Nur knapp 100 Menschen sind zum Gespräch mit Verkehrsminister Herrmann und einem Go-Ahead-Vertreter über die Remsbahn ins Aalener Landratsamt gekommen.

Verkehr - Der Andrang hat sich in in Grenzen gehalten beim Bürgerdialog zur aktuellen Situation auf der Remsbahn, zu dem der Verkehrsminister Winfried Hermann in den großen Saal des Landratsamt in Aalen eingeladen hatte. Trotz Coronavirusgefahr – deretwegen sich jeder Teilnehmer zunächst in eine Alarmierungsliste einzutragen hatte – waren es inklusive zahlreicher Mandatsträger aus Kreistagen oder anderen Gremien gerade mal knapp 100 Interessierte, die sich im Ostalb-Kreishaus eingefunden hatten, um den Dialog mit dem baden-württembergischen Verkehrsminister und dem kaufmännischen Leiter des Verkehrsunternehmens Go-Ahead, Max Kaiser, aufzunehmen.

 

Mangel an Triebwagen und Lokführern

Eins vorweg: Viel Neues haben diejenigen, die teils auch aus den Rems-Murr-Pendlerorten Urbach oder Plüderhausen angereist waren, zur seit gut einem halben Jahr mal mehr mal minder katastrophalen Situation auf der Remsbahn nicht erfahren. Schuld an Zugausfällen und zeitweisem Platzmangel vor allem in den für die Pendler vorrangig bedeutsamen Stoßzeiten seien zu spät oder noch gar nicht gelieferte Züge des Schweizer Triebwagenherstellers Stadler sowie akuter Personalmangel vor allem in Sachen Lokführer sowie nicht funktionierende Software, zum Beispiel an den Zugtüren.

Speziell der Zughersteller Stadler kam da bei denjenigen ziemlich schlecht weg, die mit seinen Produkten ihre Kundschaft nicht zufriedenstellen können. Max Kaiser gab unumwunden zu: „Wir hätten nicht gedacht, dass Stadler so viel Nichtfunktionierendes liefert.“

Ärger über „Schwarzer-Peter-Spiel“

Auch des Verkehrsministers Verweis auf rechtzeitig und in ausreichender Kapazität vom Land georderter und mit entsprechenden Zugkäufen für die Streckenbetreiber versehener Verkehrsleistungen waren allerdings so gar nicht nach dem Geschmack der Bürger, die den Dialog in Sachen Nahverkehrs annahmen. Man sei als Pendler, der nicht wenig Geld für seine Fahrkarte investiere „das ganze Schwarze-Peter-Spiel“ endgültig leid, polterte ein Zugstammgast aus Plüderhausen. Und zeitweise nahm der angestrebte Dialog denn eher die Funktion eines ungehalten monologisierenden Kropfleerens an. Wobei der Moderator Gerd Probst seine liebe Mühe hatte, dafür zu sorgen, dass auch jeder der geduldig am Mikrofon Schlange stehenden Bahnfahrer mit seinem Anliegen innerhalb der auf zwei Stunden Dauer begrenzten Veranstaltung an die Reihe kam.

Zur Kritik am ständigen Platzmangel in den Stoßzeiten betonte der Verkehrsminister, die Regelungen seien immer so kalkuliert, dass lediglich in einem bestimmten Radius um Stuttgart ein kleiner Anteil an Stehplätzen genehmigt sei. „In Stoßzeiten jedem einen Sitzplatz zu garantieren, das schafft kein Ballungsraum.“

Dem vermeintlichen Allheilmittel Doppelstockzug fürs Problem der mangelnden Kapazitäten schlug dann schließlich aus dem Publikum selbst Opposition entgegen. Da sei sie, so kritisierte eine Bahnfahrerin im Rollstuhl, zusammen mit der Kinderwagen schiebenden Mutter und dem Senior mit Rollator auf den Einstiegsbereich verbannt, weil nach oben und unten nur Stufen führten.