Im nachhaltigen Alltag üben sich die meisten fleißig, doch wie sieht es mit der Nachhaltigkeit beim Reisen aus? Hier eine Top 10 der Länder, die beim Schonen der Ressourcen die Nase vorn haben.

Nachhaltige Reiseziele und nachhaltiges Reisen sind derzeit überall ein Thema und manchmal kann es schon etwas schwierig sein, den Begriff Nachhaltigkeit genau zu definieren.

 

Was ist Nachhaltigkeit?

Nachhaltigkeit umfasst alle Aktivitäten, die laut der Vereinten Nationen „die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllen, ohne zukünftige Generationen der Möglichkeit zu berauben, ihre eigenen Bedürfnisse zu stillen.“

Um die weltweiten Herausforderungen in den Bereichen Armut, Ungleichheit, Klimawandel, Umweltschädigung, Frieden und Gerechtigkeit anzugehen, haben die Vereinten Nationen ein Rahmenwerk mit 17 Zielen erstellt. Viele dieser Ziele können auch auf die Reisebranche und den Tourismus angewendet werden.

Nachhaltige Fernreisen, geht das überhaupt?

Viele Menschen zieht es im Urlaub an Orte, die man mit dem Zug nicht erreichen kann. Hier wird eine Anreise mit dem Flugzeug unumgänglich, was aufgrund des hohen CO2-Ausstoßes alles andere als nachhaltig ist. Um allen gleich den Zahn zu ziehen: Fernreisen können also nicht komplett nachhaltig sein. Dennoch ist es möglich, eine Fernreise nachhaltiger zu gestalten.

Nachhaltige Fernreisen: CO2-Emission kompensieren

Ein Fakt ist: CO2-neutrale Treibstoffe sind derzeit noch nicht auf dem Markt zu finden.

Doch wie funktioniert Kompensation eigentlich genau?

Seriöse Nichtregierungsorganisationen, wie beispielsweise atmosfair, rechnen aus, wie viele Kilogramm CO2 der Flug verursacht hat und ermitteln anhand dessen einen Spendenbetrag. Diese Spenden fließen dann in den Ausbau erneuerbarer Energien in Ländern, wo es diese bisher kaum gibt. Somit wird dort das CO2 eingespart, das ansonsten durch fossile Energien entstanden wäre.

Gleichzeitig haben die Menschen vor Ort auch etwas davon, weil sie Zugang zu sauberer Energie erhalten, was wiederum zu höheren Bildungschancen führt.

Derzeit von atmosfair unterstützte Projekte sind beispielsweise:

  • Bau von Fotovoltaik-Großkraftwerken in Senegal
  • Entwicklung eines kleinen Wasserwerks in Honduras
  • Bildungsprogramme zum Klimawandel an deutschen Schulen

Nachhaltige Fernreisen: Einheimische unterstützen

Neben dem ökologischen Aspekt sind auch die sozialen Gesichtspunkte wichtig. So bildet der Tourismus für viele Einheimische in fernen Ländern eine Lebensgrundlage. Soziale Nachhaltigkeit auf Fernreisen bedeutet daher:

  • Hotels oder Unterkünfte auswählen, die von Einheimischen geführt werden
  • Hotels buchen, die auf grünen Strom, keine Plastikverpackungen und Bio-Lebensmittel achten
  • In lokalen Restaurants essen statt All-inclusive buchen.

„Sanfter Tourismus“: Welche Länder sind ganz weit vorne?

Auf der ganzen Welt setzen sich Länder auf unterschiedliche Weise für diese Ziele ein. Wir stellen zehn nachhaltige Reiseziele vor, die sich ganz besonders mit Problemen wie Massentourismus, Plastikverbrauch, Luftqualität, Schutz des Landes, Artenvielfalt, CO2-Ausstoß, Lebensmittelverschwendung und nachhaltigem Anbau auseinandersetzen.

Norwegen Urlaub – smarte Stadt als Vorzeigeprojekt

Norwegen hat im Bereich Nachhaltigkeit die Nase weit vorne. Ob saubere Energie aus Wasserkraftwerken, eine beträchtliche Anzahl von Elektroautos auf den Straßen oder die Entwicklung elektrischer Flugzeuge für alle Inlandsflüge – das skandinavische Land ist ein Vorreiter im Umweltschutz.

Neuestes nachhaltiges Projekt

Derzeit entsteht eine nachhaltige Stadt neben dem wichtigsten Flughafen Norwegens. Diese Oslo Airport City (OAC) wird komplett mit selbst erzeugten, erneuerbaren Energien versorgt. Geothermie und Solarstrom sind hier die Keywords. Bei Überproduktion werden mit dem grünen Strom Flugzeuge enteist.

Das Stadtzentrum von OAC wird komplett autofrei sein. Grünstrom, autonome E-Autos und kurze Wege zwischen Arbeit und Wohnen machen Oslo Airport City zu einer modernen, smarten Stadt der Zukunft. Das Vorzeigeprojekt für moderne Stadtplanung wird rund um einen Park entstehen. Denn auch die Work-Life-Balance der Norweger stimmt.

