Manchmal spielen auch Erwachsene mit Lego. So sieht es jedenfalls aus, wenn man sich das neue Kulturzentrum Blox in Kopenhagen ansieht.

Leben: Susanne Hamann (sur)

Kopenhagen - Hinter dem dunklen Vorhang wartet das Licht. Die Silhouetten der Besucher werfen bunte Schatten an die Wand. Je nachdem, wie man sich bewegt, kreiert man ein ständig neues, abstraktes Bild. Die interaktive Installation stammt von Olafur Eliasson, in Berlin lebender dänischer Tausendsassa. Das sich je nach Laune der Betrachter verwandelnde Kunstwerk „Multiple Shadow House“ stammt aus dem Jahr 2010 und war bereits in New York und Montreal zu sehen. Nun markiert es den fulminanten Start in die Ausstellung, mit der das Dänische Architekturzentrum (DAC) seine neuen Räume im Blox einweiht.

 

Bisher logierte das DAC auf der anderen Seite des Hafens. Nun sind die Architekturexperten samt Museum in einen innenstadtnahen Neubau umgezogen. Die Stadt Kopenhagen bemüht sich, die Gegend am Wasser von einem Industrie- in einen Kulturhafen umzuwandeln. Das Blox füllt die letzte Baulücke. Dabei überspannt es eine viel befahrene Straße in Kopenhagen. Dank dreifach verglaster Scheiben sieht man die Autos unter sich durchfahren, hört sie aber nicht.

Das Haus ist alles andere als hygge

Der gewaltige Neubau besteht aus grün glänzenden Glasfronten, übereinandergestapelt und miteinander verschränkt wie riesige Bauklötze. Kritiker spotten, es sähe aus wie ein Stapel Schiffscontainer. Etwas wohlmeinender könnte man sagen, gleich neben der Stadtbibliothek, genannt „Der schwarze Diamant“, gibt es jetzt noch einen Edelstein. Und zwar einen Smaragd.

Das Haus ist alles andere als hygge und strahlt auch keine typisch dänische Gemütlichkeit aus. Es gibt kein Holz und keine weißen Farbflächen. Dafür ganz unhyggeligen schwarzen Beton, aseptischen Gummifußboden und rohen Stahl. Vielleicht liegt das daran, dass der Entwurf von einem Niederländer stammt: Rem Koolhaas und sein in Rotterdam ansässiges Office for Metropolitan Architecture (OMA). Von dem neuen Komplex erhofft man sich in Kopenhagen eine ähnliche Sogwirkung wie bei der Hamburger Elbphilharmonie – nichts weniger als eine Ikone soll es werden. Im Gegensatz zum Prestigebau an der Elbe blieb man aber sowohl zeitlich aus auch finanziell im gesteckten Rahmen. Allerdings war der ziemlich großzügig: Umgerechnet 400 Millionen Euro bei 27 000 Quadratmeter Fläche kostet Kopenhagens neues Wahrzeichen. Bauherr ist nicht die Kommune, sondern die Stiftung Realdania, der größte private Investor in Dänemark.

Neben einem Museum gibt es im Blox auch Wohnungen, Büros und ein Fitnessstudio

Das Blox ist ein kurioser Mischkomplex. Etwa die Hälfte des Gebäudes nimmt das Dänische Architekturzentrum ein und huldigt hier großen einheimischen Gestaltern wie dem Designer Arne Jacobsen oder dem Architekten Jørn Utzon, der das Opernhaus von Sydney entwarf. Ein Treffpunkt für Architektur, Design und urbane Kultur will das Zentrum sein. Zum Angebot gehören neben Ausstellungen auch Workshops oder Diskussionsrunden. Außerdem gibt es im Haus noch ein Fitnessstudio, Büros, Wohnungen, Restaurants, ein Parkhaus und einen Kinderspielplatz. „Das komplette urbane Leben soll abgebildet werden“, sagt Rilke Brams, die Pressesprecherin des DAC.

Zehn Jahre hat es gedauert von der ersten Idee bis zur feierlichen Einweihung Anfang Mai 2018 durch die dänische Königin Margarethe. Zuvor lag das Gelände lange brach. Früher stand hier eine Brauerei, Teile davon sind noch nebenan erhalten, in einem typisch dänischen roten Klinkerbau. Im Moment wird noch an den Außenanlagen gewerkelt. Gärtner setzen Ziergräser in symmetrische Beete, es riecht nach frischem Teer. Die Kinder der nahe gelegenen Schulen haben den Spielplatz schon fest in Beschlag genommen. Bald soll es noch lebhafter werden – wenn die Kleine Langebro fertig ist. Die 180 Meter lange Fußgängerbrücke soll quer über den Hafen zum Blox führen und wird auch von Realdania spendiert.

Von den Terrassen im obersten Stock hat man tolle Ausblicke auf die Stadt

Die erste Ausstellung des DAC namens „Welcome Home“ beschäftigt sich mit Fragen wie: Warum wohnen wir so wie im Moment? Und wie werden wir in Zukunft wohnen? Wer durch die Schau geht, kann den Fitnessstudiobesuchern beim Sport zusehen und den Architekten beim Entwerfen. Und umgekehrt. Das Gebäude ist offen konzipiert. „Im Gegensatz zu anderen Museen schotten wir uns nicht ab“, sagt Rikke Brams.

Ein Besuch lohnt nicht nur wegen der gut gemachten Ausstellung in einem außergewöhnlichen Gebäude. Man sollte sich auch unbedingt die Terrassen des Restaurants im obersten Stock ansehen. Von der einen bietet sich ein wunderschöner Blick auf den Hafen und auf den gegenüberliegenden Stadtteil Christianshavn. Von der anderen sieht man die Altstadt, in der Ferne lugt die Turmspitze des Rathauses in die Höhe.

Hinkommen, Rumkommen

Museum

Das Dänische Architekturzentrum im Blox, Bryghuspladsen 10, Kopenhagen, ist täglich von 10 bis 18 Uhr und donnerstags von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene 110 Dänische Kronen (14,77 Euro), Kinder unter 18 Jahren sind frei. www.dac.dk

Ausstellung

Die Ausstellung „Welcome Home“ wird noch bis zum 23. September 2018 im Blox gezeigt. Die interaktive Installation „Multiple Shadows“ von Olafur Eliasson ist bis zum 21. Oktober 2018 zu sehen.

Allgemeine Informationen

Visit Denmark, www.visitdenmark.de