Mit Stoff gegen Müll: Die Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) setzt auf Nachhaltigkeit und bezuschusst den Kauf von Mehrwegwindeln. Doch das soll erst der Anfang sein.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Zurück zu Althergebrachtem: Die Abfallwirtschaft Rems-Murr (AWRM) will Familien und Inkontinenzbetroffene mit einem Zuschuss dazu bewegen, Einwegprodukte gegen Mehrwegwindeln zu tauschen. „Gemeinsam den Mehrweg gehen – das lohnt sich!“, tönt es in einer Pressemitteilung der Entsorgungsspezialisten. Doch warum genau? Und wie groß ist das Versprechen?

 

Stoffwindeln – 50 Prozent Zuschuss für die Umwelt

Konkret bedeutet das: Wer im Rems-Murr-Kreis wohnt und Mehrwegwindeln kauft, bekommt 50 Prozent der Anschaffungskosten zurück – bis maximal 100 Euro pro Kind oder Erwachsenem. Das gilt für Kinder bis zum dritten Lebensjahr oder für Inkontinenzbetroffene mit ärztlicher Bescheinigung. Der Prozess ist einfach: Rechnung hochladen, Antrag online stellen, Geld kassieren. Der Haken? Privatkäufe, etwa über Flohmärkte, werden nicht gefördert.

Hinter dem Zuschuss steckt ein ernster Plan. Der Kreis will über sein Tochterunternehmen dazu beitragen, Müll zu vermeiden. Denn die Zahlen sind alarmierend: Bis zu 6000 Einwegwindeln landen pro Kind auf dem Müll, das entspricht etwa einer Tonne Abfall. Mehrwegwindeln, die bis zu 200 Mal gewaschen werden können, sparen dagegen nicht nur Müll, sondern auch Geld. Zwar liegen die Anschaffungskosten höher, aber mit etwa 100 Euro Waschkosten pro Jahr bleiben die Stoffwindeln klar günstiger als Einwegprodukte, die jährlich rund 500 Euro verschlingen.

Stoffwindeln statt Wegwerfwindeln – Nachhaltigkeit als Wirtschaftsfaktor

Die Förderung von Stoffwindeln ist Teil eines umfassenderen Abfallwirtschaftskonzepts der AWRM. Das Ziel ist, Ressourcen zu schonen und das Bewusstsein der Bürger für nachhaltige Alternativen zu stärken. Dazu gehört eben jetzt auch eine Informationskampagne, welche die Vorteile von Mehrwegwindeln in den Fokus rückt.

Für die Abfallwirtschaft sind die 15 000 Euro, die jährlich für Zuschüsse eingeplant sind, keine große Belastung. Und wenn sich die Idee durchsetzt, könnte sie Modellcharakter haben. Schon jetzt zögen andere Kreise ähnliche Maßnahmen in Betracht, heißt es aus dem Waiblinger Kreishaus.

Feuchttücher als großes Problem für Kläranlagen. Foto: dpa/Jan Woitas

Der Feuchttuch-Faktor

Die Idee der Abfallwirtschaftsgesellschaft könnte zeigen, dass Umweltpolitik nicht immer kompliziert sein muss. Ein einfacher Zuschuss soll reichen, um nachhaltiges Verhalten zu fördern und gleichzeitig den Geldbeutel der Familien zu schonen. Ob die Bürger allerdings langfristig den Mehrweg einschlagen, hängt wohl nicht nur vom Zuschuss ab, sondern auch davon, wie gut die Vorteile kommuniziert werden. Doch so grün die Windel-Zukunft auch scheint, ein Problem bleibt weiterhin ungelöst: Feuchttücher. Sie mögen praktisch sein, aber in den Kläranlagen der Kommunen sorgen sie für Chaos. Christoph Jäger, CDU-Kreisrat und ehemaliger Bürgermeister von Großerlach, brachte es im Verwaltungsrat der AWRM auf den Punkt: „Das steht in keinem Verhältnis, sich das eigene Ärschle einen Tick schonender abzuputzen.“ Stattdessen fordert er eine Aufklärungskampagne, um die Bürger von der Nutzung herkömmlicher Tücher zu überzeugen.