Ermahnung zur Vorsicht für Bürger des Landes und in Deutschland lebende Türken: Die Türkei hat eine Reisewarnung für Deutschland herausgegeben. Eine mögliche Reaktion der Regierung in Ankara auf den Kurswechsel der Bundesregierung.

Istanbul - Das türkische Außenministerium hat die Bürger des Landes bei Reisen nach Deutschland und die in Deutschland lebenden Türken zur „Vorsicht“ ermahnt. In einer am Samstag veröffentlichten und als „Reisewarnung bezüglich der Bundesrepublik Deutschland“ überschriebenen Erklärung rät das Ministerium dazu, „sich nicht auf politische Debatten einzulassen“, „sich von Wahlkampfveranstaltungen politischer Parteien und von Plätzen fernzuhalten“, wo Kundgebungen oder Demonstrationen stattfinden, die von „Terrororganisationen“ organisiert oder unterstützt und von den deutschen Behörden geduldet werden“.

 

Die Regierung in Ankara sieht ein Erstarken anti-türkischer Ressentiments im Bundestagswahlkampf und rät deswegen ihren Bürgern zur Vorsicht bei Deutschland-Reisen. „Die Wahlkampf-Kampagnen in Deutschland fußen auf gegen die Türkei gerichteten Ressentiments und zielen darauf ab, den Beitritt unseres Landes zur EU zu verhindern“, teilte das türkische Außenministerium am Samstag mit.

„Türkische Bürger, die in Deutschland leben oder planen, dorthin zu reisen, sollten vorsichtig sein und umsichtig handeln im Falle möglicher fremdenfeindlicher oder rassistischer Zwischenfälle, Verhaltensweisen oder verbaler Attacken.“ Die politische Atmosphäre in Deutschland sei beeinflusst von rechtsradikaler und rassistischer Rhetorik.

Verschärfte Reisehinweise für die Türkei

Bei der „Reisewarnung“ handelt es sich augenscheinlich um eine Reaktion der Türkei auf die Bundesregierung, die Mitte Juli einen Kurswechsel gegenüber der Regierung in Ankara vorgenommen und die Reisehinweise für die Türkei verschärft hatte. Seit dem 26. Juli wird Deutschen zu erhöhter Vorsicht bei Türkei-Reisen geraten.

Dabei wird auf nicht nachvollziehbare Festnahmen von Deutschen hingewiesen. Das Auswärtige Amt bemüht sich seit Wochen um die konsularische Betreuung festgenommener Deutscher, die von den türkischen Behörden verweigert oder nur sporadisch zugelassen werden. Die Türkei verdächtigt sie, die Urheber des gescheiterten Militärputsches vom vergangenen Jahr unterstützt zu haben. Der bekannteste Fall ist der des Doppelstaatlers und Journalisten Deniz Yücel, der seit mehr als 200 Tagen in Haft sitzt.