Die Polizei richtet eine spezielle Ermittlungsgruppe ein, um den zunehmenden Wohnungsdiebstählen entgegen zu wirken. Gleichzeitig appellieren die Ordnungshüter an die Bevölkerung, selbst geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen und Verdächtiges zu melden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Genau 651 Mal ist im vergangenen Jahr in eine Wohnung in den Kreisen Rems-Murr, Schwäbisch Hall oder Aalen eingebrochen worden, davon allein 376 Mal im Rems-Murr-Kreis. Ein trauriger Rekord. Dennoch ist zu befürchten, dass bis zum Jahresende ein neuer absoluter Höchststand erreicht wird. Schon Anfang September, noch vor Beginn der „dunklen Jahreszeit“, wurden dem für dieses Gebiet zuständigen Polizeipräsidium Aalen 545 Vorfälle gemeldet.

 

Die Ordnungshüter haben auf die Entwicklung bereits mit verschiedenen Maßnahmen und einer internen Einsatzkonzeption reagiert. Nun soll zusätzlich eine spezielle Ermittlungsgruppe eingerichtet werden, bei der alle Fäden zusammen laufen. Man werde alles tun, um das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu erhalten und dort Sicherheit zurückgeben, wo diese verloren ging, verspricht der Leiter des Präsidiums, Ralf Michelfelder. Gleichzeitig geht sein Appell an jeden Einzelnen, selbst Vorsorgemaßnahmen zu treffen und Verdächtiges zu melden.

Gebiet eineinhalb mal so groß wie das Saarland

Für die Aufklärung sei es nämlich enorm wichtig, dass die Polizei schnell von einem Einbruch erfahre, betont der Polizeipräsident. Gemeinsame Anstrengungen seien schon allein deshalb wichtig, weil die Polizei nicht überall gleichzeitig sein könne. Mit einer Fläche von mehr als 3800 Quadratmetern sei der Zuständigkeitsbereich des Präsidiums Aalen eineinhalb mal so groß wie das Saarland. Die Beamten müssten sich um insgesamt gut 907 000 Menschen in 420 000 Haushalten und 103 Städten kümmern.

Von der neuen Ermittlungsgruppe erhoffe man sich eine Bündelung der Erkenntnisse, durch die man einerseits mehr Täter ermitteln und andererseits aber auch möglichst schon im Voraus Einbrüche verhindern könne. Zusammenhänge sollten noch besser und früher erkannt, Fahndungs- und Ermittlungsansätze noch gezielter angewendet werden.

Drei von vier Taten im Rems-Murr-Kreis oder in Gmünd

Während die Einsatzkonzeption für den gesamten Präsidiumsbereich gilt, soll sich die Ermittlungsgruppe auf den Rems-Murr-Kreis und den Bereich des Polizeireviers Schwäbisch Gmünd konzentrieren. Dort haben sich die Einbrüche in der jüngeren Vergangenheit gehäuft. Drei von vier Taten sind in diesem Jahr in diesem Bereich registriert worden.

Jedem Haus- oder Wohnungsbesitzer wird empfohlen, technische aber auch andere einfach in den Tagesablauf einzubauende Abwehrmechanismen einzusetzen. Wie man sich wappnen kann, erfahre man in den kriminalpolizeilichen Beratungsstellen in Waiblingen, Schwäbisch Hall oder Schwäbisch Gmünd, wo man sich individuell und kostenlos informieren könne. Zudem will die Polizei auch vor Ort kommen: nach individueller Terminvereinbarung, aber auch vor breiterem Publikum mit öffentlichen Veranstaltungen oder mit der mobilen Beratungsstelle des Landeskriminalamtes.

Aus der ansonsten negativen Statistik könne man nämlich auch etwas Positives herauslesen: Dass man sich mit technischen Vorkehrungen vor unliebsamem Besuch schützen kann. Von den 545 bisher festgestellten Taten sei mehr als jede dritte im Versuchsstadium stecken geblieben.

Statistik für den Rems-Murr-Kreis

Einbrüche
In den vergangenen zehn Jahren ist im Rems-Murr-Kreis im Schnitt 253 Mal eingebrochen worden. Die niedrigste Zahl wurde mit 167 im Jahr 2008 registriert, die bisher höchste im vergangenen Jahr mit 376. Rückläufig ist auch die Aufklärungsquote: von zwölf bis 15 Prozent auf unter acht im vergangenen Jahr. Die Zahl der „erfolgreichen“ Einbrüche ist mit Werten von 206, 207 und 209 hingegen nahezu konstant geblieben.

Ursachen
Die Polizei führt die Entwicklung darauf zurück, dass ein versuchter Einbruch meist verspätet erkannt und nicht sofort angezeigt wird. Das mache eine Aufklärung oft nahezu unmöglich. Beziehe man die Quote aber ausschließlich auf die vollzogenen Einbrüche, ergäben sich Werte zwischen 13 und 25 Prozent.

Vergleich
Bei der sogenannten Häufigkeitszahl, also auf zehntausend Einwohner bezogen, liegt der Rems-Murr-Kreis laut Angaben des Polizeipräsidiums Aalen mit der Ziffer 9 noch unter dem Landesschnitt (10,7). Die niedrigste Belastung im Ländle habe ein Landkreis mit 4,1 , die höchste Belastung habe 2013 bei mehr als 27 Wohnungseinbrüchen pro 10 000 Einwohner gelegen