Knapp 41 Millionen Menschen weltweit sind in ihrem eigenen Land auf der Flucht vor Konflikt und Gewalt gewesen. Eine höhere Zahl von Binnenflüchtlingen ist niemals zuvor registriert worden.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Stuttgart - In der EU wird heftig über die Asylpolitik gestritten. Zäune werden hochgezogen, weil sich manche Länder nicht in der Lage sehen, ein paar Tausend Flüchtlinge aufzunehmen und ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Verdrängt wird dabei oft, dass sich nur ein Bruchteil der Vertriebenen auf den gefährlichen Weg in Richtung Europa macht. Weitaus mehr Flüchtlinge suchen Schutz in den Nachbarländern, wo die Situation oft nicht wesentlich besser ist als in ihrer Heimat. Die allermeisten Menschen aber sind Binnenflüchtlinge. Das heißt, dass sie innerhalb des eigenen Landes Zuflucht vor Krieg und Gewalt suchen. Knapp 41 Millionen Menschen weltweit teilten einer neuen Untersuchung zufolge Ende 2015 dieses Schicksal. Eine höhere Zahl von Binnenflüchtlingen sei niemals zuvor registriert worden, teilte das Internal Displacement Monitoring Centre (IDMC) in London mit. Die vielen kriegerischen Auseinandersetzungen auf der Welt hätten die Entwicklung ausgelöst. Nach Angaben der Fachleute ist die Zahl der Binnenflüchtlinge damit in etwa doppelt so hoch wie die Zahl der gut 20 Millionen Flüchtlinge, die ihr Land verlassen.

 

Besonders die Bürgerkriege in Syrien, Jemen und Irak hätten im vergangenen Jahr viele Menschen zum Verlassen ihrer Heimatstätte gezwungen. Die Fachleute geben besonders Terrormilizen wie dem Islamischen Staat Schuld an den Vertreibungen. Der Islamische Staat kontrolliert viele Regionen im Irak und in Syrien und herrscht dort mit Terror und Gewalt.

Die Macher der Studie beklagen zu Recht, dass sich die Aufmerksamkeit der Welt auf den Flüchtlingsstrom aus der Region heraus gerichtet habe, während sich die weitaus größere Katastrophe innerhalb der Länder selbst abspielt.