Um die Wirtschaft im Rems-Murr-Kreis ist es nicht gut bestellt. Immer mehr Firmen klagen über hohe Personalkosten und sinkende Einnahmen.
Die wirtschaftliche Lage im Landkreis ist laut einer Umfrage der IHK zu Jahresbeginn von Unsicherheit und Zurückhaltung geprägt. Trotz leichter Verbesserungen im Vergleich zum Herbst bleibt die Geschäftslage angespannt und die Erwartungen für die kommenden Monate sind überwiegend negativ. Das Stimmungsbild geht aus einer aktuellen Umfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart hervor, in welche die Rückmeldungen von 120 Unternehmen im Rems-Murr-Kreis eingeflossen sind.
Verlässliche Rahmenbedingungen
Besonders betroffen sind demnach kleine und mittelständische Unternehmen, denen besonders die schwache Inlandsnachfrage zu schaffen macht, die aber auch unter steigenden Arbeitskosten sowie – in manchen Branchen – unter anhaltendem Fachkräftemangel leiden. „Die Unternehmen fordern branchenübergreifend dringend neue Impulse und Reformen in der Wirtschaftspolitik“, teilt die IHK mit. „Sie erwarten auch einen spürbaren Abbau von bürokratischen Zusatzbelastungen und klare und verlässliche Rahmenbedingungen durch die neue Bundesregierung und die EU.“ Die Gesamtwirtschaftslage sei kaum besser als in der letzten Umfrage. Als gut bewerten nur noch 25,3 Prozent der befragten Unternehmen ihre Wirtschaftslage. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr waren es noch 37,1 Prozent. 48,2 Prozent bewerten ihre aktuelle Lage wenigstens als zufriedenstellend, während 26,4 Prozent, und damit mehr als ein Viertel, ihre Lage mit schlecht bewerten. Zu Jahresbeginn 2024 waren es 22,8 Prozent. Auch die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate seien kein Grund zur Freude. 23,3 Prozent der befragten Unternehmen erwarten eine Verschlechterung ihrer Geschäftslage. Eine Verbesserung sehen nur 17,9 Prozent, während 58,8 Prozent der Unternehmen zumindest eine gleichbleibende Geschäftslage auf niedrigem Niveau vorhersehen.
Claus Paal, Präsident der IHK-Bezirkskammer Rems-Murr, betont, dass „das Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit des heimischen Standorts stark geschwächt ist“. „Besonders kleine und mittelständische Unternehmen im Rems-Murr-Kreis beklagen die zunehmenden regulatorischen Unsicherheiten. Häufige Gesetzesänderungen und komplexe bürokratische Anforderungen erschweren langfristige Investitionen.“ Viele Betriebe zögerten, in neue Projekte zu investieren oder Kapazitäten zu erweitern.
Abwanderung ins Ausland droht
Für Paal steht fest: „Wir müssen dem Mittelstand wieder zu alter Stärke verhelfen. Dazu brauchen wir jetzt eine rasche und umfassende Wirtschaftsagenda, die Innovationen und Investitionen, Standortkosten, Fachkräftemangel, Widerstandsfähigkeit und Bürokratieabbau umfasst“, so Paal. Andernfalls drohe vor allem im produzierenden Gewerbe eine Abwanderung ins Ausland mit massiven Folgen für den Arbeitsmarkt, aber auch für die verflochtenen Zuliefernetzwerke am heimischen Standort und insgesamt für den Wohlstand im Landkreis. „Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt sehr klar, dass wir überhaupt keine Zeit mehr verlieren dürfen.“