Die Regierungsgegner in Thailand haben eine neue Ikone: Die für Absperrungen genutzten Verkehrskegel dürfen nicht berührt werden – sonst setzt es Prügel.

Bangkok - Der Kampf zwischen den Thailändern, die ihre Regierung auch in Zukunft wählen wollen, und den Landsleuten, die Urnengänge abschaffen wollen, ist so verworren, dass selbst Spezialisten den Durchblick verlieren. Der Streit ist so heftig, dass über die Monarchie Dinge gesagt werden können, die vor sechs Monaten noch tabu waren. Nicht einmal das strenge „Lese majeste“-Gesetz kann die Schmähungen stoppen. Doch nun haben die Monarchisten, die für den Sturz der gewählten Regierung trommeln, eine neue und unantastbare Ikone erfunden: den „Heiligen Verkehrskegel“, wie Spötter die Reliquie der Regierungsgegner tauften.

 

Bei Berührung setzt es Prügel

Die Schlägertruppe, die Demonstrationen und Aktionen gegen Attacken regierungsfreundlicher Angreifer abschirmt, stellt die in grellem Orange und Weiß gehaltenen Plastiktöpfe als mobile Grenze auf. Passanten werden gewarnt, sie nicht anzurühren. Vier ahnungslose Thailänder, darunter ein Armeeoffizier und ein Eisverkäufer, wurden bereits krankenhausreif geprügelt, als sie die unberührbaren Plastikhüte versetzen wollten. Das erinnert an die Normen, die vor rund 60 Jahren für den damals frisch inthronisierten König Bhumibol galten. Er durfte samt engerer Entourage nicht von Thailändern angerührt werden. Die Vorschrift landete auf der Müllhalde, weil sie sich als lebensgefährlich erwies. Denn sie galt auch für Ärzte und Retter im Fall von Unfällen der Königsfamilie.

Hohn und Spott im Internet

Die Thailänder bewahren der politischen Krise, den juristischen Staatsstreichen, der miesen Wirtschaftsprognose und dem wachsenden Fanatismus auf beiden Seiten zum Trotz den Humor. Fotos im Internet zeigen die Säulen von Bangkoks Demokratiedenkmal auf der Ratchdamnoern-Straße als Verkehrskegel. Der füllige Leib von Protestführer Suthep Taugsuban nimmt in den sozialen Medien plötzlich kegelförmige Formen in poppigen Farben an. Die Regierungsgegner sind angesichts des weit verbreiteten Hohns pikiert. Schließlich sprangen die Regierungsanhänger blitzschnell auf die Spottwelle auf. Sie schlugen eine Umbenennung der Protestbewegung vor. Das „Volkskomitee für absolute Demokratie unter einer konstitutionellen Monarchie“, wie sich die Regierungsgegner nennen, solle um den Zusatz „und Verkehrskegel“ erweitert werden.