Die Silberlinge auf der Remsbahn sind Geschichte, doch die Doppelstockwaggons, welche die DB Regio jetzt auf der Strecke einsetzt, bringen neue Probleme.
Rems-Murr-Kreis - Mit dem ersten Oktober ist ein Kapitel der zuletzt unrühmlichen Waggongeschichte auf der Remsbahn zu Ende gegangen. Die Bahn hat die vier Jahrzehnte alten Silberlinge auf das Abstellgleis geschoben, von da an sollten Doppelstockwagen der Baujahre 1994 bis 1997 zum Einsatz kommen – zwar nicht klimatisiert, jedoch deutlich barriereärmer.
Ausfälle und Verspätungen
Leider entwickelte das Bahnfahren zwischen Stuttgart und Aalen (Ostalbkreis) sich seitdem wenig komfortabel. Der Waiblinger CDU-Landtagsabgeordnete Claus Paal spricht von einem „Chaos“, für welches „nur die Bahn“ verantwortlich sei. Die Züge seien zwar doppelstöckig aber viel zu kurz gewesen, teilweise bestanden sie abends nur aus drei Waggons. Paal berichte zudem, er habe etliche Beschwerden erhalten, in welchen von ausgefallenen und verspäteten Zügen die Rede gewesen sei. „Die Bahn ist Vertragspartner des Landes, sie muss jetzt handeln“, sagt der CDU-Abgeordnete. Er habe eine Anfrage an das Verkehrsministerium geschickt, berichtet er.
Der Zustand beruht auf einer vertraglichen Besonderheit, dem so genannten Übergangsvertrag. Eigentlich hätte mit dem Auslaufen des jetzigen Verkehrsvertrags ein neuer Betreiber die Remsbahn langfristig übernehmen müssen. Da sich die Zeit für eine solche Ausschreibung als zu knapp erwies, gilt der Übergangsvertrag seit Oktober bis Juni 2019. Im Gegensatz zu dessen Vorgänger verpflichtet er die Bahn, keine Silberlinge einzusetzen.
Ein Bahnsprecher erklärt die Pannen „mit technischen Problemen bei einzelnen Wagen“ und „mit nicht vorplanbaren Werkstattaufenthalten“. Man verwende Waggons aus Südbaden, Nordrhein-Westfalen und dem Großraum Dresden. Offenbar komme es bei deren Koppelvorgängen zu Problemen, woraus „Kürzungen des Wagenverbandes oder Zugausfälle resultieren“ könnten. Man arbeite „mit Hochdruck an der Störungsbeseitigung“. Zurzeit werde an der Steuerung der Lokomotiven und der Türen in den Doppelstockwagen nachgebessert. Zudem habe man die Zugbildung so verändert, dass weniger störungsanfällige Koppelvorgänge notwendig seien.
„Testen im Betrieb“
Insider monieren indes, dass die Bahn die Züge ohne Zeitpuffer in die Region gebracht habe und für vorherige Tests keine Gelegenheit mehr gewesen sei. Nun teste das staatseigene Unternehmen im Betrieb – und das zu Lasten der Fahrgäste.
Das Verkehrsministerium hat die DB nun gezwungen, über die Beseitigung der Mängel Rapport zu erstatten. Man erwarte von der DB, „dass sie die Leistung vollständig erbringt, die wir als Land bestellen und bezahlen“, wird der Verkehrsminister Winfried Hermann zitiert.
Nun müssten die DB-Verantwortlichen täglich telefonisch Störungen melden. Zudem fordere man „wöchentliche streckenscharfe Qualitätsberichte“ an. Die DB habe zudem zugesagt, „flexible Springer“ bereitzuhalten. Zudem müsse die DB-Regio an den Bahnsteigen „Streckenagenten“ postieren, die Fahrgäste zeitnah informieren. Auch habe die DB dem Land versprochen, den Stammkunden auf den am stärksten betroffenen Strecken „unbürokratische Kompensationsangebote“ zu machen.
Neue Züge auf der Murrbahn im Dezember 2017
Auf der Murrbahn sind Silberlinge noch im Einsatz. Besserung ist aber in Sicht. Im nächsten Jahr am 10. Dezember geht das Netz Gäu-Murr in Betrieb, das DB-Regio im Rahmen der Ausschreibung gewonnen hatte. Dann werden neue Züge vom Typ Talent 2 eingesetzt. „Die Murrbahn kommt damit als erste im Land in den Genuss fabrikneuer Züge“, sagt der DB-Sprecher.