 155 Euro, www.auersperg.at.

Essen und Trinken

Das Franziskischlössl liegt nicht nur idyllisch mitten im Wald auf dem Kapuzinerberg, man isst hier auch ausgezeichnet, www.franziskischloessl.at.Traditionelle österreichische Gerichte zaubert die Küche des Lokals Gablerbräu, www.gablerbrau.at.

Allgemeine Informationen

www.salzburg.info, www.austria.info