Im Jahr 2013 sind durch Brände im Rems-Murr-Kreis zehn Menschen ums Leben gekommen. Die Diskussion um Rauchmelder hat dies erneut angefacht.

Rems-Murr-Kreis - Die Brandkatastrophe vom 10. März in Backnang hat international für Schlagzeilen gesorgt. Acht Menschen türkischer Herkunft sind durch das Feuer ums Leben gekommen. Spekulationen, es könne sich um einen rechtsradikalen Anschlag handeln, sind sofort im Schwange gewesen. In der türkischen Presse wurde wenige Tage danach von einem zweiten Solingen geraunt. Der Hauseigentümer wurde mit heftigen Vorwürfen konfrontiert: War die Haustechnik des alten Gerbereigebäudes hoffnungslos veraltet? Hätte der Brand verhindert werden können, wenn das Haus besser in Schuss gewesen wäre?

 

Drei Wochen lang untersuchten Kriminaltechniker der Polizeidirektion Waiblingen und Spezialisten des Landeskriminalamtes sowie der Züricher Kantons- und Schutzpolizei die Brandursache. Die Schweizer Ermittler wurden hinzugezogen, um „doppelte Sicherheit zu bekommen“, wie der Leitende Staatsanwalt Siegfried Mahler während der Pressekonferenz betonte, auf der das Ergebnis der Ermittlungen bekannt gegeben wurde: ein Anschlag oder eine technische Brandursache wurden ausgeschlossen, alle Befunde sprachen für den unvorsichtigen Umgang eines der Familienangehörigen mit einem glimmenden Gegenstand – wahrscheinlich einer Zigarette oder einer Kerze. Angesichts des Schicksalsschlags, der die Familie getroffen hatte, ermittelte die Staatsanwaltschaft nicht weiter wegen fahrlässiger Tötung .

Für die Freiwilligen Feuerwehren bedeutete der Einsatz in Backnang angesichts der vielen Toten eine starke psychische Belastung. „Das war der schlimmste Einsatz meines Berufslebens“, sagt der Winnender Stadtbrandmeister Harald Pflüger, der als Stellvertreter des Kreisbrandmeisters das Kommando vor Ort hatte. Mehr als 100 Feuerwehrleute waren am 10. März, einem Sonntag, von 4.30 Uhr an im Einsatz. Erst am Vormittag konnte das Feuer komplett gelöscht werden, da immer wieder Brandnester aufloderten. Der Ministerpräsident Winfried Kretschmann besuchte noch am selben Tag zusammen mit dem türkischen Botschafter Hüseyin Avni Karslioglu Backnang und sprach der Familie sein Beileid aus.

Diskussion über Brandmelder neu entfacht

Der Brand entfachte erneut eine Diskussion über den Nutzen von Rauchmeldern und die gesetzliche Pflicht, diese einzubauen. Wie sich herausstellte, haben die Frau und ihre Kinder im Schlaf nichts von dem Feuer bemerkt und sind durch das Kohlenmonoxid erstickt.

Am 12. Oktober brach nachmittags in einem Wohnhaus an der Fronackerstraße in Waiblingen ein Feuer im ersten Stock aus. Anwohner hörten einen Knall, dann drang Rauch aus den Fenstern auf der Straßenseite. Sämtliche Scheiben der Wohnung waren geborsten, Scherben lagen überall auf der Fahrbahn, einige waren bis auf die andere Straßenseite geflogen und wie Schrapnelle in geparkte Autos eingeschlagen. Zum Glück war kein Passant verletzt worden, als die Verpuffung stattfand, die durch Benzin ausgelöst wurde, das der 78-jährige Bewohner der Wohnung allem Anschein nach selbst verschüttet und in Brand gesteckt hatte. Warum er das gemacht hatte, konnte nicht mehr geklärt werden, er und seine 81-jährge Frau starben durch Flammen und Rauch.

Zwei weitere Großbrände forderten die Feuerwehren im Herbst: Am 26. November brach in einem Matratzenlager in Waiblingen-Hegnach ein Brand aus, durch den ein Schaden von rund 1,5 Millionen Euro entstand, vier Tage später brannte eine Lagerhalle in Backnang, in der Chemikalien gelagert wurden. Zwei Millionen Euro betrug der Schaden. Dennoch kann man sagen, dass es in beiden Fällen glimpflich ausging, weil die Feuerwehr schnell genug eingriff.

Rauchmelder werden 2014 in allen Wohnungen Pflicht

Rauch: Die größte Gefahr bei einem Brand ist der Rauch. Die Sichtweite verringert sich in wenigen Augenblicken so stark, dass man die Orientierung verlieren kann, das Kohlenmonoxid führt innerhalb kürzester Zeit zu schweren Vergiftungen, die zu Bewusstlosigkeit und schließlich zum Tod führen können. Im Schlaf überrascht, merken viele Opfer von Bränden nicht, was passiert.

Gesetz: Um Menschen vor dem Tod durch Rauchvergiftungen zu schützen, hat der baden-württembergische Landtag im Juli 2013 ein Gesetz beschlossen, das Rauchmelder zur Pflicht in Wohnungen macht. Bei Neu- und Umbauten müssen die Geräte bereits installiert werden, in bestehenden Häusern und Wohnungen müssen Rauchmelder bis Ende 2014 nachgerüstet werden.

Installation: Die Planung und der Einbau von Brand- oder Rauchmeldeanlagen sollte von Fachleuten ausgeführt werden, die eine Prüfung des VDS (Verband der Sachversicherer) vorweisen können. Rauchmelder kosten nicht die Welt, können aber Leben retten. Auf jeden Fall sollte man sich über die Qualität einzelner Modelle informieren, da hier bei Tests große Unterschiede auffielen.