Der Polizeibericht ist normalerweise kein Grund zum Lachen. Doch 2017 gab es immer wieder Meldungen, bei denen das anders war. Hauptdarsteller sind unter anderem ein Feldhase, verpeilte Jugendliche und essbare Steine.

Rems-Murr-Kreis - Der tägliche Polizeibericht ist eine eher traurige Angelegenheit: eine Ansammlung von Unfällen, Einbrüchen, Verletzten und Trickdieben. Doch ab und an gibt er zum Glück auch Grund zum Schmunzeln.

 

Einen blinden Passagier der besonderen Art etwa hat die verdutzte Polizei im März in Winnenden ausfindig gemacht. Und zwar hinter der Vorderstoßstange eines Unfallautos. Dessen Besitzerin war auf einer abendlichen Fahrt zwischen Hanweiler und dem Schelmenholz mit einem Tier kollidiert und hatte dann das Polizeirevier angesteuert, um den Wildunfall zu melden.

Beim Begutachten des Autos schaute den Polizisten hinter einem Gitter der Stoßstange ein quicklebendiger Hase entgegen, der sich nach längeren Verhandlungen dazu herabließ, vom Renault in eine Hundetransportbox umzusteigen. In dieser reiste Meister Lampe zurück an den Ort des Geschehens, wo er nach dem Öffnen der Box die Hinterläufe in die Hand nahm und zurück in die Freiheit eilte

In Fellbach sucht die Polizei einen Pfauenbesitzer

Länger beschäftigt hat die Polizei ein prachtvoller Pfau, der sich im Februar eine kleine Auszeit von seinem Job genehmigte und damit eine Fahndung der Polizei auslöste. Das eigentlich von Natur aus standorttreue Tier war eines Nachmittags unverhofft in einem Garten in Fellbach-Oeffingen aufgetaucht – und dort geblieben.

Die Polizei konnte der Gartenbesitzerin wie auch dem Hühnervogel nicht weiterhelfen: Aus Angst vor der Vogelgrippe wollte keinse der angefragten Tierheime dem Pfau ein Dach über dem Kopf geben. „Keiner möchte ihn – keiner vermisst ihn“ schrieb die Polizei unter den bebilderten Fahndungsaufruf. Und fügte den Ratschlag von Experten hinzu: nicht füttern und warten, bis Herr Pfau enttäuscht weiterzieht.

Die Strategie funktionierte tatsächlich – und so war der Vogel plötzlich verschwunden. Dummerweise just zu dem Zeitpunkt, als sein inzwischen ausfindig gemachter Besitzer ihn in Fellbach abholen wollte. Ein Happy End hat es dann aber doch gegeben, denn der Pfau wurde erneut gesichtet, vom Besitzer unter die Fittiche genommen und in sein Zuhause nach Waiblingen-Kleinhegnach gebracht. Dort geht er nun wieder seinem Job in einem Streichelzoo nach.

Gefiederter Vagabund und stachelige Störung

Das Vagabundendasein scheint Hühnervögeln im Blut zu liegen. So hat sich am Nikolaustag ein Huhn auf der Uhlandstraße in Fellbach herumgetrieben und dort ein kleines Verkehrschaos ausgelöst. Zwar kooperierte das Tier insoweit mit der Polizei, als es sich in Gewahrsam nehmen und vorübergehend auf einem Bauernhof unterbringen ließ. Die Feststellung seiner am Fußring eingeprägten Personalien verweigerte das Huhn jedoch vehement. Da es normalerweise in einer Dreier-WG in Schmiden lebt, fiel sein Verschwinden aber rasch auf, so dass die Besitzerin das reiselustige Huhn namens Berta zurück nach Hause bringen konnte.

Ein Wespennest legt in Winterbach die Telefonversorgung lahm

Den tierischen Reigen schließt ein Wespenvolk, das sich im Sommer ausgerechnet den Verteilerkasten eines Telefonunternehmens als Behausung auserwählt hatte. Am Winterbacher Marktplatz summte und brummte es also kräftig, bei Mobilfunknutzern allerdings herrschte Funkstille und auch Internetsurfer hatten Pech. Der Grund: ein defektes Bauteil im Verteilerkasten, das die Techniker erst beheben wollten, sobald die ungebetenen stachelbewehrten Gäste ausgezogen waren. Bis zum Herbst konnte die Sache aber dann doch nicht warten. So rückte ein Schädlingsbekämpfer an und sorgte dafür, dass in Winterbach keine Wespen mehr dazwischen funken.

Essbare Steine und verpeilte Jugendliche

Eine Ladung Steine hat dem Empfänger eines drei Kilogramm schweren Pakets Ärger eingebracht. Die Lieferung aus Kenia – Warenwert laut Zollamt Winnenden ungefähr ein einziger Euro – kam den Kontrolleuren verdächtig vor. Die an Schottersteine erinnernden Brocken entpuppten sich denn auch als sogenannte Odowa-Steine, die viele afrikanischen Frauen während der Schwangerschaft essen, um ihren erhöhten Mineralienbedarf zu decken.

Da diese Esssteine aber offenbar auch süchtig machen und Gesundheitsprobleme verursachen können, fallen sie unter das Arzneimittelgesetz und wurden beschlagnahmt. Der Empfänger – oder die Empfängerin – des Pakets musste also ohne Steine und um eine vermutlich stattliche Summe an Portokosten ärmer von dannen ziehen.

Drei Jugendliche werden in der Bahn eingeschlossen

Ein kleiner Punkt kann große Auswirkungen haben – das mussten im Juni drei Jugendliche in Backnang am eigenen Leibe erfahren. Die jungen Leute waren zu später Stunde am Bahnhof in eine S-Bahn gestiegen, nachdem sie auf der Anzeigetafel die Ziffern 141 entdeckt und geschlussfolgert hatten, die Abfahrt stehe unmittelbar bevor, in 1 Minute und 41 Sekunden nämlich. Tatsächlich waren jedoch 141 Minuten Wartezeit angesagt und der Zug nur deshalb zugänglich, weil ein Reinigungstrupp darin zugange war. Der verließ nach getaner Arbeit die Bahn, verriegelte sie und zog von dannen.

Den eingesperrten Nachtschwärmern kam irgendwann am frühen Freitagmorgen ein Taxifahrer zur Hilfe. Der alarmierte, nachdem er die drei Jugendlichen im Zug entdeckt hatte, einen Bahnmitarbeiter, der die Ausflügler befreite. Diese dürften dann wohl per pedes statt per Bahn weitergereist sein.