Unfassbar, erschreckend, traurig: Der frühere VfB-Profi Maurizio Gaudino hat beim 2:2 im Relegations-Hinspiel gegen den 1. FC Union Berlin alles vermisst, was im Kampf gegen den Abstieg nötig ist. Nun erklärt er, was jetzt noch helfen kann.

Stuttgart - Maurizio Gaudino ist mit dem VfB Stuttgart 1992 Deutscher Meister geworden, der Club liegt ihm noch immer sehr am Herzen. Vor dem Relegations-Rückspiel in Berlin macht sich der 52-Jährige allerdings große Sorgen.

 

Herr Gaudino, nur 2:2 gegen Union Berlin – was ist schiefgelaufen?

Man hat gesehen, welch enormer Druck auf dem VfB lastet. Als Bundesligist bist du der Favorit und hast viel mehr zu verlieren als der Zweitligist. Als Erklärung für den schwachen Auftritt reicht das alleine aber nicht. Es war erschreckend, wie der VfB aufgetreten ist.

Woran hat es gefehlt?

An allem. Ich habe kein klares Konzept gesehen, sondern nur Stückwerk, Kampf und Krampf. Auch die Tore waren eher Zufallsprodukte. Das erste fiel nach einem Konter, das zweite nach einem reinen Kraftakt. Ich freue mich für Christian Gentner und Mario Gomez – aber insgesamt war es schon traurig, das zu sehen.

Ein Klassenunterschied zwischen beiden Teams war nicht erkennbar . . .

Am Ende waren die Berliner dem Siegtor sogar näher – unfassbar! Sie haben genau so gespielt, wie ich mir das vom VfB gewünscht hätte: ruhig, strukturiert, variabel, selbstbewusst. Was die Qualität der Einzelspieler betrifft, ist der VfB besser besetzt – eine funktionierende Mannschaft aber habe ich nur bei Union gesehen. Das macht mir Angst fürs Rückspiel.

Was muss der VfB jetzt tun?

Es müssen in den nächsten Tagen viele Gespräche geführt werden. Neben der sportlichen Leitung sind dabei insbesondere Mario Gomez und Daniel Didavi gefordert. Sie haben mit dem VfL Wolfsburg schon einmal eine Relegation überstanden und wissen, was zu tun ist.

Was macht Ihnen sonst noch Hoffnung?

Es ist vielleicht ganz gut, dass das Spiel auswärts ist. Denn wir haben gesehen, dass die große Kulisse in gewissen Situationen auch erdrückend wirken kann. Trotzdem: Berlin ist jetzt klar im Vorteil.