Rekordmann aus Stuttgart Jochen Glasbrenner pulverisiert Stunden-Weltrekord – Eintrag ins Guinessbuch

Jochen Glasbrenner nicht von der, sondern auf der Rolle! Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt Foto:  

Zehn Kilometer mehr als der bisherige Rekordhalter! Jochen Glasbrenner ist mit seinem Rennrad auf der Rolle in einer Stunde exakt 67,41 Kilometer geradelt. Dieses gigantische Tempo bringt ihn ins Guinnessbuch der Rekorde.

Stuttgart - Ein knappes Radler-Trikot und kurze Hosen ergeben an diesem nasskalten Sonntagmorgen nicht unbedingt ein wärmendes Outfit. Vor der offenen Garage in Feuerbach ziehen die meisten lieber nochmals den Kragen ihrer Jacke hoch. Jochen Glasbrenner allerdings ist bereits auf Betriebstemperatur, hat sich eingerollt auf seinem Sportgerät, einem schnittigen schwarzen Rennrad mit Speichenrädern.

 

Kein Carbon- und Scheiben-Schnickschnack also, denn das erlaubt das Reglement nicht, nach dem Glasbrenner jetzt gleich den Guinness-Weltrekord „auf der freien Rolle“ angreifen wird: hinten zwei Rollen, wobei die vordere über ein Gummi-Band auch die Rolle fürs Vorderrad antreibt. Auf diesem stählernen Untersatz geht gleich die Post ab. Ohne jegliche Stütze. Nur ein Stuhl zum Aufsteigen, Antreten und die Balance finden - und diese während der nächsten Stunde zu halten in freier Fahrt!

Zum Beginn gleich mit Vollgas

Die Anspannung ist mit Händen zu greifen, und Glasbrenner legt los, als gäbe es kein Morgen! Als hätte er nicht eine volle Stunde vor sich, für die eventuell die Kräfte zu portionieren wären! Aus dem Stand sprintet er auf über 60 Stundenkilometer. Ein Tempo, das sich dann bei einem Schnitt von gut 67 km/h einpendelt. Präzise wie ein Uhrwerk zieht er das durch, mit hoher Trittfrequenz. „Jochen, du hast gleich eine Viertelstunde und schon 15 Kilometer!“ ruft ihm seine Frau Nina zu. Das ist schon mal eine Marke, denn der zwei Jahre alte Rekord eines Radlers aus Brindisi liegt bei 57,18 Kilometer. Und Glasbrenner hat sich vorgenommen, diesen nicht nur zu knacken, sondern möglichst weit nach oben zu treiben: „Damit er eine Weile hält.“

Mit Inlinern hät Glasbrenner fünf Rekorde

Während Nina Glasbrenner den Gästen Muffins und Wasser anbietet, kann ihr Mann die Hände nicht einen Moment vom Lenker nehmen. Der Balance wegen. „Er ist voll im Tunnel, sieht nur die Daten und gibt Vollgas“, weiß sie. Der Extremsportler hält mit Inlinern, seinem Hauptsportgerät, fünf Guinness-Rekorde. Etwa mit 300 Kilometern die längste Strecke auf Inlinern in zwölf Stunden wie auch den Inliner-Stundenrekord. Auf dem Boden bilden die Schweißtropfen, die dem 47-jährigen Ingenieur, der bei Bosch an Brennstoffzellen für mobile Anwendungen arbeitet, von Kinn und Nasenrücken tropfen, längst eine flächendeckende Lache.

Der Rekordhalter fällt fast vom Rad

Nach einer halben Stunde ist die 33 Kilometermarke überschritten, zehn Minuten später sind es 44 km und eine Frau ruft: „Jochen, du bist eine Tier!“ Auch Sohn Niklas, 10, ist sich sicher: „Papa schafft das! Er hat schon soviel geschafft!“ Der Papa strampelt mit eiserner Konzentration und absolut flüssig immer noch mit einem Schnitt von gut 67 km/h. Nur einmal gibt er Laut, als es stramm auf die Rekordmarke zugeht: „Bitte den Moment aufnehmen!“ Jubel, als nach 51.02 Minuten der Rekord fällt. „Jetzt noch die Kür!“, feuert Nina Glasbrenner ihren Mann an. „Noch zwei Minuten!“ Dermaßen stimuliert, treibt der Modellathlet, 80 Kilogramm schwer, 1,90 Meter groß, die Tachonadel auf über 70 km/h. Die letzten zehn Sekunden werden laut heruntergezählt. Bei Null hat Glasbrenner exakt 67,41 Kilometer absolviert: mehr als zehn Kilometer über dem alten Rekord!

Gut, dass seine Frau aufpasst! Denn beim Stopp fällt der neue Rekordhalter fast vom Rad. Er sinkt auf einen Stuhl, atmet tief: „Alles ist steif. Hände, Arme, Beine“, stellt er fest. Keine zwei Minuten später steht er auf, schüttelt sich ein bisschen aus: „Super! Ein super Glücksgefühl“ sei das jetzt. Glasbrenner dampft und strahlt in den kühlen Morgen hinaus. Was er jetzt machen wird? „Viel trinken! Duschen! Und heute bestimmt nicht mehr trainieren!“

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