Slowenien Urlaub – spitze in Umweltschutz

Das Jahr 2017 wurde von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr für nachhaltige Entwicklung im Tourismus ausgerufen. Länder auf der ganzen Welt nahmen teil. Diese mussten Nachhaltigkeitsindikatoren erfüllen. Slowenien knackte 96 von 100. Ein Leichtes für das kleine Land, das zu 60 Prozent von üppigen Wäldern bedeckt ist und in dessen 40 Parks und Reservaten über 20.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten heimisch sind.

Was macht Slowenien zu einem Spitzenreiter der Nachhaltigkeit?

Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens ist eine der nachhaltigsten Städte der Welt. Mit Initiativen für ein autofreies Stadtzentrum, einer Null-Abfall-Strategie und der Initiative, Parks und verlassene Gebäude wiederzubeleben, hat sich die kleine Stadt im Bereich Umweltschutz ganz nach oben katapultiert.

Österreich Urlaub – Pionier im biologischen Anbau

Weltweit werden 1,4 Prozent eines Landes biologisch bebaut, wobei der Prozentsatz in vielen Ländern höher ist. Österreich nimmt hier mit 24 Prozent eine Spitzenposition ein. Biologischer Anbau hat in der flächenmäßig kleinen Alpennation eine weitreichende Geschichte.

Was macht Österreich so nachhaltig?

Gemäß den Untersuchungen des österreichischen Forschers Rudolf Steiner wurde die weltweit erste Biofarm bereits 1927 in Österreich registriert. Während der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden Richtlinien, Subventionsprogramme und Ökoverbände und in den 1980er-Jahren führte Österreich als erstes Land Bestimmungen zum biologischen Anbau ein – zehn Jahre vor der ersten Vorschrift der EU. Wenn das nicht Lust auf einen Urlaub auf dem Bio-Bauernhof macht.

Costa Rica Urlaub – Nationalparks und Naturschutzgebiete

Costa Rica hat aus seinen Fehlern der Vergangenheit gelernt. Das landschaftlich gesegnete zentralamerikanische Land hat in den 1960er-Jahren viel bewaldete Fläche für den Anbau von Bananen, Kaffee und Zuckerrohr freigegeben, um für ein Auskommen der wachsenden Bevölkerung zu sorgen. Bereits ein Jahrzehnt später wurde sich die Regierung bewusst, was diese Ausbeute für Costa Rica bedeutet, und zog die Reißleine. Seitdem wurden Nationalparks gegründet, ökologischer Tourismus gefördert und biologischer Anbau ermutigt.

Wie sieht das nachhaltige Konzept aus?

Heutzutage sind rund 28 Prozent der Fläche Costa Ricas durch Nationalparks, Reservate und Naturschutzgebiete geschützt. Dazu gehören Regenwälder, Sümpfe, Korallenriffe, Vulkane, Wasserfälle und Inseln. Im verhältnismäßig kleinen Costa Rica sind über fünf Prozent der weltweiten Arten angesiedelt, obwohl das Land nur 0,03 Prozent der Oberfläche unseres Planeten ausmacht.

Schweiz Urlaub – führend im Klimaschutz

Alle zwei Jahre wird der Index für Umweltschutz veröffentlicht. Er zeigt, wie umweltfreundlich die Politik von Staaten ist. 2018 erzielte die Schweiz den höchsten Wert und landete auf dem ersten Platz.

Was macht die Schweiz derart nachhaltig?

Durch gezielte politische Maßnahmen werden die Eidgenossen dazu ermutigt, in ihrem Land verantwortlich mit Ressourcen umzugehen, erneuerbare Energien zu nutzen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu mindern, erhöhte Kohlendioxidsteuern mitzutragen, die Wasserqualität zu verbessern, natürliche Räume und Artenvielfalt zu schützen, die Luftqualität zu verbessern und dauerhafte Bodenschäden zu beschränken.

Frankreich Urlaub – nachhaltige Ernährung

In kaum einem anderen Land geht die Liebe wohl so sehr durch den Magen wie in Frankreich. Die Sterne- und Gourmetküche haben Tradition und Essen ist eine Hochkultur. Kein leichtes Unterfangen also für die Regierung, als diese 2016 einführte,  essbare Lebensmittel „Abfälle“ von Supermärkten und Restaurants an wohltätige Organisationen zu spenden. Restaurants müssen seitdem Gästen zudem die Option geben, Essensreste mit nach Hause zu nehmen.

Was macht Frankreich zu einer nachhaltigen Nation?

Der Food Sustainability Index bewertet 67 Länder nach der Nachhaltigkeit ihrer Ernährungssysteme in drei Kategorien: Lebensmittelverschwendung, nachhaltiger Anbau und Ernährungsherausforderungen. Frankreich steht hier an erster Stelle. Mit erfolgreichen Projekten wie dem gemeinsamen Kampf gegen Übergewichtigkeit von Kindern ist Frankreich ein Vorreiter im Bereich von nachhaltiger Ernährung. Aber auch in Sachen Agrarökologie nimmt Frankreich eine führende Rolle ein, wenn es etwa um den Verzicht von Pestiziden oder Gentechnik in der Landwirtschaft geht sowie eine regionale Vermarktung der Lebensmittel.

