Die Arbeitsagentur, das Jobcenter und der Landkreis wollen Asylberechtigte gemeinsam in Arbeit oder Ausbildung bringen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Geflüchteten Menschen mit Bleibeperspektive und Wohnsitz im Rems-Murr-Kreis steht seit diesem Monat in Waiblingen eine zentrale Anlaufstelle zur Verfügung. Das Ziel der gemeinsamen Initiative von Arbeitsagentur, Jobcenter und Landkreis ist laut eigenem Bekunden, den geduldeten oder anerkannten Asylsuchenden die Orientierung zu erleichtern und sie so schnell wie möglich in Arbeit oder Ausbildung zu bringen.

 

Das IBA-Team (Integration, Beratung, Arbeit), das aus vier Mitarbeitern der Arbeitsagentur und sieben Jobcenter-Beschäftigten besteht, sei ein „wichtiger Schritt von Willkommenskultur hin zu Willkommensstruktur“, betont der Landrat Richard Sigel. Statt „seriell nach dem Motto Sprachkurse, Sprachkurse und dann irgendwann Arbeitsvermittlung“ vorzugehen, würden die Bedürfnisse der Menschen nun parallel angegangen. Schon während die Sprachförderung laufe, kümmere man sich gleichzeitig um die beruflichen Perspektiven dieser Menschen.

Service aus einer Hand

Man habe die Kompetenzen bewusst in einem klassischen „Service-aus-einer-Hand“-Angebot gebündelt, um „die nötigen Prozesse zu beschleunigen und geflüchteten Menschen die Orientierung zu erleichtern“, sagt der Leiter der Waiblinger Arbeitsagentur, Rolf Kurz. Ein weiteres Ziel sei es, mit allen beteiligten Institutionen – Kammern, Bildungsträgern, Unternehmen und Ehrenamtlichen – enger zusammenzuarbeiten.

Wichtig ist Kurz auch zu betonen, dass das IBA-Team, das Räumlichkeiten in der ehemaligen Registratur der Waiblinger Arbeitsagentur in der Mayenner Straße bezogen hat, durch zusätzliche Mittel finanziert ist. Kein „Stammkunde“ müsse deswegen Nachteile oder Einschränkungen befürchten. „Jedem steht weiterhin das bisher gewohnte Leistungsspektrum zu Verfügung“, sagt der Agenturleiter.

Von dem zentralen Sitz in Waiblingen erhoffen sich die Beteiligten kurze Wege zu allen der Arbeitsagentur angeschlossenen Bereichen, die vom Empfang über den technischen Beratungsdienst bis hin zum berufspsychologischen Service reichen. Zudem sei geplant, dass die Berater auch vor Ort in die Flüchtlingsunterkünfte gingen und dort neben der Einzelfallbetreuung Schulungen für Ehrenamtliche anböten.

1700 potenzielle Arbeitssuchende

Rund 1700 der zurzeit mehr als 5000 im Rems-Murr-Kreis wohnhaften Flüchtlinge haben laut Auskunft der Agentur ein Anrecht auf einen Job oder eine Ausbildung, jeden Monat kommen rund 100 weitere dazu. Der Großteil davon komme eher für einfache Arbeiten infrage, sagt der Leiter des IBA-Teams, Robert Steinbock. Die Nachfrage nach Arbeitskräften in diesem Bereich sei gut, sagt der Leiter des Jobcenters, Klaus Baumgart. Und: Niemand müsse befürchten, von einem Zuwanderer um eine potenzielle Stelle oder eine Qualifizierungsmaßnahme gebracht zu werden.

Die Jobvermittlung an geduldete oder anerkannte Flüchtlinge indes scheint deutlich ausbaufähig. Eine genaue Zahl erfasst die Statistik bisher noch nicht, Robert Steinbock jedoch schätzt, dass sie nicht viel größer als 20 ist. Das dürfte dem Landrat deutlich zu wenig sein, denn sein erklärtes Ziel ist, möglichst vielen Neuankömmlingen so schnell wie möglich Arbeit zu vermitteln, „damit sie sich gar nicht erst an die soziale Hängematte gewöhnen“.