Die Urlaubsmesse CMT fällt auch 2022 wieder Corona zum Opfer. Nur online können sich Interessierte informieren. Wie es mit dem Reisemarkt aussieht, hat Experte Martin Lohmann am Freitag digital erläutert.

Stuttgart - Die Deutschen haben Lust auf Urlaubsreisen wie noch nie, sie haben das Geld und die Zeit dafür und sie haben sich auch schon intensiv mit möglichen Reisen in diesem Jahr beschäftigt. So lassen sich die gestern im Rahmen der Urlaubsmesse CMT vorgestellten Ergebnisse der Reiseanalyse 2021/2022 kurz zusammenfassen. Offen bleibt dabei aber, ob sich diese positive Stimmung auch in den Buchungszahlen zeigen wird. Gebucht wird in Pandemie-Zeiten nach wie vor kurzfristiger als früher. Und klar ist, dass die Reise-Zahlen auch 2022 deutlich unter den Werten des bisherigen Rekordjahrs 2019 bleiben werden.

 

Rückgänge durch alle Teilbereiche der Branche

Professor Dr. Martin Lohmann stellt seit Jahrzehnten zu Beginn der Internationalen Ausstellung für Caravaning, Motor, Touristik (CMT) die Reisetrends für das vorangegangene und für das laufende Jahr vor. Obwohl die Reisemesse auch in diesem Jahr seit Freitag nur digital stattfindet, hat Lohmann es sich nicht nehmen lassen, zur Präsentation seiner Daten von Kiel nach Stuttgart zu kommen. Dort stellte er die Umfrageergebnisse zwar per Videokonferenz den zugeschalteten mehr als 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor, aber ein kleines Reise-Zeichen setzte er so doch.

Die Corona-Pandemie hat den Reisemarkt in den vergangenen beiden Jahren einbrechen lassen. Sowohl im Jahr 2020 als auch 2021 wurde bei den internationalen Ankünften weltweit ein Rückgang um bis zu mehr als 70 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 festgestellt, was laut Lohmann einen Rückfall auf das Niveau von 1987 bedeutet. Die Zahl der Übernachtungen in Deutschland lag im vergangenen Jahr bei 284 Millionen, was in etwa den Zahlen von 1991 entspricht. Diese deutlichen Rückgänge ziehen sich quer durch alle Teilbereiche der Branche. Die Prozentzahlen sind dabei auch deswegen so hoch, weil 2019 ein ausgesprochenes Rekordjahr „mit riesiger Nachfrage und guter Stimmung“ gewesen war.

Allgemeine wirtschaftliche Lage wird besser bewertet

Obwohl die Pandemie längst nicht vorbei ist und fast alle deutschen Nachbarländer und viele Länder in Europa Hochrisikogebiete sind, haben die Deutschen am Anfang des Jahres 2022 laut Lohmann so viel Lust wie noch nie auf Urlaub. Die allgemeine wirtschaftliche Lage werde besser als noch vor einem Jahr beurteilt, 22 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre persönliche wirtschaftliche Lage verbessern wird, 54 Prozent erwarten keine Veränderung. 82 Prozent der Deutschen haben sich laut der Umfrage schon im vergangenen November gedanklich mit Reisen in diesem Jahr beschäftigt, die Urlaubslust ist mit 61 Prozent - 10 Prozent mehr als im vergangenen Jahr - so hoch wie noch nie, Zeit dafür haben 72 Prozent, das nötige Kleingeld 70 Prozent.

„Urlaubsreisen waren und bleiben für die meisten Deutschen ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität“, schließt Lohmann aus den Daten. Trotzdem werde sich die Pandemie mit den sich rasch ändernden Maßnahmen und Regelungen, mit begrenzten Kapazitäten und einem hohen Informationsbedarf weiter stark auf das Reiseverhalten auswirken. Auch für 2022 sei mit einer geringeren Nachfrage im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 zu rechnen, aber doch mit etwa 60 Millionen Urlaubsreisen von fünf Tagen und länger - und damit 10 Millionen mehr als 2021.