Singapur Urlaub – Gärten inmitten von Beton

Singapur spielt in Sachen Klimaschutz ganz vorne mit. Der Inselstaat südlich von Malaysia schreibt bei jedem Neubau vor, dass Pflanzen und Grünflächen Bestandteil sein müssen. So entstanden auch die „Gardens by the Bay“, manchen auch als Sky Gardens bekannt. Auf dem über 100 Hektar großen Parkgelände an der Waterfront sind riesige 25 sowie 50 Meter hohe künstliche Bäume errichtet worden, die Solarenergie für eine nächtliche Lichtshow sammeln. Entlang der Stämme befinden sich vertikale Gärten in denen mehr als 150.000 Pflanzen wachsen.

Was ist das nachhaltige Ziel?

Singapur will durch die „Gardens by the Bay“ eine grüne Lunge zwischen all den Wolkenkratzern entstehen lassen: kleine Parks, Flüsse und Teiche inmitten von Beton, die ein Gefühl der Weite geben. Zudem werden Parks mit Brücken und Wegen verbunden, damit Einheimische und Touristen leicht Radfahren und wandern können. Mithilfe von günstigen Tickets für den Nahverkehr schafft Singapur zusätzliche Anreize, das Auto zuhause stehen zu lassen.

Bhutan Reise – der Kampf gegen Massentourismus

Bereits in den 70er Jahren verstand man im kleinen Land Bhutan, dass sich unkontrollierte Massen an Touristen negativ auf die unberührte Umwelt und einzigartige Kultur auswirken könnten. Daher beschloss die Regierung sich den Besuch ihres buddhistischen Königreichs am östlichen Rand des Himalayas bezahlen zu lassen. Mit einer Tagesgebühr in US-Dollar, die sich in Haupt- und Nebnsaison splittet und in der Mahlzeiten, Unterkunft, Transport im Land und ein täglicher Reiseführer inkludiert sind.

Was müssen Besucher von Bhutan wissen?

Zudem muss man Ausflüge mit von der Regierung genehmigten Reisebüros im Voraus buchen. Gruppenausflüge bestehen meistens aus fünf bis zehn Personen, die von einem staatlich geprüften Ortsführer geleitet werden. Dadurch sind sehr persönliche Trips möglich. An einem Tag kann man sich für die Übernachtung in einem alten Bauernhof entscheiden. Am nächsten Tag darf es vielleicht das exklusive Resort sein? Vorteil für Buthan und seine Regierung: Besucher sind immer unter dem Radar.

Ruanda Urlaub – Plastiktüten den Kampf angesagt

Ruanda ist bekannt für seine gewaltigen Wälder und die letzten noch lebenden Berggorillas. Das Land hat sich sehr hohe Ziele gesteckt: es will von einem durch Landwirtschaft geprägten Staat zu einem Land der Wissenschaft werden. Vor allem hinsichtlich umweltpolitischer Aspekte will Ruanda eine wichtige Rolle spielen.

Was ist der nachhaltige Ansatz?

Seit 2008 sind in Ruanda bereits biologisch nicht abbaubare Plastiktüten und Verpackungsmaterialien verboten. Ruander verwenden vorwiegend Tüten aus Papier, Stoff, Bananenblättern und Papyrus. Daher ist Ruanda eins der saubersten Länder Afrikas. Per Gesetz ist der Import von Plastiktüten ebenfalls verboten. Touristen werden durchsucht und gefundene Plastiktüten werden gegebenenfalls konfisziert. Besucher des Landes werden zudem gebeten, Müll bewusst zu entsorgen.

Hongkong Reise – mit ÖPNV auf der richtigen Schiene

Verkehr, egal ob auf der Straße, den Schienen, in der Luft oder auf dem Wasser, ist für 24 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Daher bemühen sich viele Länder darum, die Ausstöße zu reduzieren. Öffentliche Verkehrsmittel spielen hierbei eine entscheidende Rolle. Hongkong hat die Zeichen klar erkannt. Zumal sieben Millionen Einwohner auf rund 1106 Quadratkilometern in der chinesischen Metropole von A nach B kommen wollen. Um einem Umwelt- und Verkehrskollaps rechtzeitig entgegenzuwirken, wird der öffentliche Nahverkehr staatlich extrem gefördert.

Hongkong und nachhaltig? Aber ja!

Aufgrund seines innovativen und gut verbundenen Transportsystems, das täglich 12,6 Millionen Einzelfahrten abwickelt, ist Hongkong in Sachen Nachhaltigkeit auf der richtigen Schiene unterwegs. Weniger als ein Fünftel aller Einwohner besitzen ein Auto und der öffentliche Nahverkehr ist hier im Vergleich zu anderen Metropolen recht günstig. Wesentliche Faktoren für Hongkongs Spitzenposition sind auch die moderne und gut finanzierte U-Bahn, die hohe Frequenz der Fahrten mit den Öffis, Barrierefreiheit und der erschwingliche Preis für Tickets.