Immer mehr ausländische Gäste entdecken deutsche Ferienregionen und Städte. Kein Land in Europa zählt mehr Übernachtungen. Die meisten zieht es nach Berlin, das sich als „Stadt der Freiheit und weltoffene Trendmetropole“ präsentieren will.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Berlin - Die Halle 12 ist auf der Reisemesse ITB unterm Berliner Funkturm immer ein beliebter Anlaufpunkt. Hier zeigt die Hauptstadtregion, was sie touristisch zu bieten hat. Rund 80 Partner aus Berlin und Brandenburg präsentieren dieses Jahr ihre Angebote, die Vermarkter rühren kräftig die Werbetrommel. „Die ITB ist für Berlin ein Heimspiel“, sagt Burkhard Kieker, Geschäftsführer von Visit Berlin. 25 Jahre nach dem Mauerfall will sich die Hauptstadt als „Stadt der Freiheit und weltoffene Trendmetropole“ präsentieren.

 

Der Fall des Eisernen Vorhangs und die Wiedervereinigung haben der Bundesrepublik ein starkes Wachstum der Besucherzahlen beschert. Mit dem Ende der DDR waren erstmals viele attraktive Ferienregionen an der Ostsee, im Harz oder Elbtal wieder frei zugänglich, ohne Visumpflicht und Grenzschikanen. Das lockte viele Neugierige. Seit 1993 haben sich die Übernachtungszahlen ausländischer Besucher in ganz Deutschland fast verdoppelt, wie die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) meldete.

Deutschland ist beliebt bei Besuchern aus aller Welt

Die historische Wende steht angesichts der kommenden Jubiläen im Zentrum der Imagekampagnen für das Reiseland Deutschland. Besucher aus aller Welt sollen kommen und selbst sehen, wie sich das Land seither entwickelt hat. Dabei fehlt es schon bis jetzt nicht an Zuspruch. Voriges Jahr buchten internationale Gäste zwischen Flensburg, Dresden und Garmisch erstmals fast 72 Millionen Übernachtungen, eine Bestmarke und ein Plus von 4,5 Prozent.

Bis ins Jahr 2020 werden es 80 Millionen werden, schätzt die DZT-Vorsitzende Petra Hedorfer. Im europäischen Vergleich steht Deutschland mit insgesamt fast 412 Millionen Übernachtungen (einschließlich einheimischer Gäste) weiterhin auf Platz 1 vor Spanien (388), Italien (323), Frankreich (294) und Großbritannien (269). Allerdings betrug der Zuwachs nur unterdurchschnittliche 1,1 Prozent. Das liegt am abgeschwächten Interesse einheimischer Gäste. Bei den Deutschen steht die eigene Heimat zwar auf Platz eins aller Reiseziele, aber verregnete Sommer führen schnell dazu, dass viele Reiselustige beim nächsten Mal lieber Badeziele rund ums Mittelmeer mit Sonnengarantie ansteuern.

Berlin meldet seit zehn Jahren Besucherrekorde

Einen neuen Wachstumsschub könnten vor allem die neuen Bundesländer brauchen, die lange Zeit über hohe Zuwachsraten im Tourismus jubeln konnten. Doch in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sinken inzwischen die Übernachtungszahlen, selbst das Zugpferd Mecklenburg-Vorpommern schaffte 2013 nur eine geringe Steigerung. Nach Bayern (84 Millionen), Baden-Württemberg (knapp 48 Millionen), Nordrhein-Westfalen (46 Millionen), Niedersachsen (40 Millionen) und Hessen (30 Millionen), die allesamt auch von vielen Messegästen profitieren, steht das dünn besiedelte Küstenland mit Urlaubsinseln wie Rügen oder Usedom und 28 Millionen Übernachtungen aber weiter auf Platz 6 der deutschen Reiseziele.

Knapp dahinter folgt Berlin mit 27 Millionen Übernachtungen – das ist ein Plus von gut 8 Prozent. Die Hauptstadt meldet seit zehn Jahren einen Besucherrekord nach dem anderen. Mit London und Paris gehört die Spree-Metropole zu den Top Drei unter den Städtezielen Europas und liegt im Inland weit vor Hamburg, München und Dresden. Besonders für junge Gäste sind die im internationalen Vergleich günstigen Übernachtungspreise, attraktive Flug-, Bahn- und Busverbindungen sowie das Nachtleben Gründe, gerne wiederzukommen. Besonders Briten, Italiener, US-Amerikaner, Holländer und Dänen tragen zu gut belegten Hotels bei, den stärksten Zuwachs gibt es allerdings bei Besuchern aus den Golfstaaten, China und Russland.