Ein Bahnhof im Zuckerbäckerstil, eine Berglandschaft mit Seen und eine Mini-Märklinfabrik sind in Göppingen zu Höchstpreisen versteigert worden.

Region: Corinna Meinke (com)

Göppingen - Schlag auf Schlag haben am Wochenende am Göppinger Rosenplatz kostbare Blechspielzeuge im Wert von insgesamt mehr als einer Million Euro die Besitzer gewechselt. Star der Versteigerung im Auktionshaus Hohenstaufen war eine Fabrikanlage der Firma Märklin aus dem Jahr 1905, die als das größte Spielzeugobjekt gilt, das das Göppinger Unternehmen jemals gebaut hat. Den Zuschlag soll ein Sammler aus den Vereinigten Staaten für rund 440 000 Euro erhalten haben.

 

Ein Millionenergebnis eingefahren

Die Bohrmaschine, die Fräse, der Schleifstein sowie die Drehmaschine der Miniaturfirma werden über einen mechanischen Seilzug, rotierende Wellen und Transmissionsriemen angetrieben, wie Hans Georg Grupp, der Eigentümer und Geschäftsführer des Auktionshauses, erklärte. Er kann sich offenbar über ein sehr erfolgreiches Wochenende freuen, hat doch sein noch recht junges Unternehmen, das er zusammen mit dem Ex-Märklinpressesprecher Roland Gaugele 2013 in Göppingen gründete, dieses Mal ein Millionenergebnis eingefahren.

Die imposante kleine Fabrik, für die Märklin das eigene Unternehmen als Vorbild genommen hatte, war auch schon vor gut 110 Jahren ein Vermögen wert, wie es der Märklinkatalog aus dem Jahr 1905 ausweist. Die dort angegebenen 240 Goldmark waren damals ein Betrag, den sich höchstens ein paar wenige Fabrikanten leisten konnten, sagt Grupp, vereidigter Sachverständiger für Blechspielzeug. Wenn der Geschäftsmann die Vorzüge der historischen Märklinprodukte aus der Zeit von 1895 bis 1930, lobt, gerät er förmlich ins Schwärmen über die exzellente handwerkliche Verarbeitung des verwendeten Weißblechs.

Spezialisiert auf historisches Blechspielzeug

Den besonderen Charme macht für ihn vor allem die künstlerisch gestaltete Bemalung von Hand aus, die sich bei Märklin im Vergleich zu manch anderem altem Blechspielzeug viel besser erhalten habe, weil hier stets mehrere Farbschichten übereinander gelegt worden seien. Von den insgesamt 1030 aufgerufenen Artikeln, für die Sammler aus der ganzen Welt mittels Agenten im Saal oder am Telefon boten, handelte es sich zum allergrößten Teil um Märklinware, sagte Hans Georg Grupp. Sein Unternehmen ist auf Märklinblechspielzeug spezialisiert, das vor dem Zweiten Weltkrieg entstanden – sowie auf so genannte Uraltware bis zum Baujahr 1920.

In Ausnahmefällen versteigere er auch Märklinprodukte aus der Zeit der 1950er bis 1960er Jahren. Aber nur, wenn sie hochwertig sind. Gerade im Göppinger Umfeld gebe es immer wieder interessante Stücke zu entdecken, die häufig in den Familien von Märklinmitarbeitern zu finden seien. Grundsätzlich sei er nur an Objekten aus Privatbesitz interessiert, so Grupp, die, im Gegensatz zu Händlerware, nicht schon mehrmals auf dem Markt erschienen seien.

Eine Landschaft mit zwei Seen

Dies sei auch diesmal wieder gelungen. Auf Platz zwei der Bietergunst landete nach Grupps Worten eine Berglandschaft von Märklin. Das mit einem Berg- und einem Talsee ausgestattete Unikat lasse Sammler schon allein wegen seines frühen Entstehungsjahres – 1895 – aufhorchen. Bei der Versteigerung erzielte das Blechspielzeug einen Preis von 200 000 Euro. Und auf immerhin noch die Hälfte des Betrags kam der im Zuckerbäckerstil erbaute Märklinbahnhof von 1909, der sich an seinem historischen in Sankt Petersburg orientiert.

Im Vorfeld der Auktion waren die angebotenen Märklinprodukte im Göppinger Märklinmuseum ausgestellt worden.