Der Busverkehr im Unteren Remstal soll nach dem Willen des Landratsamts überwiegend emissionsfrei gestaltet werden. Bei der Neuausschreibung des Linienbündels wird der Einsatz von Brennstoffzellenbussen vorgegeben. Es gibt auch Kritik daran.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Der Kreis setzt bei einem Teil des von ihm organisierten Busverkehrs künftig auf Wasserstoff als Antriebsquelle. Wie das Landratsamt mitteilt, soll bei der Neuausschreibung der Dienstleistung für die Buslinien 202, 206, 209 und 219, die im Unteren Remstal verkehren, der Einsatz von Brennstoffzellenbussen verbindlich vorgegeben werden. Eine entsprechende Vorabbekanntmachung sei vor wenigen Tagen veröffentlicht worden.

 

Kritik im Verkehrsausschuss

Im zuständigen Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistages hatte es freilich zuvor Einwände gegen das Vorhaben gegeben. Vor allem der Weinstädter Busunternehmer Markus Dannenmann (Freie Wähler) kritisierte, dass sich die Anschaffung der teuren Fahrzeuge für die Anbieter kaum rechne. Dies insbesondere, weil sich der Zuschnitt der Linienbündel im Unteren Remstal nach anderthalb Jahren ändern werde und dann für die Touren weniger Busse benötigt würden. Die Anschaffungskosten würden hohe Angebotspreise im Vergabeverfahren zur Folge haben, prognostizierte der Unternehmer, und damit hohe Kosten für den ÖPNV-Betreiber Rems-Murr-Kreis.

Man habe diese Hinweise aufgegriffen und sichergestellt, dass wirklich nur die Anzahl an Brennstoffzellenbussen vorgegeben werde, die nach den aktuellen Planungen voraussichtlich über sämtliche Betriebsstufen hinweg notwendig sei, heißt es dazu aus dem Landratsamt. Demnach kämen voraussichtlich 13 Busse dieser Art zum Einsatz. Ebenfalls werde darauf geachtet, dass das Busunternehmen, welches den Zuschlag erhält, keine Wasserstoffbusse anschaffen müsse, die nicht dem Bedarf entsprechen. Der geplante Betriebsstart für den „sauberen“ Busverkehr ist der 1. Juli 2025.

Clean-Vehicle-Directive schreibt emissionsarme Busse vor

Die dann eingesetzten Busse dienen dem Kreis nicht nur der Umsetzung der europäischen sogenannten Clean-Vehicle-Directive. Diese Richtlinie und das zu ihrer Umsetzung erlassene deutsche Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungsgesetz geben bei der öffentlichen Auftragsvergabe verbindliche Mindestziele für emissionsarme und -freie Busse und andere Fahrzeuge vor.

Die Fahrzeuge sind auch Teil der vom Kreis beschlossenen Wasserstoffstrategie, die unter anderem den Betrieb einer Wasserstofftankstelle in Waiblingen vorsieht, deren Treibstoff mit „grünem“ Strom erzeugt wird. Für deren Bau und Betrieb der Tankstelle laufe derzeit das Ausschreibungsverfahren so das Landratsamt.

Lernwerkstatt Zukunftstechnologie Wasserstoff und Brennstoffzelle

Ein weiterer Baustein der Strategie ist die „Lernwerkstatt Zukunftstechnologie Wasserstoff und Brennstoffzelle“ an der Gewerblichen Schule Backnang. Von Anfang 2025 an soll sie junge Menschen mit der Technologie vertraut machen. Die Wasserstofftechnologie soll in den verschiedenen Schularten in Unterrichtseinheiten zu alternativen Mobilitätskonzepten und erneuerbaren Energien eingebunden und durch Einrichtung einer Wasserstoffwerkstatt veranschaulicht werden. Die Kosten für die Lernwerkstatt wird mit knapp sieben Millionen Euro kalkuliert. Das Landeswirtschaftsministerium unterstützt diese mit einer Fördersumme von rund 2,7 Millionen Euro. Die restliche Summe muss der Kreis tragen.

Teil und Kernstück der „Lernwerkstatt Zukunftstechnologie Wasserstoff und Brennstoffzelle“ wird ein Showroom, der das Thema Wasserstoff interaktiv und ganzheitlich aufbereitet. Er ist das erste Projekt, das innerhalb der Maßnahmen für die Lernwerkstatt umgesetzt wird. Der Showroom soll Anfang kommenden Jahres eröffnet werden.