Für planbare Reisen ist das Prinzip der Mitfahrzentrale längst etabliert. Jetzt gibt es ein neues Angebot auch für Kurzstrecken und kurzfristige Verabredungen.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Rems-Murr-Kreis - Heute schon geflinct?“ 14 Kommunen im Schwäbischen Wald werben seit neuestem für eine spontane Mitfahrgelegenheit. Das Ziel ist, die Mobilität im ländlichen Raum durch ein zusätzliches Angebot zu verbessern.

 

Für längere und planbare Reisen ist das Prinzip der Mitfahrzentrale längst eine etablierte Alternative zum eigenen Auto oder dem öffentlichen Nahverkehr. Studenten der Fachrichtung Media Design an der Hochschule Darmstadt haben darüber hinaus ein Verfahren entwickelt, das auch Kurzstrecken bedient und spontane Verabredungen unabhängig von fixen Treffpunkten ermöglicht. Mittlerweile haben die jungen Leute ihre eigene Firma gegründet und „Flinc, die clevere Mitfahrzentrale für jeden Tag“ aufgebaut.

Die Zielgruppe sind ökologisch und/oder ökonomisch denkende Menschen ohne Berührungsängste vor moderner Technik. Wer Teil der Flinc-Gemeinschaft werden will, für die man sich einmalig registrieren muss, benötigt zumindest einen internetfähigen Computer, am besten ein solches Handy. Wer auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit ist, muss dann lediglich eine Applikation starten und einen Zielort eingeben. Das System prüft innerhalb von Sekunden, wer auf der Route unterwegs ist, und gibt dem Suchenden eine entsprechende Rückmeldung samt möglichem Treffpunkt, der Ankunftszeit, dem Profil und Foto des potenziellen Chauffeurs sowie den voraussichtlichen Kosten. Der Angefragte kann dann wiederum entscheiden, ob ihm der Mitfahrer recht und der mögliche Umweg genehm ist.

Seit Mitte des vergangenen Jahres ist Flinc am Start. Ohne viel Werbung zu machen, zählt man laut dem Firmengründer Benjamin Kirschner bereits mehr als 50 000 Mitglieder. Das Ziel sei, das Netzwerk so groß wie möglich zu knüpfen und die Präferenzen der Mitglieder so genau wie möglich aufeinander abzustimmen. Seine Vision ist: „Du gehst auf die Straße, und in zehn Minuten ist der Fahrer da. Dort wollen wir hin.“

Dabei wolle man nicht dem klassischen Nahverkehr Konkurrenz machen. Kirschner, der aus Burgstetten stammt, hat die Kommunen der sogenannten Limesregion angesprochen, um das System dort zu erproben, wo es am dringendsten gebraucht wird. Reinhold Sczuka, der Bürgermeister von Althütte, ist von der Idee, „die bei uns eine Lücke schließen könnte“, begeistert. Zusammen mit 13 weiteren Gemeinden will seine Kommune rund 30 000 Euro in Werbung investieren, um das Projekt bekannt zu machen. Gut die Hälfte davon werde aus Fördermitteln beglichen.

Flinc verlangt keine Vermittlungsprovision

Wer eine Mitfahrgelegenheit anbietet, kann dies für das bessere Umweltgewissen kostenlos tun oder einen von Flinc errechneten Obolus kassieren, der sich in etwa an den ÖPNV-Ticketpreisen orientiert. Das Geld wird bei Zustandekommen der Dienstleistung am Ende der Fahrt bar bezahlt, im kommenden Jahr soll eine elektronische Abbuchung möglich gemacht werden. Flinc selbst nimmt weder eine Vermittlungsprovision noch eine Mitgliedsgebühr. „Wir leben von passgenauen Unternehmenslösungen“, sagt Kirschner, ohne Namen nennen zu wollen. Flinc habe für einige große Firmen beispielsweise Pendlersysteme entwickelt, die den Unternehmen eine Menge teuren Parkraum ersparten.

Der Erfolg der „cleveren Mitfahrzentrale“ ist freilich vom Wachstum abhängig. Je mehr Nutzer sich in das System einspeisen, desto besser wird das Angebot sein. Während Benjamin Kirschner dank guter örtlicher Kontaktpflege für seine 18 Kilometer lange Fahrt zur Arbeit zwischen Darmstadt und Diburg schon jetzt jeden Morgen zehn bis 15 Mitfahrangebote erhält, hat Reinhold Sczuka trotz großer Bereitschaft noch nie geflinct. Wer im Bereich Althütte also gerne einmal mit einem Bürgermeister-Dienstwagen fahren möchte, sollte sich unbedingt anmelden.

// Weitere Informationen im Internet unter www.flinc.org