In einem Backnanger Supermarkt wird ein Mann beim Stehlen erwischt – die Polizei nimmt ihm eine Pistole ab. Der Festgenommene ist kein Unbekannter: Es handelt es sich um einen ehemaligen Amtsleiter.

Auenwald/Backnang - Auf den früheren Bauamtschef der Gemeinde Auenwald, Hans-Werner S., kommt ein Strafprozess zu. Gegen den einstigen Rathausbediensteten, der Anfang 2017 dienstunfähig erkrankte und im Januar dieses Jahres nach amtsärztlichem Befund in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde, hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart laut ihrem Pressesprecher Reiner Römhild Anklage beim Amtsgericht Backnang erhoben.

 

Dem 58-Jährigen wird Diebstahl mit Waffen vorgeworfen in Tateinheit mit vorsätzlichem, unerlaubtem Besitz einer Kurzwaffe. Der Strafrahmen bewegt sich, so Römhild, zwischen sechs Monaten und zehn Jahren Gefängnis. Das Gericht prüft derzeit die Zulässigkeit der Anklage. Ein Verhandlungstermin steht noch nicht fest.

Seit dem Vorfall wurde S. nicht mehr im Rathaus gesehen

Es passierte am ersten Februar 2017 am späten Nachmittag: S. hielt sich in einem Backnanger Supermarkt auf, wo er beim Diebstahl ertappt worden sein soll, wobei es der Staatsanwaltschaft zufolge um „geringwertige Sachen“ gehandelt habe. Wie ein Augenzeuge beobachtete, nahm die herbeigerufene Polizei dem Bauamtschef eine Kurzwaffe ab, die dieser bei sich hatte und führte dann den Mann ab; die Beamten durchsuchten auch dessen Auto. Von diesem Zeitpunkt an wurde S., der sich nach dem Vorfall in ärztliche Behandlung begab, nicht mehr im Rathaus gesehen.

Mehr als drei Jahrzehnte hat S. im Auenwalder Bauamt den Ton angegeben. Als Folge seiner plötzlichen Abwesenheit vom Februar 2017 an verwaiste die Dienststelle völlig, nachdem es seine Stellvertreterin vorzog, nach Murrhardt zu wechseln. Wenn zwei Leute fehlen, lasse sich das einfach nicht kompensieren, sagte der Bürgermeister Karl Ostfalk jüngst in einer Sitzung des Technischen Ausschusses. Mit anderen Worten: es hakte an allen Ecken und Enden, bei Bausachen habe nicht selten die reine Konfusion geherrscht, lässt ein Insider wissen. Mittlerweile hat die Kommune eine Mitarbeiterin eingestellt, die im Bauamt für geordnete Verhältnisse sorgen soll.

Schon früher gab es einen Fehltritt: Illegales Abladen von Erdaushub

Im Gemeinderat gehen bis heute die Ansichten über S. auseinander. Während die einen davon sprechen, dass es in der Zusammenarbeit mit ihm schon länger gegrummelt habe, loben ihn andere als kompetenten und freundlichen Menschen, der jeden Kanaldeckel gekannt habe und ohne großes Aktenstudium ausgekommen sei.

Freilich: In eigener Sache hat es Hans-Werner S. nicht immer so genau genommen. Da gibt es einen weiteren Fall, der den einstigen Kommunalbeamten mit dem Gesetz in Konflikt brachte: Den Aushub, der beim Bau seines Wohnhauses im Ortsteil Lippoldsweiler anfiel, entsorgte der kommunale Bauaufseher kurzerhand und ohne die nötige Genehmigung in einer nahen Klinge, mehrere Hundert Kubikmeter sollen es gewesen sein.

Rechtsstreit des Ex-Bauamtsleiters mit dem Landratsamt

Das Waiblinger Landratsamt forderte den Häuslebauer auf, den illegal abgeladenen Müll wieder aus der Klinge zu entfernen, doch der dachte nicht daran, dem landrätlichen Ukas Folge zu leisten. Er klagte stattdessen beim Verwaltungsgericht gegen das Verlangen der Kreisadministration, ist dort aber krachend gescheitert.

Vor einiger Zeit ist vom Landratsamt eine sogenannte Ersatzvornahme angeordnet worden, – die Behörde wird ein Unternehmen beauftragen, das den Erdaushub auf Kosten von S. aus der Klinge herausholt. Sobald das Wetter mitspielt und mit den Besitzern angrenzender Grundstücke noch offene Fragen geklärt sind, sollen laut Landratsamt die Bagger anrücken.