Mit einem Hund zu verreisen, setzt Kompromissbereitschaft voraus. Und Geduld. Mit etwas Glück beschert es einem aber auch einzigartige Erfahrungen.

Es ist eng im Auto. Und stickig. Auf der Rücksitzbank stapeln sich zwischen Koffern und Reiseproviant einige Dosen und Säcke mit Hundefutter. Im Fußraum des Beifahrers liegen die Gepäckstücke, die sonst nirgends mehr hinpassen: Kamera, Urlaubslektüre, Wanderschuhe. Bequem reist hier nur einer: Rhodesian-Ridgeback-Doggen-Mix Wilhelm, der im Kofferraum auf einem Hundebett und vier Decken thront. Für Gepäck ist da selbst im Oberklasse-Kombi kein Platz mehr. Und schafft man es doch, eine Stofftasche mit Klamotten in eine Ecke des Kofferraums zu stopfen, wünscht man sich nach mehrstündiger Fahrt mit hechelndem Hund, man hätte es bleiben lassen.

 

Hundebesitzer nehmen einiges in Kauf, um ihren Liebling im Urlaub dabeizuhaben. Die Auswahl an Reisezielen ist überschaubar: Viele Naturschutzgebiete und Nationalparks sind für Hunde gesperrt. Auch kürzere Fernreisen scheiden quasi aus - zehn Tage Strand auf Kuba stehen für einen Hund in keinem Verhältnis zu den Strapazen eines zwölfstündigen Flugs. Von den Quarantänebestimmungen mancher Länder mal ganz abgesehen. Wer mit dem Auto verreist, muss mehr Pausen einplanen - und längere. Unterkünfte am besten lange im Voraus buchen. Denn das Angebot ist eingeschränkt: Hotels sind, abgesehen von wenigen auf Hunde spezialisierte Ausnahmen, kaum eine Option: der Weg nach draußen zu lang, die Zimmer zu klein, die Grünflächen zu frequentiert.

„Il fait rien. Il veut jouer“

Auch bei Ferienhäusern und -wohnungen muss man Abstriche machen. In etwa zwei von drei Urlaubsimmobilien zwischen Ostsee und Mittelmeer sind Haustiere nicht erlaubt. Bei Hunden in der Größe von Wilhelm mit einer Widerristhöhe von etwa 80 Zentimetern ist die Auswahl noch geringer. Da braucht man gute Argumente, um der korsischen Vermieterin zu erklären, dass das noch unter „mittelgroß“ fällt. Generell empfiehlt es sich, vor der Reise seinen Wortschatz in der Landessprache aufzufrischen. Ein freundliches „Il fait rien. Il veut jouer“ oder „Non fa niente, vuole solo giocare“ („Der tut nichts, der will nur spielen!“) kann manch eine ungemütliche Situation entschärfen.

Auch Rasse, Alter und Geschlecht des Hundes sollte man unbedingt draufhaben. Denn man kommt selten so leicht mit Einheimischen ins Gespräch wie in Begleitung eines Hundes. Ein freundlicher Vierbeiner hinterlässt auf jeden Fall einen nachhaltigen Eindruck. An ihn kann man sich oft noch Jahre später erinnern. Das ist dem zweibeinigen Urlauber allein eher selten vergönnt. Die Offenheit der Gastgeber liegt möglicherweise daran, dass Hundebesitzer aus Rücksicht auf ihr Tier die ganz großen Touristenströme meiden. Wer Halligalli will, reist besser allein. Mit Hund hält man sich von überlaufenen Strandpromenaden und Märkten fern und sucht sich möglichst einsame Wanderrouten, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Das hat Vorteile: In einer Dorfkneipe im ligurischen Hinterland weiß man den einzelnen Gast eher zu schätzen als am Hafen von Rimini.

Um das zu erfahren, muss der Hundebesitzer allerdings über eine gewisse Abenteuerlust verfügen - und eine Landkarte lesen können. Auch für den Strandurlaub ist diese Fähigkeit von Nutzen. Viele Orte haben zwar mittlerweile Hundestrände, das sind allerdings selten die schönsten und saubersten Flecken Erde. Was die Hinterlassenschaften ihrer Hunde angeht, haben viele Besitzer Nachholbedarf. Ein Vorrat an Plastiktüten muss deshalb mit an den einsamen, frei zugänglichen Strand, der am besten noch über Schattenplätze verfügt. Denn im Kampf um den Sonnenschirm hat das Tier im Zweifel den längeren Atem.

Die eigentliche Kunst beim Urlaub mit Hund besteht ohnehin darin, das Tier möglichst schnell müde zu spielen. Hunde verschlafen rund 80 Prozent des Tages. Wenn Herrchen oder Frauchen nicht zur Arbeit müssen, halten sie ihn wach. Manch ein Hund wirkt geradezu erleichtert, wenn ihn seine Besitzer ein paar Stunden allein in der Unterkunft zurücklassen, um sich an hundefreien Stränden oder auf überlaufenen Märkten auszutoben. Hauptsache, sie kaufen dort keine allzu sperrigen Urlaubsmitbringsel, damit auf der Rückfahrt genug Platz im Kofferraum bleibt.

Reisen mit Hund

Anreise
Auto: Wer seinen Hund schon als Welpe langsam an längere Autofahrten gewöhnt, reist so am bequemsten. Wichtig ist, dass der Hund gut gesichert ist - hinter einem Trenn-Netz im Kofferraum, in einer Transportbox oder mit einem speziellen Sicherheitsgurt.

Bahn: Hunde müssen angeleint sein und einen Maulkorb tragen oder in einer Transportbox untergebracht sein. Passt diese ins Handgepäck, fährt der Hund oft kostenlos mit. Bei größeren Hunden (etwa ab Größe einer Hauskatze) ist meist der Kinderfahrpreis fällig.

Fähre: In der Regel gibt es eigene Hundedecks mit ausgewiesenen Flächen, auf denen das Tier sein Geschäft verrichten kann. An Bord besteht zwar meist eine Maulkorbpflicht, viele Crews sehen das aber eher locker. Mit einem umgänglichen Hund kann man den Maulkorb ruhig erst mal in der Tasche lassen.

Flugzeug: Hunde unter fünf Kilo können bei den meisten Fluglinien ins Handgepäck und werden in einer urindichten Transportbox in der Kabine unter dem Vordersitz verstaut. Größere Tiere kommen in einen klimatisierten Frachtraum.

Einreise
Seit Januar gilt eine neue EU-Verordnung. Hunde, Katzen und Frettchen müssen nach wie vor gegen Tollwut geimpft und mit einem Mikrochip gekennzeichnet sein. Das wird an der Grenze zwar selten nachgeprüft, führt aber zu saftigen Strafen, wenn man ohne erwischt wird. Neu ist, dass der blaue EU-Heimtierausweis nur noch vom Tierarzt ausgefüllt werden darf. Ausweise, die vor dem 29. Dezember 2014 ausgestellt wurden, gelten vorerst weiter.

Weitere Informationen bekommen Tierbesitzer auf der Internetseite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, www.bmel.de/DE/Tier/HausUndZootiere/Heimtiere/_Texte/Heimtierausweis.html