Weniger Buchungen gibt es wegen Krisen in der Türkei und Ägypten. Stark gefragt sind bei deutschen Urlaubern vor allem Spanien und Portugal.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Erstmals seit Jahren sind die Erlöse in der erfolgsverwöhnten deutschen Reisebranche gesunken. Der Umsatz der Veranstalter schrumpfte im ablaufenden Reisejahr, das am 31. Oktober endet, deutlich um eine Milliarde Euro auf hochgerechnet 26,3 Milliarden Euro. „Politische Krisen und Terrorgefahren haben Spuren hinterlasse und die Wahl der Urlaubsziele erheblich beeinflusst“, sagte der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV), Norbert Fiebig, zum Auftakt der Jahrestagung von rund 700 Touristikern in Berlin.

 

Die Urlaubsklassiker der Bundesbürger am Mittelmeer waren laut Fiebig „gefragt wie nie“. Spanien, Portugal, Italien und Griechenland verzeichnen demnach ein teils starkes Buchungsplus. Auch bei Kreuzfahrten und Fernreisen läuft das Geschäft der Veranstalter und in den knapp 10 000 Reisebüros mit dem organisierten Urlaub weiterhin gut.

Buchungsrückgänge in der Türkei von 40 Prozent

Dagegen haben Reiseziele im östlichen Mittelmeer teils katastrophale Einbrüche zu verkraften. Die Umsätze mit organisierten Reisen in die Türkei, Ägypten und Tunesien seien zwischen 40 und 60 Prozent gesunken, räumt der Verband ein. Die Reiseströme haben sich demnach stark ins westliche Mittelmeer verlagert. Die Urlaubsziele im östlichen Mittelmeer steuern demnach nur noch ein Fünftel zum Gesamtumsatz bei, zuvor war es ein Viertel. Die Türkei bleibt trotz starker Buchungsrückgänge von 40 Prozent und mehr aber nach den Balearen und Kanaren das drittwichtigste Reiseziel der deutschen Pauschalurlauber.

Für das kommende Reisejahr will der Verband noch keine Prognose wagen. Aktuell liegen die Buchungen für die Wintersaison noch unter dem Stand vor einem Jahr. Weiterhin stark wachse aber die Nachfrage für spanische Ziele, insbesondere die Kanaren und die Balearen. Auch für die Osterferien werde schon rege gebucht. „Die Kunden haben offenbar aus den Engpässen gelernt, die es im abgelaufenen Sommer gab“, sagt Fiebig.

In den stationären Reisebüros ging der Umsatz um bis zu drei Prozent auf 22,9 Milliarden Euro zurück. Die darin enthaltenen Erlöse mit Geschäftsreisen blieben mit 7,4 Milliarden Euro konstant, ebenso die Zahl der rund 9900 Agenturen. Die Schließungswelle, die viele Jahre anhielt, ist damit offenbar abgeebbt. Das zeige, dass sich persönliche Beratung der Kunden auszahle, sagt Fiebig.

Gute Geschäfte mit Fernreisen

Mit Fernreisen macht die Branche weiterhin gute Geschäfte. Die Umsätze legten im abgelaufenen Reisejahr um drei Prozent zu und steuern bereits 22 Prozent zum Gesamterlös bei. Die großen Märkte USA und Thailand wurden allerdings etwas weniger gebucht, ebenso die Malediven. Dafür verzeichnete die Karibik 16 Prozent Zuwachs. Besonders Kuba, Mexiko und die Dominikanische Republik bleiben bei deutschen Urlaubern sehr beliebt. Nach den Buchungsrückgängen wegen Ebola liefen auch Destinationen in Afrika wieder besser, vor allem Südafrika und Namibia legten zu.

Urlaub in Deutschland, Österreich und der Schweiz verzeichnete ebenfalls Zuwachs in den Reisebüros. Da viele Urlauber aber auf eigene Faust reisen und Hotels direkt buchen, sind diese heimischen Ziele für den organisierten Tourismus nicht das ganz große Geschäft und die Zahlen nicht repräsentativ für die Gesamtentwicklung beim Deutschland-Urlaub.