Das Landratsamt des Rems-Murr-Kreises will ein umweltfreundliches Pfandsystem für Kaffeebecher bei Bäckereien und Cafés initiieren. Dafür gibt es schon Beispiele in der Region.

Rems-Murr-Kreis - Eingeschweißte Salatgurken, überdimensionierte Kartons von Lieferdiensten, Pappbecher, Strohhalme und Plastikdeckel für den schnellen „Coffee to go“ – es gibt kaum etwas, das nicht in irgendeiner Weise verpackt ist, und zwar auf Einwegbasis. Das mag für manch einen zwar bequem sein, gut für die Umwelt ist dieser Lebensstil nicht. Deshalb will der Landkreis nun mit einem neuen Mehrwegbecher dafür sorgen, dass die Abfallflut ein wenig gemindert wird.

 

Pfandleihsystem der Firma Recup als Basis

Dazu hat sich das Landratsamt in das Pfandleihsystem der Münchner Firma Recup mit eingeklinkt, deren beige- oder türkisfarbene Mehrwegbecher bereits an rund 2200 Standorten in ganz Deutschland angeboten werden. Das System dahinter ist jüngst bei einem Runden Tisch des Landratsamts vorgestellt worden, das Prinzip erscheint simpel: Wer sich seinen Coffee to go bei einer der teilnehmenden Bäckereien oder Cafés bestellt, bekommt seinen Kaffee für einen Euro Pfand in einem umweltfreundlichen Mehrwegbecher. Dieser Becher kann in jeder anderen teilnehmenden Filiale wieder abgegeben werden. Und wo sich die nächste Abgabestelle befindet, kann man sich über eine Smartphone-App anzeigen lassen. Das Pfand wird dem Kunden ausbezahlt, der Becher wird anschließend gespült und wiederverwendet.

„Kaffeebecher werden meistens nur kurz genutzt und dann weggeworfen, das sorgt für viel Müll und CO2-Emissionen“, erklärt Felicia Wurster, die Leiterin der Klimaschutzgeschäftsstelle im Waiblinger Landratsamt. „Das neue Mehrwegsystem, in das wir Unternehmen und Bürger mit einbeziehen möchten, ist eine Kampfansage an den Einwegbecher.“

Mit 25 000 Pfandbechern, die eigens für den Landkreis designt und mit hiesigen Wahrzeichen verziert werden, will das Landratsamt seine Mehrweginitiative starten. Jeder Becher, sagt Felicia Wurster, sei 500 bis 1000 Mal nutzbar. „Da kann man sich selbst ausrechnen, was das für einen großen Unterschied zu Einwegbechern macht“, sagt sie. Jetzt ist der Landkreis auf der Suche nach Bäckereien und Cafés, die sich an dem neuen Pfandbechersystem beteiligen. 30 Standorte sollten mindestens zusammenkommen, um den Kunden genügend Anlaufstellen zu bieten, meint Wurster. „Damit kann man anfangen.“

Ludwigsburg und Esslingen haben bereits Pfandbecher

In anderen Landkreisen setzt man bereits auf den Mehrwegbecher von Recup. Im Kreis Ludwigsburg etwa ist der Kunststoffbecher schon seit dem Jahr 2017 im Umlauf. Und seit Kurzem ist auch der Kreis Böblingen mit dabei. Dort beteiligen sich bisher 35 Standorte an dem Pfandsystem. „Aus unserem direkten Feedback von den teilnehmenden Bäckereien wissen wir, dass die Verkäufer sehr zufrieden sind und bereits von Stammkunden, die regelmäßig mit ihrem Pfandbecher kommen, sprechen“, sagt Benjamin Lutsch, der Sprecher des Landratsamts in Böblingen. Beschwerden habe es bisher keine gegeben. „Wir wünschen uns natürlich noch, dass das Netz verdichtet wird, sodass alle stärker von dem Pfandsystem profitieren können“, so der Pressesprecher. Denn das System von Recup habe den großen Vorteil, dass es deutschlandweit verbreitet „und die Becher auch auf einer Bahnfahrt mitgenommen werden und am Zielort abgegeben werden können“, so Lutsch.

In Esslingen gibt es seit April 2018 ebenfalls einen Mehrwegbecher mit Pfandsystem. Und seit Dezember wird dieser „Stadtbecher“ sogar in zwei Größen angeboten: eine 250-Milliliter-Variante für den kleinen Kaffee und einen 400-Milliliter-Becher für die Latte Macchiato. Auch in Stuttgart arbeitet man an einem nachhaltigen Kreislaufsystem für Kaffeebecher. Dafür nimmt die Landeshauptstadt im Zuge ihrer Initiative „sauberes und sicheres Stuttgart“ 800 000 Euro in die Hand.

Im Rems-Murr-Kreis soll die Einführung des Mehrwegbechers wesentlich preisgünstiger vonstatten gehen. Im Klimaschutzhandlungsprogramm des Kreises sind für die Pfandbecher-Initiative Gesamtkosten in Höhe von 6800 Euro vorgesehen. 5300 Euro davon übernimmt die Rems-Murr-Stiftung, der Landkreis finanziert das geplante „Rems-Murr-Design“ des Pfandbechers und kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit.

Mitstreiter für baldigen Start gesucht

Der Startschuss soll so bald wie möglich fallen, sagt Felicia Wurster. Sie hofft, dass sich möglichst schnell genügend Unternehmen finden, die sich an dem Recup-Programm beteiligen. Bisher, so Wurster, hätten sich schon ein paar kleinere Unternehmen wie Uwes Backstube in Waiblingen-Beinstein oder der „Café Anhänger“ beim Wochenmarkt in Schorndorf für das System angemeldet. Wurster: „Jetzt hoffen wir, dass es noch mehr werden und das Mehrwegbechersystem bis zum Sommer zum Laufen kommt.“