Im Patientengarten der Schorndorfer Klinik kann man sich jetzt mit Kreativen des Verbands Bildender Künstler verlinken. Bei strahlendem Sonnenschein ist das jedoch nur bedingt zu empfehlen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Schorndorf - Die Digitalisierung macht auch vor der Kunst nicht Halt. Im Patientengarten der Rems-Murr-Klinik in Schorndorf ist jetzt eine virtuelle Ausstellung eröffnet worden. Das digitale Rezipieren der Werke kann aber durchaus seine Tücken haben – insbesondere bei strahlendem Sonnenschein, wie ein Selbstversuch zeigt.

 

Überraschender Blick auf das Remstal

„Treten Sie ein und gelangen Sie zu den virtuellen Kunstwerken“, verheißt ein Hinweisschild an einer rosafarbenen Holzstele, der in einer spiralförmigen Anordnung unterschiedlich kolorierte 31 weitere Pfosten folgen. Diese sind jeweils mit quadratischen Tafeln ausgestattet, auf denen kryptische Muster zu sehen sind. Diese sogenannten QR-Codes führten, eingescannt mit dem Smartphone, in die Welt der Kunst, respektive zu Informationen von Künstlern und deren Internetseiten, so die Erläuterungstafel weiter. In einer Pressemitteilung zu dem Gemeinschaftsprojekt des Kreises, der Rems-Murr-Kliniken und des Verbands Bildender Künstler heißt es: „Wer sich in den virtuellen Künstlergarten begibt und der Spirale folgt, kann mit seinem Smartphone eine Ausstellung entdecken, die einen überraschenden Blick auf die Remstal-Gartenschau eröffnet.“

Die Quick Response, die schnelle Antwort, kommt unter erschwerten – höchst sonnigen – Bedingungen allerdings erst mit einiger Verzögerung. Zunächst muss man eine spezielle Körperhaltung entwickeln, damit die Kamera auch tatsächlich den zweidimensionalen Code erfasst und nicht den Sonnenschatten.

„Es ist nicht so, wie es aussieht“

Nach ein paar Anläufen, die bei manchen Patienten sicherlich gut in das Rehaprogramm integriert werden könnten, taucht schließlich das erste Kunstwerk auf. Britta Ischka heißt die Künstlerin, das Kunstwerk mit dem Titel „Es ist nicht so, wie es aussieht“, ist leider nicht zu erkennen, weil das Handydisplay so stark spiegelt. Die Technik, „Kurzfilm“, ist leider auch nicht wirklich nachvollziehbar, weil es sich eher um ein Bild handelt, jedenfalls bewegt sich auch nach mehrmaligen Drückversuchen – nicht gut für eine konturierte Bildschirmansicht! – nichts.

Aber es gibt ja noch 30 weitere Werke, und – um die Sache abzukürzen – man kann es auch unter Extrembedingungen schaffen, ein wenig Vernissagestimmung aufkommen zu lassen. Spätestens bei der vierten, der roten Stehle sollte ein halbwegs QR-Code-offenes und findiges Publikum den Bogen raushaben und in einem schattigen Plätzchen – etwa im Gang der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie – erkennen: Bei „Großer Hirsch auf Achse“ von Peter Haußmann handelt es sich um einen mit Stahl und Geweih stilisierten Hirschkopf, der auf eine schlanke Stahlstele aufgespießt wurde.

Farbenfrohes Gesamtwerk

So kann man sich auf diese Weise Werke von insgesamt 31 Künstlern komplett autark erschließen, ohne Gefahr laufen zu müssen, bei den einführenden Worten eines Kuratoren die Konzentration zu verlieren. Man kann den Künstlergarten aber auch selbst, wie es in einem Ankündigungstext der Rems-Murr-Kliniken heißt, als ein „farbenfrohes Gesamtkunstwerk“ wahrnehmen.

Letzteres ist sicherlich auch bei strahlendem Sonnenschein zu empfehlen. Die individuelle digitale Schau hingegen braucht Vorkehrungen – zumal es durchaus vorkommen kann, dass bei zu großer Hitze das Smartphone zwischendurch mal schlapp macht.