Zwei erwachsene Geschwister üben das Autofahren auf einem Parkplatz in Fellbach – und müssen jetzt mit einer Strafe rechnen. Im Rems-Murr-Kreis gibt es zwar keinen Verkehrsübungsplatz – aber Alternativen.
Rems-Murr-Kreis - Womöglich waren sich die beiden keiner Schuld bewusst – und trotzdem blüht ihnen nun eine Strafanzeige. Am Samstagabend war ein Geschwisterpaar – er 26, seine Schwester 37 Jahre alt – mit einem Auto auf einem Schotterparkplatz in Fellbach gefahren. Dies kam einer Polizeistreife offenbar seltsam vor, sie kontrollierte das Auto und die Insassen. Wie sich herausstellte, hatte die Schwester am Steuer keinen Führerschein. Der Bruder hatte sie sein Auto fahren lassen, er selbst saß auf dem Beifahrersitz. Sie wollten für die anstehende Führerscheinprüfung der 37-Jährigen üben.
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Nun mag man sich darüber streiten, ob die Polizisten angesichts der Tatsache, dass niemand zu Schaden kam, ein Auge hätten zudrücken können. Rein von den gesetzlichen Vorschriften her waren die Geschwister aber im Unrecht: Auf öffentlichen Straßen, Wegen und Parkplätzen darf man ohne einen gültigen Führerschein kein Auto fahren. Eine Ausnahme bildet die Prüfungsbescheinigung für das begleitete Fahren von 17-Jährigen – und natürlich der praktische Unterricht bei einer Fahrschule.
Die Methode, mit Papa oder Mama auf einen Feldweg oder auf einen Parkplatz – selbst wenn er leer sein sollte – zu fahren und dort den richtigen Umgang mit Kupplung, Gas und Bremse zu üben, ist laut der Straßenverkehrsordnung aber nicht erlaubt. Zumindest nicht, solange die Örtlichkeit öffentlich erreichbar ist.
Der Gesetzgeber stuft dies nämlich als „Fahren ohne Fahrerlaubnis“ ein – und damit sogar als Straftat. Das lappenlose Fahren kann schlimmstenfalls eine Freiheitsstrafe von einem Jahr nach sich ziehen – allerdings kaum in den genannten Szenarien. Jugendliche Ersttäter würden wohl eher Sozialstunden aufgebrummt bekommen. Wie die Sache bei der 37-Jährigen aussieht, wird sich allerdings noch zeigen.
Doch wo darf man nun das Autofahren üben, ohne eine Strafe zu riskieren? Wichtig ist, dass das Gelände nicht öffentlich zugänglich sein darf. Ein umzäunter, ummauerter oder mit Schranke gesicherter, privater Parkplatz darf zum Üben verwendet werden – mit der Genehmigung des Eigentümers, versteht sich. Noch besser geeignet zum Fahrenlernen sind Verkehrsübungsplätze. Diese nichtöffentlichen Anlagen sind echten Straßen nachempfunden, es gibt zum Beispiel Kreuzungen, Vorfahrtsschilder, Parkplatznachbildungen und andere kleine Herausforderungen.
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Nur: im Rems-Murr-Kreis gibt es keinen Verkehrsübungsplatz, weder für Autos noch für Fahrräder. Was die Übungsplätze für Autos betrifft, wird sich daran so bald auch nichts ändern. „Wir sehen keinen Bedarf, da es in der Region einige Verkehrsübungsplätze gibt“, erklärt eine Sprecherin des Landratsamts. Immerhin: derzeit sucht die Kreisbehörde nach einem Standort für einen Fahrrad-Verkehrsübungsplatz, auf dem Grundschüler das richtige Verhalten im Verkehr erlernen können.
Legal das Autofahren üben kann man zum Beispiel auf dem Verkehrsübungsplatz des Motorsportclubs Hohenasperg. Dieser öffnet immer freitags bis samstags. Nur am 4. September bleibt er wegen eines Events geschlossen. Gefahren werden kann zu zweit, bis zu zwei Stunden lang. Eine Stunde kostet zwölf Euro, die zweite zehn Euro. Zudem muss eine Kaution von zehn Euro hinterlegt werden. Wer dort fahren will, muss von einem Führerscheininhaber begleitet werden, der seinen Personalausweis, Führerschein und die Ausweispapiere mitbringen muss. Weitere Übungsplätze gibt es in Esslingen, Kirchheim unter Teck, Filderstadt-Sielmingen und in Leonberg.
