Das Sozialministerium genehmigt 97 neue Planbetten am neuen Klinikum in Winnenden, in Schorndorf werden allerdings 29 gestrichen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Winnenden - Seit seiner Inbetriebnahme vor vier Jahren verzeichnet das Rems-Murr-Klinikum in Winnenden einen stetig wachsenden Zulauf. Das ist auch nötig, um die wirtschaftliche Gesamtbilanz der Kliniken aus ihren tief roten Zahlen zu bringen. Von 1. April an kann diese Entwicklung nun auch entsprechend abgerechnet werden. Das Sozialministerium hat zusätzliche 97 Planbetten für das Krankenhaus in Winnenden genehmigt.

 

Landrat: Wichtiger Meilenstein

Der Landrat Richard Sigel spricht von einem „wichtigen Meilenstein“ auf dem Weg der im vergangenen Jahr beschlossenen Medizinkonzeption, die auch auf einem „nachhaltigen Wachstum“ basiert. Die „exzellente Arbeit“ seiner Mitarbeiter könne sich nun auch planbar wirtschaftlich niederschlagen, sagt der Klinikgeschäftsführer Marc Nickel. „Wir haben da nun eine gewisse Sicherheit.“

Das Krankenhaus war ursprünglich mit lediglich 550 Planbetten genehmigt worden. Doch schon beim Bau stellte sich heraus, dass diese Zielgröße nicht ausreichend sein würde. Diese „Fehleinschätzung aus der Vergangenheit“ könne nun korrigiert werden, betonte Nickel, der das Ruder in den Rems-Murr-Kliniken vor drei Jahren übernommen hatte. Die längst begonnene Weiterentwicklung der Kliniken, die neben einer engen Verzahnung mit der Schwesterklinik in Schorndorf auch ein „nachhaltiges Wachsen“ vorsieht, sei nun auch in diesem Punkt politisch abgesegnet.

Der Landrat wertet das Zugeständnis des Sozialministeriums als „großen Erfolg und Ergebnis offener und konstruktiver Verhandlungen zwischen allen Beteiligten.“ Die neue Planungsgröße in Winnenden von nunmehr 667 Betten – zwischenzeitlich war von 550 auf 570 aufgestockt worden – ermögliche nun Investitionen an beiden Standorten, die letztlich den Patienten zugute kämen.

Ein Anbau ist vorerst vom Tisch

Die zusätzlichen Kapazitäten müssen allerdings aus dem Bestand geschaffen werden. So werde man jede der fünf Etagen des Winnender Klinikums genau durchgehen und schauen, wo beispielsweise Lager- oder Nebenräume in Patientenzimmer umgewandelt werden können, sagt Marc Nickel. Bis zum Ende des Jahres will man so weitere 20 Betten aufstellen. Eine ursprünglich angedachte Erweiterung des Gebäudes ist – zumindest vorerst – allerdings vom Tisch. Man habe „im Dialog mit den Krankenkassen und dem Sozialministerium“ erarbeitet, dass ein Anbau zurzeit nicht darstellbar sei, sagt Landrat Sigel. Wenn die Kliniken freilich deutlich stärker wüchsen als bisher vorausgesehen, werde man sich sicherlich erneut an den Verhandlungstisch setzen müssen.

Dass die Planzahl in Schorndorf im Zuge der Winnender Erweiterung um 29 auf 248 Betten reduziert werden soll, werten die Verantwortlichen nicht als Zugeständnis oder gar Wermutstropfen. „Das ist eine längst überfällige Anpassung gewesen“, sagt Nickel, „die Kapazitäten werden dort gar nicht gebraucht.“ Die rein rechnerische Korrektur werde den Klinikalltag aber nicht tangieren.

Schorndorfer Klinikleiter geht

Die Schorndorfer Klinik steht gleichwohl im Fokus aktueller Bemühungen. Bis zum Ende des Jahres will Nickel ein Konzept für eine Generalsanierung vorlegen. Außerdem wird ein neuer Klinikleiter gesucht. Der bisherige, Thomas Böttcher, wird die Rems-Murr-Kliniken zum Ende des Monats verlassen. „Nach sieben Jahren erfolgreicher Tätigkeit für die Rems-Murr-Kliniken“ sei für ihn „der richtige Moment gekommen, sich neuen Herausforderungen außerhalb des Unternehmens zu stellen“, heißt es in einer Mitteilung der Kliniken. Die kommissarische Leitung des Standorts hat vorerst der Geschäftsführer Marc Nickel übernommen.

Eine wichtige rechnerische Größe

Planbetten:
Ein Krankenhaus, das seine Leistungen bei den Kassen abrechnen möchte, muss mit einer bestimmten Anzahl an Planbetten in den Krankenhausplan des jeweiligen Bundeslandes aufgenommen werden. Die Zahl hat Auswirkungen auf das Budget der Kliniken und bestimmt die Menge der Leistungen, die eine Klinik bei den Krankenkassen abrechnen darf. Je größer die Zahl der Planbetten, desto mehr darf geltend gemacht werden. Außerdem ist sie die Voraussetzung dafür, dass der Krankenhausträger – in diesem Fall der Rems-Murr-Kreis – Anspruch auf eine finanzielle Investitionsförderung durch das Land hat.

Praxis
: Die Planbettenzahl ist meist nicht deckungsgleich mit der Zahl der tatsächlich aufgestellten Betten. Das Rems-Murr-Klinikum beispielsweise hält zurzeit 635 Betten vor, genehmigt sind 570 Planbetten. Das hat mit dem Grad der Auslastung zu tun. Das Land geht bei der Bemessung von einer Quote von 82 Prozent aus.