Reisen im Harz Walpurgisnacht – Verhext im Harz

Hexe Naria freut sich auf baldigen Besuch in der Walpurgishalle. Foto: Heinke

Inmitten wilder, schöner Berglandschaften lockt die Harzstadt Thale an der Bode mit sagenhaften Attraktionen und Freizeitangeboten.

Thale - Ein milder Wind weht durch den Harz. Auch rund um das Städtchen Thale ist die raue Bergwelt im Norden Mitteldeutschlands mit einem sanften grünen Schleier überzogen. Die Hexe Naria hat eigentlich schon Feierabend. Den Besen in der Hand steht sie am Eingang zur Walpurgishalle. Das mit nordischen Tier- und Götterdarstellungen verzierte Blockhaus erinnert an die Kulissen eines Wikingerfilms, Fantasy anno 1901. „Gerade wollte ich den Abflug machen“, sagt die hübsche Gästeführerin und lässt sich doch zu einem Foto überreden.

 

Die junge Frau freut sich über das Interesse an dem Teil des Hexentanzplatzes, der ihrer Meinung nach mehr Beachtung verdient. „Hier trug sich zu, was historisch wichtig ist“, sagt Naria und verweist auf den Sachsenwall – die Reste einer mehr als 1500 Jahre alten altgermanischen Fliehburg. Der Opferstein mit Runenzeichen, den man unter der Ruine fand, ist in der Walpurgishalle zu besichtigen.

gruselig-schöne Berglandschaften, Licht- und Schattenwesen

Anlass für deren Bau waren jedoch die großformatigen geheimnisvollen Bilder des Malers Hermann Hendrich (1854– 1931). Sie zeigen gruselig-schöne Berglandschaften, Licht- und Schattenwesen – Motive der Walpurgisnacht aus Goethes „Faust“. Für den Tourismus war das Werk ein Segen, lockte es doch unzählige Besucher an den Originalschauplatz des teuflisch sagenhaften Spektakels. Im Harz hofft man, dass 2022 wieder Tausende Walpurgisfans in der Nacht zum 1. Mai zum Hexentanzplatz pilgern dürfen.

Dass auf dem 454 Meter hohen Felsplateau über Thale einst anmutige Berg- und Waldgöttinnen verehrt wurden, geriet beim neuen Kult um die hakennasigen Zauberweiber in Vergessenheit. Umso erfreulicher, dass moderne Hexen wie Naria wieder schön sein dürfen.

Auf dem Personalausweis steht „Hexe“

Dennoch: Für den Fall, dass wieder einmal Besenflugverbot besteht und sie mit dem Auto fahren muss, kann die Halberstädterin beweisen, dass sie ganz normal ist. Denn auf ihrem Personalausweis steht „Hexe“. Wie unterschiedlich Damen dieser Berufsgruppe – wie auch ihre männlichen Kollegen – aussehen können, zeigen Figuren auf dem Bergmassiv.

Publikumslieblinge unter ihnen sind die drei bronzenen Bewohner des Hexenrings aus Findlingen, ein Werk des Quedlinburger Künstlers Jochen Müller. Während auf dem größten Stein der pferdefüßige Gehörnte hockt und neben ihm die Mixgestalt Homunkulus, müht sich die Hexe Watelinde, den letzten Riesenkiesel in den Teufelskreis zu schieben. Das Domizil der Obermagierin steht gleich vis-à-vis, und zwar durch einen Zauberfehler auf dem Kopf. Man betritt es in der Dachetage und läuft an der Decke lang.

Fabelwesen aller Art

Denn verkehrt herum ist auch im Inneren des Hauses jeder Raum, inklusive Inventar. Nebenan im Hexenwald steht man wieder auf dem Boden und sieht Fabelwesen aller Art. Unverhexte Bergnatur gibt es im Tierpark, der in einem Wald mit bis zu 200 Jahre alten Buchen liegt. Rund 60 Arten sind zu sehen, darunter Wölfe, Luchse, Bären, Mufflons.

Etwas aufregenderen Spaß für Jung und Alt bietet die Sommerrodelbahn Harzbob. Mit bis zu 40 Sachen saust man damit talwärts durch den Wald und wieder hoch hinauf. Auf der drei bis vier Minuten und rund 1000 Meter langen Schlittenfahrt auf Schienen erlebt man allein oder zu zweit unterschiedlich steile Kurven, sanfte Hopser und rasante Landschaftsbilder.

Hexentanzplatz bei Thale

Von einer Felsnase hinterm Seilbahnhof hat man einen grandiosen Panoramablick auf die gegenüberliegende Rosstrappe, auf Thale und das Bodetal sowie die nordöstliche Felsenklippe des Hexentanzplatzes – und das Ganze unter schwebenden Seilbahngondeln. Die grünen mit durchsichtigem Glasboden garantieren das komplette Panorama.

Die roten mit Metallgrund sind für nicht schwindelfreie Gäste besser. Platz ist jeweils für bis zu sechs Personen. Mit einem leichten Schwung geht’s los, und ehe man die Schönheit ringsum wahrgenommen hat, ist man schon angekommen. Wenige Schritte weiter startet der Sessellift hinauf zur Rosstrappe.

Dass etliche Passagiere dabei ihr Mountainbike mitnehmen, sollte nicht verwundern. Denn mit der Erweiterung des Rosstrappendownhills zum Bikepark Bodetal 2019 ist das Felsmassiv mit dem sagenumwobenen Hufabdruck zum Pilgerziel der Bergradsportler geworden.

Und ganz gleich, ob nach wildem Fahrrad-Cross, entspannter Wanderung oder turbulentem Familientag: Wer als Ziel für seinen Thale-Ausflug nicht gleich die Bodetal Therme auserkoren hat, hebt sie sich für den Abschluss auf. Denn wenn man, im warmen Sprudelwasser schwelgend, auf die grünen Hänge des Hexentanzplatzes schaut, wird niemand bestreiten, dass dies die angenehmste Art ist, die magische Naturlandschaft des Harzes zu genießen.

Info: Anreise

Mit dem Zug über Göttingen, Goslar und Halberstadt nach Thale, .

Unterkunft

Das The Hearts Hotel in Braunlage ist das höchstgelegene Lifestyle-Hotel des Nordens. Doppelzimmer ab 79 Euro.Ein charmantes Hotel in Thale unweit der Bode Therme ist das Hotel garni Haus Sonneneck, DZ ab 55 Euro.Das Stadt-gut-Hotel Hoffmanns Gästehaus in einer Villa aus dem 19. Jahrhundert in Thale hat schöne Zimmer, DZ ab 52 Euro.

Aktivitäten

Die beliebten Seilbahnen rund um Thale wie die Kabinenbahn zum Hexentanzplatz mit der Sommerrodelbahn oder der Sessellift zur Rosstrappe öffnen voraussichtlich wieder am 10. Mai.Sehenswert: Erlebnismuseum Harzeum und das Hexenhaus auf dem Kopf .Biker finden tolle Downhill-Strecken, Tagesticket inkl. Sessellift 29 Euro, Kinder 20 Euro.

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