Diana Oft zeigt im sozialen Netzwerk Instagram ausschließlich Bilder aus dem hessischen Idstein. Ihre Fangemeinde wächst täglich. Wie konnte das passieren?

Leben: Susanne Hamann (sur)

Idstein - Fachwerkhäuser, enge Gassen, putzige Türmchen: Das sind die Motive, die Diana Oft täglich ins soziale Netzwerk Instagram stellt. Alle stammen aus einer Stadt mit 25 000 Einwohner namens Idstein. Wir haben uns mit der 47-Jährigen unterhalten.

 
Frau Oft, Instagram ist eine Plattform zum Träumen, auf der man Bilder von Zielen sieht, die möglichst weit weg liegen. Warum posten Sie statt Sansibar oder Hawaii nur Fotos aus Idstein?
Weil ich noch nie in Sansibar war. Nein, im Ernst: Idstein ist wunderschön. Ich lebe hier seit 25 Jahren und mache seit zehn Jahren nebenberuflich Stadtführungen. Daher kenne ich mich gut aus. Fotografiert habe ich auch schon immer gerne. So kam eines zum anderen. Sansibar ist zwar zum Träumen, aber wunderschöne Kleinstädte sind für jeden zum Greifen nah und noch dazu erschwinglich. Man muss nur das, was man vor der Haustür hat, erkennen.
Aber in den Urlaub fahren Sie schon manchmal?
Klar. Einmal im Jahr geht es an die Ostsee nach Zingst. Ich war auch schon mal in Los Angeles. Weil wir einen Hund haben, unternehmen wir aber nicht so gerne Flugreisen, denn da kann er nicht mit.
Sind Sie sehr technikaffin und viel im Netz unterwegs?
Überhaupt nicht. Ich benutze zwar ein relativ neues iPhone, aber den Account bei Instagram hat mir meine Tochter eingerichtet. Das war letztes Jahr im Oktober, da habe ich dann einfach mal was hochgeladen. Ich hätte nie mit dieser Resonanz gerechnet.
Welche Rückmeldungen bekommen Sie?
Neben vielen Likes gibt es auch einige Kommentare. Einer hat geschrieben: „Idstein liegt auf meinem Weg an der Autobahn. Wenn ich das nächste Mal vorbeikomme, fahre ich ab und sehe mir das selbst an.“ So was freut mich natürlich sehr.
Verkehrsmeldungen wie „Stau auf der A 3 zwischen Bad Camberg und Idstein“ waren bisher auch mein einziger Bezug zu Ihrer Stadt.
Stimmt. Wir liegen sehr verkehrsgünstig. Man ist schnell in Wiesbaden, in Frankfurt oder auch in Köln. Das ist ja das Tragische: Viele fahren einfach an Idstein vorbei. Inklusive der Teilorte haben wir zwar nur 25 000 Einwohner, doch es ist eine Kleinstadt mit großer Geschichte. da gibt es viel zu sehen.
Was denn? Erzählen Sie doch mal.
Das Besondere ist die Altstadt, dort gibt es rund 200 schöne, bunte Fachwerkhäuser. Idstein wurde im Jahr 1255 nassauische Residenz. Das heißt, hier im Schloss residierten Nasssauer Grafen. Unser ältestes Baudenkmal ist ein Bergfried, der sogenannte Hexenturm. Seine ältesten Teile sind aus dem Jahr 1170. Geprägt wurde die Stadt im 17. Jahrhundert durch den Grafen Johannes, der zum Beispiel die Unionskirche nach seinen Vorstellungen umgebaut hat. Ein Festsaal sollte sie sein, in dem jeder Schmuck dem Worte Gottes dienen sollte. Kürzlich wurde sie nach vier Jahren Sanierung wieder geöffnet – ein wahres Schatzkästlein. Das blieb alles erhalten, weil ein mutiger Mann am Ende des Zweiten Weltkrieges die weiße Fahne gehisst hat.
Machen Sie im Auftrag der Stadt Marketing für Idstein?
Nein, ich poste die Fotos aus Überzeugung. Ich werde von niemandem bezahlt. Meine Bildauswahl wird nicht von der Stadt gesteuert und ich weise im Internet noch nicht einmal darauf hin, dass ich eigentlich Stadtführerin bin. Es gibt hier zwar eine Tourist-Information, aber bis auf eine Mitarbeiterin weiß da keiner von meinem Account. Zumindest hat mich noch niemand außer meinen Bekannten darauf angesprochen. Das ist mein Hobby, ein Spaß. Ich beobachte einfach mit Interesse, welche Außenwirkung man haben kann.
Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?
Ich glaube, das hat was mit Romantik zu tun. Die Leute mögen diese schiefen Häuser und putzigen Pflastersteingassen. Ein paar meiner Bilder wurden von anderen Instagram-Nutzern zum „Foto des Tages“ gewählt und weiterverbreitet. Das hat natürlich viele neue Fans gebracht. Ich glaube, dass durch Bilder Geschichte lebendig werden kann. Und wenn Geschichte lebendig ist, will man auch die Geschichten dazu hören.
Was machen Sie, wenn Sie alle 200 Fachwerkhäuser von Idstein durchhaben?
Dann fange ich einfach wieder von vorne an. Oder fotografiere eine andere Perspektive, von links, von rechts. Mal sehen. Der Stoff geht mir nicht aus.

Zur Person

Diana Oft. privat Diana Oft (47) kommt aus Sonneborn bei Gotha in Thüringen. 1992 zog sie der Liebe wegen nach Idstein, eine Stadt mit rund 25 000 Einwohnern im hessischen Rheingau-Taunus-Kreis. Die gelernte Rechtsanwaltsgehilfin ist verheiratet, hat zwei Kinder, arbeitet in Teilzeit als Bürokraft und bietet nebenbei Stadtführungen an, die man über die Tourist-Info von Idstein buchen kann (www.idstein.de). Auf Instagram findet man sie unter dem Namen diana_bummelt_durch_idstein.