Im Rems-Murr-Kreis und drei weiteren Modellregionen lässt das Land einen neuen Bildungsgang zur Berufsvorbereitung erproben. Die ersten Ergebnisse seien vielversprechend, sagt der SPD-Fraktionsvorsitzende Claus Schmiedel und verspricht weitere Investitionen des Landes.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Für ein abschließendes Resumée sei es natürlich noch zu früh, doch Claus Schmiedel ist bereits überzeugt: „Die Sache hat sich bewährt.“ Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion ist zurzeit auf Tour durch vier Modellregionen, um sich zusammen mit der Staatssekretärin im Kultusministerium, Marion von Wartenberg, ein Bild von der dort erprobten Dualen Ausbildungsvorbereitung (AV dual) zu machen. Der erste Eindruck sei durchweg positiv, wenngleich es natürlich an der ein oder anderen Stelle noch Nachsteuerungsbedarf gebe.

 

Der neue Bildungsgang, der Anfang dieses Schuljahrs auch im Rems-Murr-Kreis eingerichtet worden ist, soll Jugendliche, denen es noch an der nötigen „Ausbildungsreife“ mangelt, schneller und dichter an die Berufswelt heranführen. Das Modell sieht neben einem „zieldifferenzierten pädagogischen Ansatz“ längere und intensive Praktikumszeiten vor. Die Initiatoren hoffen dabei auch auf eine Art Klebeeffekt: Beim Ausprobieren am Arbeitsplatz sollen die Jugendlichen Kontakte knüpfen, die idealerweise direkt in ein Ausbildungsverhältnis münden.

„Es werden sicherlich nicht alle schaffen, aber dem großen Teil wird es gelingen“, sagt Claus Schmiedel nach einem Hintergrundgespräch mit beteiligten Akteuren im Rems-Murr-Kreis. 288 Schüler haben die neue Ausbildungsvorbereitung dort angetreten – im Kultusministerium hatte man lediglich mit der Hälfte gerechnet.

Der Ansatz, in kleinen Lerngruppen, in denen sich ein Lehrer um eine überschaubare Zahl von Schülern kümmert, individuelle Kompetenzen besser auszuloten, gehe auf, sagt die Staatssekretärin von Wartenberg. Und in den Praktika würden nicht nur die Schulabgänger gut auf die betriebliche Wirklichkeit eingestimmt, gerade kleinere Unternehmen hätten das neue Konstrukt als Chance begriffen, ihrem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.

Die Sache hat freilich auch ihren Preis. 35 Lehrerdeputate hat das Kultusministerium allein für die Duale Ausbildungsvorbereitung im Rems-Murr-Kreis bewilligt. Dass man Geld in die Hand nehmen muss, ist auch Claus Schmiedel klar. „Wir müssen diese Schulart besser ausstatten.“ Schon im kommenden Haushaltsjahr werde man für die Modellversuche weitere drei Millionen Euro bereitstellen, um die jungen Leute in der Praktikumsphase zu begleiten, kündigte der SPD-Fraktionschef an. Auch werde man ein stärkeres Gewicht auf die Übergang zwischen der Schule und der Ausbildungsvorbereitung legen. Man dürfe damit nicht erst in den Abschlussklassen beginnen und müsse insbesondere die Eltern besser einbinden, ergänzte von Wartenberg. Letztlich ließen beide keinen Zweifel daran, dass sie das neue System für das richtige halten. Das Ziel sei, die Duale Ausbildungsvorbereitung in allen Landkreisen zu implementieren.

Der Modellversuch

Hintergrund
Rund 15 Prozent der Schulabgänger in Baden-Württemberg finden keinen direkten Weg in die Ausbildung und landen in der Arbeitslosigkeit oder einer Warteschleife. Diesen jährlich rund 30 000 jungen Menschen soll ein geeignetes Angebot gemacht werden.

Bildungsgang
In vier Modellregionen wird seit diesem Schuljahr der neue Bildungsgang Duale Ausbildungsvorbereitung (AV dual) erprobt: im Rems-Murr-Kreis, im Ostalbkreis und in den Städten Mannheim und Weinheim.