Trotz Artenschutz hält das Landratsamt des Rems-Murr-Kreises Windräder im Waiblinger Stadtwald für denkbar. Die endgültige Entscheidung zur Buocher Höhe fällt im Herbst.

Die Zeit läuft: Am 1. August endet die Frist, während der Behörden, Naturschutzorganisationen oder auch Privatpersonen zur geplanten Wiederaufnahme des Gebiets Buocher Höhe (Rems-Murr-Kreis) in die Liste der Vorranggebiete für Windkraftanlagen Stellung nehmen können. Die bewaldete Fläche unweit der Ortschaft Remshalden-Buoch ist eine Waiblinger Exklave auf einem Höhenzug oberhalb von Korb, Remshalden und Weinstadt. Die Stadt Waiblingen hat das Gebiet schon vor Jahren als potenziellen Standort für Windräder identifiziert.

 

Einige Jahre schien der Waiblinger Stadtwald jedoch als Ort für Windkraftanlagen vom Tisch: Im Herbst 2018 war die Buocher Höhe, die auch als Standort RM-35 bekannt ist, auf Initiative der Verwaltung des Verbands Region Stuttgart von der Liste der Vorranggebiete für Windkraftanlagen gestrichen worden. „Viele dachten, die Sache ist gelaufen – jetzt kommt sie aber wieder aufs Tablett“, so fasst der ehemalige Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky die Situation in einem Satz zusammen.

Während seiner Zeit als Rathauschef hatte sich Hesky für die Windkraft auf Waiblinger Gemarkung starkgemacht. Heute ist er Vorsitzender der Fraktion der Freien Wähler (FW) in der Regionalversammlung – und nach wie vor der Meinung, dass, wer es mit dem Klimaschutz und nachhaltiger Energieversorgung ernst meint, selbst aktiv werden muss und sich nicht auf den Standpunkt zurückziehen darf, dass regenerative Energie andernorts erzeugt werden sollte.

Buocher Höhe wieder als Windkraftstandort im Rennen

„Ich bin froh, dass es gelungen ist, die Buocher Höhe wieder ins Rennen zu bringen“, sagt Andreas Hesky. Anfang April hatte eine Mehrheit der Mitglieder der Regionalversammlung sich dafür ausgesprochen, dass die Buocher Höhe erneut auf die Liste der Vorranggebiete für Windkraftanlagen kommt und somit möglicherweise ein Standort für Windräder werden kann. Voraussetzung für diesen Schritt war, dass die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt eine Ausweisung als Vorranggebiet trotz artenschutzrechtlicher Bedenken nicht ausschließt und dies dem Verband Region Stuttgart binnen einer vierwöchigen Frist mitteilt.

Etappensieg für Windräder

Aufwendiger Transport: Ein Rotorblatt für die Windräder bei Winterbach auf der Reise zum Goldboden. (Archivbild) Foto: Gottfried Stoppel

Das ist offenkundig geschehen. „Ein Etappensieg“ sei das, sagt Andreas Hesky. Nun seien alle aufgefordert, Stellung zu nehmen, Hinweise zu geben und Bedenken zu äußern. „Diese Stellungnahmen werden den Regionalräten vorgelegt, die dann darüber abwägen müssen“, erklärt Hesky den Ablauf des Prozederes. Von Behördenseite werde es wohl kaum noch Einwände geben, schätzt der Regionalrat. Anders sehe es vermutlich bei Teilen der Bevölkerung aus: „Es gibt Menschen, die nicht einverstanden sind. Ich gehe davon aus, dass es erneut Diskussionen geben wird, aber das muss man aushalten.“

Im Herbst soll schließlich festgelegt werden, welche Vorranggebiete im Regionalplan festgeschrieben werden. Ob diese Entscheidung im Oktober, November oder erst im Dezember falle, könne er derzeit nicht sagen, sagt Hesky. Sobald feststeht, welche Vorranggebiete im Regionalplan enthalten sind, ist das für die Stadt Waiblingen der Zeitpunkt für weitere Schritte in Sachen Windkraft. „Der weitere Zeitplan wird festgelegt, wenn die Regionalversammlung voraussichtlich im Herbst über die Teilfortschreibung des Regionalplans beschlossen hat“, teilt Pressesprecherin Gabriele Simmendinger dazu mit.

Wohl keine weiteren Windmessungen nötig

Wenn die Buocher Höhe im Regionalplan als Windvorranggebiet ausgewiesen sei, müsse es zusätzliche detaillierte Untersuchungen geben, um konkrete Standorte für Windkraftanlagen festzulegen. „Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass weitere Windmessungen notwendig sind. Dies wird im weiteren Vorgehen zur Festlegung der genauen Standorte geprüft werden“, heißt es vonseiten der Stadtverwaltung.

Auch wie viele Windräder im Gebiet Buocher Höhe maximal Platz finden können, werde Gegenstand der detaillierten Untersuchungen sein, sagt Gabriele Simmendinger. Für den Fall, dass die Buocher Höhe als Standort in die Teilfortschreibung des Regionalplans aufgenommen wird, werde die Stadt Waiblingen selbstverständlich auch Gespräche mit den angrenzenden Nachbarkommunen führen.