Waiblingen - Die Flüchtlingslage im Rems-Murr-Kreis hat sich entspannt. Was er für das kommende Jahr erwartet, berichtet Bernd Friedrich, Erster Landesbeamter des Rems-Murr-Kreises und Leiter des Koordinierungsstabs Flüchtlinge.

 
Herr Friedrich, ist gerade großes Aufatmen angesagt oder bereiten sie sich schon auf neue Herausforderungen vor?
Ein gewisses Aufatmen gibt es auf jeden Fall. Wir können bis Ende Januar die letzten vier Notunterkünfte räumen. Zum Vergleich: wir hatten im Rems-Murr-Kreis zeitweise ein gutes Dutzend Sport- und Gewerbehallen in Betrieb. Das ist zum Glück vorbei. Aber es kann uns niemand sagen, ob wieder mit einem Anstieg der Zahlen zu rechnen ist. Darauf müssen wir vorbereitet bleiben. Eine Herausforderung wird es im kommenden Jahr, Plätze in der Anschlussunterbringung zu schaffen. Diese Aufgabe wollen wir kooperativ mit den Kommunen lösen, die für die Anschlussunterbringung zuständig sind.
Könnte es ein Weg sein, nicht mehr benötigte Gemeinschaftsunterkünfte umzuwidmen?
Das ist eine Möglichkeit. Wir erarbeiten derzeit ein Konzept zum Abbau der Kapazitäten. Wir werden einige Plätze als Notfallreserve beibehalten, einige Standorte werden aufgegeben. Manche geplante Gemeinschaftsunterkunft wird erstmal nicht gebaut. Und wir können mit der Belegungszahl pro Unterkunft variieren. Allerdings haben wir es nicht mit einer abstrakten Größe zu tun, sondern mit Menschen, die wir – wenn etwa die Kinder die Schule besuchen – in ihrem Umfeld lassen möchten. Nur so gelingt Integration.
Gerade die Integration wird vermutlich im kommenden Jahr ein wichtiges Thema werden, oder?
Ja. Zuerst ging es darum, genügend Betten zu schaffen. Nun sollen die Menschen Teil der Gesellschaft werden. Auch dafür haben wir einiges getan. Wir haben im Landratsamt eine Integrationsbeauftragte, wir haben ein Team, das die Ehrenamtlichen vor Ort begleitet. Wir bieten Sprachkurse an, wir haben ein Wohnungsportal eingerichtet. Inzwischen gehen 720 Kinder in Kindergärten oder auf Schulen im Landkreis. 160 Flüchtlinge haben eine Ausbildung begonnen oder eine Arbeit aufgenommen.
Können Sie gelassen auf das kommende Jahr schauen?
Wir können uns nicht zurücklehnen, es gibt genügend Aufgaben zu lösen, wie etwa die Anschlussunterbringung. Aber ich denke, dass wir das mit den Kommunen gut hinbekommen können. Und ich denke, dass uns auch ein mittlerer Anstieg der Zahlen nicht aus der Bahn werfen würde. Allerdings hoffe ich, dass wir nicht noch einmal so überrollt werden wie vor einem Jahr. Wir sind aber inzwischen deutlich besser vorbereitet.