Die angestrebte VVS-Tarifreform kostet den Kreis drei bis 4,5 Millionen Euro – dafür zahlen Nutzer künftig eine Zone weniger, Zeittickets könnten 25 Prozent günstiger werden.

Waiblingen - Anstelle der bisherigen 52 Tarifzonen soll es im Gebiet des Verkehrsverbundes Stuttgart (VVS) künftig nur noch fünf oder sechs Ringzonen rund um die Landeshauptstadt geben. Die bisherigen Zonen 10 und 20 im Stuttgarter Zentrum werden zu einer einzigen Tarifzone. So sieht dies die sogenannte große Lösung vor, die in der vergangenen Woche vom Aufsichtsrat des VVS als wahrscheinlicher Weg für die anstehende Tarifreform vorgestellt worden ist (wir berichteten).

 

Im Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags hat jetzt der VVS-Geschäftsführer Horst Stammler die Auswirkungen für den Rems-Murr-Kreis skizziert. Jene große Lösung, so war dabei zu hören, würde den Kreis zusätzlich zu den ohnehin gezahlten Zuschüssen für den öffentlichen Nahverkehr in Höhe von 25 Millionen Euro im Jahr 2018 in künftige Jahren nochmals zwischen drei und 4,5 Millionen Euro pro Jahr kosten.

Fünf Ringe anstelle der 52 Zonen

Der große Vorteil der neuen Einteilung des Tarifgebietes in fünf Ringe plus kleinere Zusatzelemente am Rand und lediglich einer inneren Stuttgarter Zone sei zum einen die neue Übersichtlichkeit im bisher eher verwirrenden, gut 40 Jahre alten Tarifzonenplan, sagte Stammler. Bei der Fahrt nach Stuttgart spare künftig praktisch jeder Fahrgast mindestens eine Zone ein. Für Ein- und Auspendler könne dies zu einer Ersparnis bis zu 25 Prozent gegenüber den aktuellen Preisen führen. Und ganz wichtig sei: „Es gibt keine Verlierer.“ Denn auch der VVS erwartet als Benefit der Reform, die zugleich eine „gezielte Maßnahme in Richtung stärkerer Luftreinhaltung“ sei, mehr Fahrgäste aus dem Umland in den eigenen Bahnen und Bussen.

Im Rems-Murr-Kreis reduziert sich die Zahl der bisher elf verschiedenen Tarifzonen auf vier Ringzonen, wobei laut Stammler vom Preis her vor allem Verbindungen quer zu den Hauptlinien und über lange Entfernungen profitieren. Beispielsweise führt die Fahrt von Großerlach nach Welzheim nur noch durch fünf statt bisher sieben Zonen, von Waiblingen nach Stuttgart wird nur noch ein Ticket für zwei – und nicht mehr eines für drei – Zonen benötigt. Die Kreisstadt Waiblingen ist künftig aus dem gesamten Kreisgebiet mit einem Ticket von maximal vier Zonen anstelle der fünf in der bisherigen Struktur erreichbar.

Die Gesamtkosten der Tarifreform in der vorgestellten Form werden auf 38 bis 42 Millionen Euro pro Jahr geschätzt. Dafür werde, so Stammler, ein Landeszuschuss wegen der Luftreinhaltungswirkung erwartet. Die restlichen Kosten müssen dann zwischen der Landeshauptstadt und den im VVS beteiligten Landkreisen anhand des Einwohnerschlüssels verteilt werden. Hierbei bleiben wohl nach diesen Schätzungen Kosten von bis zu 4,5 Millionen Euro am Kreissäckel des Rems-Murr-Kreises hängen.

Reform soll im Frühjahr 2019 in Kraft treten

Bis Ende Mai soll die Frage der Finanzierung der VVS-Tarifreform geklärt sein. Bis zum Juli erfolgt dann die Beratung und Beschlussfassung in den verschiedenen Gremien der VVS-Gesellschafter, also der Landkreise, der Stadt Stuttgart und dem Verband Region Stuttgart. Stimmen diese zu, dann könnte die neue Tarifstruktur des Verkehrsverbundes noch im ersten Halbjahr 2019 in Kraft treten.

Kritische Anmerkungen zur angestrebten Reform kamen im Verkehrsausschuss des Rems-Murr-Kreistags von Klaus Riedel (SPD) und Gudrun Wilhelm (FDP/FW). Es habe auch die Möglichkeit einer noch größeren Lösung gegeben, merkten sie an. Sie hätten sich eine Reduzierung auf insgesamt lediglich zwei Zonen gewünscht.

Einen Beschluss zur Tarifreform hat der Ausschuss in seiner jüngsten Sitzung nicht gefasst. Über die Haltung des Rems-Murr Kreises zur großen Lösung bei der anstehenden VVS-Tarifreform entscheidet am 9.  Juli der Kreistag.