Die drei Herren aus Bronze stehen wieder auf ihrem angestammten Platz vor dem Backnanger Rathaus. Im vergangenen Sommer war die Skulptur „Die Claque“ gestohlen worden.

Backnang - Ein Glück, dass Guido Messer das Originalmodell seiner Skulptur „Die Claque“ nicht weggeworfen hat. Als ob er geahnt hat, dass er es noch einmal brauchen würde. Im Jahr 1987 hatte der Korber Künstler das bronzene Kunstwerk bei einem Bildhauersymposium anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Backnang erschaffen. Seine Skulptur dreier Herren ohne Unterleib, die mit geschlossenen Augen Beifall klatschen, kam bei den Backnangern gut an. „Sie wollten unbedingt meine Claque haben“, erinnert sich Messer. Und sie bekamen die drei Claqueure, die fortan ihren festen Platz vor dem historischen Rathaus hatten.

 

Wie sehr die Claqueure zum Stadtbild gehören, dürfte den Backnangern freilich erst klar geworden sein, als das Trio im Sommer vergangenen Jahres von Unbekannten entführt wurde. Wegen des Straßenfests waren die Figuren damals vorübergehend abgebaut und in einer Lagerhalle untergestellt worden. Als Bauhofmitarbeiter die drei Herren wieder an ihren angestammten Platz verfrachten wollten, waren die jeweils knapp 40 Kilo schweren Männer spurlos verschwunden. Wenig später tauchte der an Barhocker erinnernde Unterbau in einem Gebüsch unweit des städtischen Bauhofs auf.

Und einige Wochen danach, vor einem Jahr, alarmierte ein Backnanger Altmetallhändler die Polizei, weil ihm eine Bronzefigur zum Kauf angeboten worden war, die ihm bekannt vorkam – einer der drei Claqueure. Der 63-Jährige, der den vereinsamten Drilling offerierte, behauptete, er habe die Figur bei einem Spaziergang in einem Gebüsch entdeckt und in seinem Keller untergebracht. Die beiden Brüder aber blieben verschwunden, vermutlich sind sie längst eingeschmolzen worden.

„So etwas ist mir noch nie passiert“, sagt Guido Messer über den Diebstahl, meint aber: „In Stuttgart ist das ja kürzlich auch vorgekommen.“ Auf der Uhlandshöhe hatten im August Unbekannte die Bronzestatue „Eva“ von Bernd Stöcker brutal an den Beinen abgesägt und mitgenommen. Auch bei seinen Claqueuren seien die Diebe ziemlich rabiat vorgegangen, sagt Messer: „Zum Teil haben sie etwas abgeflext, zum Teil auch Verstrebungen verbogen“. Im Mai hat der Korber von der Stadt den Auftrag bekommen, die zwei fehlenden Herren nochmals anzufertigen. „Die Versicherung übernimmt das“, sagt Messer über die rund 10 000 Euro Kosten, die für die Wiedergeburt fällig geworden sind. In einem langwierigen Prozedere hat er vom noch vorhandenen Gipsmodell ein Silikonnegativ angefertigt, einen Wachs- und einen Bronzeguss hergestellt. Das Originalmodell war da hilfreich: „Wenn ich das nicht gehabt hätte und den wiedergefundenen Claqueur als Grundlage für die Form hätte nehmen müssen, dann wären die neuen Figuren zwei Prozent kleiner geworden und das sieht man dann schon.“

Alle drei Figuren hat Guido Messer so bearbeitet, dass keiner ahnt, welcher Herr 25 Jahre alt ist und welche frisch aus der Gießerei kommen. Dass das Trio beim nächsten Straßenfest erneut abgeschraubt und eingelagert werden soll, begeistert Guido Messer nicht gerade. Er hat für sich beschlossen: „Ich bewahre das Originalmodell lieber weiterhin auf.“