Wieder ein superheißer Tag: Auf bis zu auf 39 Grad Celsius soll das Thermometer regional steigen. 2018 wird wie schon 2003 alle Wärmerekorde brechen. Ein Blick in Deutschlands Klimageschichte zeigt: Früher war es noch viel schlimmer.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Stuttgart - Der Bauernverband befürchtet die „schlechteste Ernte des Jahrhunderts“. „Ist dieser Sommer noch normal?“, fragt die „FAZ“ und schürt die Angst vor einem „Jahrtausendsommer“. Auch „Bild“ meint: „Der Sommer 2018 hat das Zeug zu einem Jahrhundertsommer!“ Medien und Meteorologen überbieten sich derzeit mit Wetter-Superlativen.

 

Deutschland, Europa, die gesamte Nordhalbkugel liegen unter einer Hitzeglocke. Die Temperaturen erreichen Rekordwerte. Die Felder sind knochentrocken, die Wälder brennen beim kleinsten Funken wie Zunder, die Böden sind aufgeplatzt. Kurzum: Es herrscht eine große Dürre, die allenfalls mit dem Jahrhundertsommer 2003 zu vergleichen ist.

Große Dürren

Das Wort Dürre geht zurück auf „durrî“ (althochdeutsch) und „dürr“ (mittelhochdeutsch). Gemeint ist damit eine außergewöhnliche Trockenzeit durch Regenmangel und durch eine höhere Verdunstung als üblich bei gleichzeitig sehr hohen Temperaturen. Die Folgen sind Ernteausfälle, Trinkwasserknappheit und reihenweise kollabierende Menschen.

Dürren begleiten die Menschheit seit Anbeginn. Das Alte Reich in Ägypten, dem wir die großen Pyramiden von Gizeh verdanken, ging vor rund 2200 Jahren aufgrund einer katastrophalen Dürreperiode unter. Wegen der wahnsinnigen Hitze wurde der Sommer 1387 „der heiße Sommer“ genannt. 1473 gab es in Deutschland eine viermonatige Dürre mit extrem heißen Tagen. Als Folge der Hitze konnten die Menschen zu Fuß durch die Donau laufen.

Jahrtausendsommer von 1540

Der Sommer des Jahres 1540 toppte alles bis dahin Dagewesene. Elf Monate lang fiel kaum ein Tropfen Regen, dazu gab es eine Extremhitze. In ganz Mitteleuropa herrschte „Mega-Dürre“ – und das mitten in der kleinen Eiszeit, einer Periode relativ kühlen Klimas von Anfang des 15. Jahrhunderts bis in das 19. Jahrhundert hinein.

Eine internationale Forschergruppe von der Universität Bern hat diesen Jahrtausendsommer genauer untersucht und mehr als 300 Chroniken aus ganz Europa ausgewertet. 2014 veröffentlichten die Wissenschaftler ihre Studie im Fachblatt „Climate Change“.

Demnach blieb Mailand fünf Monate lang völlig ohne Regen, im Oktober blühten die Rosen ein zweites Mal. Die Themse hatte einen so niedrigen Stand, dass das Meerwasser bis nach London vordrang. Die Risse im Boden seien so tief gewesen, dass die Menschen ihre Füße darin baumeln lassen konnten, heißt es in einer Chronik. Weder zuvor noch jemals danach wurde über einen so langen Zeitraum von solch extremen Temperaturen in Mitteleuropa berichtet.

Zumindest die Weinreben gediehen prächtig. Der Jahrgang 1540 aus den Steilhanglagen oberhalb von Würzburg gilt als „Jahrtausendtropfen“. Eine der letzten Flaschen mit dem kostbaren Rebensaft lagert heute hinter Panzerglas im Bürgerspital Weingut Würzburg.