Reisen an der Nordsee Der Ranger von den Inseldünen Borkums
Achtsam unterwegs: Auf Borkum befinden sich Naturschutz und Tourismus im Einklang.
Achtsam unterwegs: Auf Borkum befinden sich Naturschutz und Tourismus im Einklang.
Borkum - Der Wind weht über den schier endlosen weißen Sandstrand von Borkum, die Sonne scheint, am Himmel ziehen die berühmten Schönwetterwolken über die westlichste der Ostfriesischen Inseln: Die lebendige Natur der Insel ist der Arbeitsplatz des gebürtigen Berliners Sebastian Keller. Der 42-Jährige arbeitet als Ranger des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer im Auftrag der Wilhelmshavener Nationalparkverwaltung.
Keller ist einer von zwei Rangern auf der Insel. Die Berufsbezeichnung assoziiert man eher mit der Wildnis Kanadas oder der Savanne Afrikas – hier an der deutschen Nordseeküste habe man sich aber auf den Begriff geeinigt, „weil es einfach besser klingt als die Bezeichnung ,geprüfter Natur- und Landschaftspfleger‘“, sagt Keller.
Zu Kellers Aufgaben gehören der Artenschutz von Tieren, die in der Wildnis Borkums leben und brüten, die Begleitung von Forschungsarbeiten in diesem Teil des Nationalparks Wattenmeer und auch die Öffentlichkeitsarbeit. „Ein Job mit viel Abwechslung, für den man aber auch eine Passion haben muss. Feiertage und feste Arbeitszeiten gibt es nicht“, sagt Keller.
Er ist mittlerweile auf Borkum heimisch geworden, mit seiner Frau lebt er seit fünf Jahren hier. Sebastian Keller ist gelernter Gärtner, eine gute Voraussetzung für die Arbeit als Ranger; denn meist ist ein „grüner Beruf“ die beste Grundlage. Keller wollte immer draußen arbeiten, „etwas Handfestes machen“, und fand in der Arbeit als Ranger das, was er suchte. „Man kann hier sehr viel bewegen. Der Naturschutz und die Liebe zur Natur sind mein Antrieb“, sagt er.
In den Dünen von Borkum zieht Keller unter anderem regelmäßig Zäune um die Nester von seltenen Vögeln, die hier brüten, oder er stellt Hinweisschilder für die Touristen auf. Es kommt immer wieder vor, dass Gäste querfeldein durch die Natur laufen. Wenn Keller das sieht oder wenn Hunde am Strand oder in den Dünen nicht angeleint sind, spricht er die Menschen an. „Ich spreche mit den Leuten, erkläre ihnen, warum die Regeln so sind, wie sie sind, und dann ist das Verständnis meist auch da.“
Grundsätzlich sei es wichtig, in der Natur der Insel achtsam unterwegs zu sein. „Man merkt eigentlich schon, wenn man die Tiere stört, und es ist nicht notwendig, im Ostland abseits der Wege zu laufen und die Pflanzen und Blumen zu zertreten; man kann drum herumlaufen.“ Keller wolle „viel Luft für das Bewusstsein der Menschen“ im Umgang mit der Tier- und Pflanzenwelt schaffen.
Aktuell unterstützt er Spezialisten, die die Insel und die Landschaft neu kartieren, begleitet Tierforscher zu den seltenen Arten, die auf Borkum leben, und arbeitet mit Fernsehteams, die auf Borkum Naturdokumentationen drehen. „Ich war mit Forschern auch beim Sturm Sabine draußen im Ostland. Da merkt man die Kraft der Natur. Borkum ist eine Insel, die immer in Bewegung ist und sich vom Wind und Wetter immer ständig neu formt. Das ist jedes Mal wieder aufs Neue faszinierend“, sagt Keller, der auch privat umweltbewusst konsumiert und kein Auto besitzt.
Dass Naturschutz und boomender Tourismus im Einklang funktionieren, zeige Borkum sehr gut. „Natürlich leben hier viele Menschen vom Tourismus, aber es gibt auch Programme, mit deren Hilfe wir die Natur touristisch erlebbar machen. Da arbeiten wir in etlichen Bereichen mit der Kurverwaltung zusammen.“ So seien Ausflüge zu den Standbrütern buchbar.
Mit dem Zug in etwa neun Stunden per ICE und IC von Stuttgart nach Emden-Außenhafen. Dann per Fähre der AG Ems nach Borkum. Mit dem Auto in rund acht Stunden über die A 8, A 5 und A 31, anschließend über die deutsch-niederländische Grenze bis Eemshaven und von dort mit der Fähre nach Borkum.
Das Vier-Sterne-Grandhotel Strandhotel Hohenzollern liegt direkt an der Nordsee. Neben eleganten Zimmern und Suiten sind auch fünf moderne Ferien-Lofts buchbar. DZ ab 135 Euro.Das Garni-Hotel Seehotel Borkum der Hotelgruppe Upstalsboom befindet sich im Stadtzentrum Borkums in der Nähe des Neuen Leuchtturms und ist fünf Minuten vom Strand entfernt. DZ ab 79 Euro.Das Biohotel Haus Wopke ist ein familiär geführtes Bed&Breakfast-Hotel. Das frühere Kapitänshaus im Ortskern bietet sechs modern eingerichtete Zimmer und ein Frühstück mit Bio-Produkten. DZ ab 100 Euro.
Im historischen Viertel der Insel liegt das Restaurant Alt-Borkum. Für die verschiedenen Fisch- und Fleischgerichte werden ausschließlich regionale Zutaten verwendet. Eine Reservierung ist notwendig. Perfekter kulinarischer Zwischenstopp während einer Radtour über die Insel ist Byl’s Fisshus, Specksniederstrate 15.
Aufgrund der aktuellen Situation finden die Ranger-Touren gerade nicht statt, werden aber wieder aufgenommen.