Mathematikstudent Max Uetz hegt und pflegt mehr als 130 Tomatenpflanzen aus 33 verschiedenen Sorten im sonnigsten Winkel des elterlichen Gartens in Schorndorf-Schlichten.

Für einen guten Tomatensamen fährt Max Uetz auch schon mal ins Allgäu, oder bestellt sich besondere Sorten bei einem Vermehrer in Österreich. Den 19-jährigen Mathematikstudenten begeistert die Vielfalt. „Jede Frucht schmeckt nicht nur anders, sondern sieht auch anders aus und hat eine andere Farbe.“

 

Max Uetz muss es wissen. Im elterlichen Hausgarten in Schorndorf-Schlichten hat er eine kleine Tomatenplantage angelegt. Mehr als 130 Pflanzen aus 33 verschiedenen Sorten wachsen und gedeihen dort unter seiner Obhut und Pflege.

Noch ganz schön . . . Foto: Eva Herschmann

Vor fünf Jahren hat Max Uetz im sonnigsten Zipfel des Gartens mit dem Anbau von Gemüse begonnen. Zwischen Zucchini, Gurken und Paprika wuchs die Leidenschaft zu den Paradiesäpfeln. In diesem Jahr sei wegen des kühlen Frühlingswetters alles ein wenig später dran, sagt Max Uetz mit Blick auf die vielen Pflänzchen um ihn herum. Außer der Witterung – und gefräßigen Schnecken, die sich in diesem Jahr bevorzugt über die Buschbohnen hermachen – schreckt den Hobbygärtner nichts.

Tomaten mögen Wind, der sie nach Regen schneller abtrocknen lässt

Was Tomaten anbelangt, kennt sich der Student bestens aus. Uetz schwört auf Maurerschnüre fürs stabile Wachstum seiner Tomatenpflanzen, nicht auf die im Handel üblichen Stangen. Zusammen mit seinem Vater Harald hat er ein hölzernes Gestänge gebaut, an dem die vielen Fäden befestigt werden, an denen sich Pflanzen und Frucht hochranken. Als Unterbau für eine Regenplane dient der Holzrahmen nicht, Max Uetz kultiviert seine Tomaten im Freiland. „Es gibt robuste Sorten, die resistenter gegen Kraut- und Braunfäule sind, wie die Dorenia, die sich sehr gut für Salate eignet.“ Wichtiger als ein Dach sei es, Tomaten luftig zu pflanzen, damit der Wind sie schneller abtrocknen kann, so der Fachmann. Vor allem aber liebten Tomaten die Sonne. „Je mehr sie davon bekommen, desto süßer schmecken sie.“

Der 19-Jährige setzt fürs Wachstum auf eine strenge Erziehung. „Ich ärgere und stresse meine Tomaten, denn, wenn es ihnen zu gut geht, bilden sie keine Früchte.“ Schon während sie ab Mitte März unter dem Dachfenster in seinem Zimmer von Samen zu kleine Pflänzchen heranwachsen, stellt er einen Ventilator auf und bläst sie von Zeit zu Zeit an. „Dann werden sie robuster“, sagt Max Uetz. Wer keine Windmaschine sein eigen nennt, dem empfiehlt er, regelmäßig über die Blätter zu streichen. „So wird der Stängel dicker.“

Tomaten müssen nicht oft gegossen werden

Mit dem Gießwasser ist er geizig. „Tomaten haben bis zu zwei Meter lange Pfahlwurzeln, da genügt es, alle paar Wochen zu gießen.“ Und auch beim Düngen ist der Tomatengärtner sparsam. Allerhöchstens Hornspäne und Urgesteinsmehl für die Spurenelemente bekommen die Pflanzen. Tomaten seien genügsam, sagt Max Uetz: „Im Beet vertragen sie sich mit fast allen Gemüsesorten, nur nicht mit Kartoffeln.“

Von Ende Juni bis kurz vor dem 1. Advent hat Max Uetz im Vorjahr Tomaten geerntet, die bei ihm „klassisch mit Basilikum“ als Unterbepflanzung gedeihen. Was nicht gleich gegessen wurde, hat seine Mutter Michaela zu Tomatensoße verarbeitet und eingefroren oder die Früchte eingekocht. „Und wir haben körbeweise Tomaten verschenkt“, sagt Max Uetz. Jetzt, Anfang Juni, zeigen sich bei vielen Sorten die ersten Blüten, und an den frühen Buschtomaten „Borghese-Vase-Roman“, die er im Allgäu besorgt hat, auch schon die ersten flaschenartigen Früchte. „Die werden als erstes geerntet.“

Der Schorndorfer kauft nur samenfeste Tomatenpflanzen

Alle Pflanzen tragen handgeschriebene Namensschilder: „Drei-Käse-Hoch“, „Himbeer-Ampel“, „Zuckerbusch“, „Allgäuer Balkon“, „Rotkäppchen“ oder „Bayaya“ steht auf kleinen gelben Zetteln. Besonders stolz ist Max Uetz auf seine Neuerwerbung, die „Carls Emslandtraube“, die bis zu zwei Meter groß werden kann, Rispen mit zwölf bis 20 Früchten bildet und süß-würzig schmeckt. „Carl Schniedergers, der 2024 im Alter von 103 Jahren gestorben ist, hat sieben Jahrzehnte lang diese Tomatensorte gezüchtet.“

Auch der Schlichtener kauft nur samenfeste Tomatenpflanzen, die genetisch stabil sind und beim Nachbauen ihre Eigenschaften behalten. F1-Hybride hingegen seien das Ergebnis einer Kreuzung, die zwar oft höhere Erträge brächten, aber nicht nachgezüchtet werden könnten. Und so wächst von Jahr zu Jahr die Zahl der Tomatenpflanzen und -sorten in seinem Gemüsegarten – und nebenbei keimte bei Max Uetz eine weitere, feurige Leidenschaft auf. „Ich habe 70 Chili-Pflanzen aus acht verschiedenen Sorten.“