Bis zum Jahr 2025 will der Rems-Murr-Kreis ein Musterlandkreis sein – landesweit vorbildlich in Sachen Klimaschutz.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Die gesamte Expertise umfasst rund 450 Seiten und 56 konkrete Handlungsempfehlungen. Am Dienstagabend hat das Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt und Energie interessierten Bürgern im Waiblinger Landratsamt eine Kurzfassung seines Klimaschutzkonzeptes für den Rems-Murr-Kreis präsentiert. Die Aussichten für das selbst gesteckte Ziel, sich in diesem Bereich bis spätestens 2025 zu einem Musterlandkreis zu entwickeln, stehen demnach nicht schlecht. Die Fachleute sehen langfristig sogar die Möglichkeit, 90 Prozent des Verbrauchs an Rems und Murr aus regenerativen Energiequellen zu decken. Zudem gebe es im Vergleich zu der 2008 erzeugten Strommenge ein Einsparpotenzial von fast 40 Prozent.

 

Gut ein Jahr lang hatten Vertreter des Wuppertal-Instituts relevante Daten gesammelt und Workshops mit rund 300 Vertretern aus Wirtschaft, Gesellschaft, Kommunalpolitik und -verwaltung veranstaltet. Man habe dabei eine gute Ausgangslage festgestellt, sagt Kurt Berlo, der bei der Präsentation den erkrankten Projektleiter Oliver Wagner vertrat: Klimaschutz und vor allem Energieeinsparungsbemühungen würden im Rems-Murr-Kreis bereits konsequent verfolgt.

Doch der Weg zur angestrebten Klimaneutralität sei noch weit und bedürfe einiger Anstrengungen. Insbesondere in Sachen Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien gebe es einen erheblichen Nachholbedarf. Lediglich 6,2 Prozent seines Strombedarfs deckt der Landkreis zurzeit aus solchen Quellen; bundesweit liegt der Schnitt bei 19 Prozent.

Knapp die Hälfte des „sauberen“ Kreisstroms stammt aus Fotovoltaikanlagen. Verschwindend gering sei hingegen der Anteil der Windkraft. Hier sieht der Projektleiter auch das größte Ausbaupotenzial. Bis zu 114 große Windkraftanlagen hält man beim Wuppertal-Institut für möglich, wohl wissend, dass dazu erst eine interkommunale Bereitschaft entwickelt werden muss.

Weit vom Ziel entfernt ist man auch noch in Sachen Emissionen. Zwar liegt der Rems-Murr-Kreis mit sieben Tonnen pro Jahr und Einwohner schon deutlich unter dem bundesdurchschnittlichen Kohlendioxid-Ausstoß (10 Tonnen). Vorgenommen hat man sich aber, den Wert auf zwei Tonnen zu senken. Ein wesentlicher Ansatzpunkt könnte dabei laut Berlo der Individualverkehr sein. Dessen Anteil liege bei 37 Prozent, und mehr als die Hälfte der Fahrten seien vermeidbar, weil die Wegstrecke kürzer als fünf Kilometer sei.

Und so findet sich unter den insgesamt 56 konkreten Empfehlungen, die das Wuppertal-Institut in ihrem „Masterplan Klimaschutz 2024“ als einen „strategischen Handlungsrahmen“ anbietet, auch eine Kampagne namens „Null CO2 auf Kurzstrecken“, die zum Umstieg auf ÖPNV, Fahrrad oder die eigenen Füße animieren soll.

Der Kreis muss sich nun überlegen, welche Vorschläge er umsetzen will. Der Erste Landesbeamte, Bernd Friedrich, gibt hierfür den Fahrplan vor: Man werde das Papier zunächst intern bewerten und den Kreisräten dann im Herbst einen Prioritätenliste für die kommenden drei Jahre vorlegen.