Während der Remstalschau soll das Betongrau in Remseck verschwinden: Sprayer dürfen ihre Fantasie blühen lassen.

Remseck - Graffiti, das war einmal – und ist es an vielen Orten noch immer – die Kunst der bösen Jungs. Eine Gruppe von etwa 25 Sprayern zeigt nun in Remseck, dass es auch anders geht: Die Stadt richtet in diesem Sommer gemeinsam mit 15 anderen Kommunen die Remstalgartenschau aus und lässt dafür die Freiluftkünstler dunkle Stellen in Unterführungen bemalen. Unter zwei Bedingungen: Die Kunstwerke sollten farblich und von den Motiven her zu einer Gartenschau passen.

 

Am Eingang zur Unterführung an der Endhaltestelle der Stadtbahn in Remseck knabbert ein Kaninchen auf einer riesigen Karotte. Na, wenn das nicht zu einer Gartenschau passt! Zumal der Sprayer versucht hat, so streng im Raster der Corporate-Design-Farben der Remstalschau zu bleiben, dass nun sogar die Möhre komplett grün ist.

Sprayen soll auch Spaß machen

„Es gibt noch viel zu tun“, sagt der Künstler und Grafikdesigner Frederik Merkt (40), der die Sprayaktion koordiniert. „Am 10. Mai ist jedenfalls Deadline.“ Bis dahin sollen die Fußgängertunnel an den verschiedenen Stadtbahnhaltestellen sowie die Unterführungen am Rathaus und am ehemaligen Kronenkeller im Farbspektrum der Gartenschau 2019 leuchten, das neben diversen Gelb- und Grüntönen nur noch ein ganz bestimmtes Blau erlaubt.

Allzu streng sollen die Regeln dann aber doch nicht sein: Immerhin arbeiten die Sprayer umsonst, die Stadt trägt nur die Kosten für das Material. „Und der Spaß soll dabei auch nicht verloren gehen“, sagt Merkt. Wichtig sei, dass die großen Flächen von Grün und Gelb dominiert werden. Im Detail dürfe auch einmal eine silberne oder schwarze Linie vorkommen.

Remseck ist Graffiti-Stadt

Merkt hat ein Konzept vor Augen, das die einzelnen Szenen der verschiedenen Maler am Ende wie die Panels in einem Comic verbindet. Zum krönenden Abschluss sollen die Bilder weiße Rahmen bekommen. Bis dahin aber ist jeder Maler weitgehend frei in seinen künstlerischen Entscheidungen. Auch die Stile sind gestreut: Neben den charakteristischen Graffiti-Zeichnungen und -Buchstaben sind schon jetzt beinahe fotorealistisch gemalte Vögel oder Hündchen zu sehen.

Niemand nehme an der Malerei Anstoß, meint Merkt: „Die Remsecker sind das gewöhnt.“ Seit Anfang der neunziger Jahre habe es immer wieder Graffiti-Aktionen gegeben und zuletzt 2015 sogar einen Graffiti-Workshop für Ältere. Man darf gespannt sein, ob die Malerei aus den Sprühdosen auch den Besuchern der Remstalgartenschau gefallen wird, die am 10. Mai beginnt und bis 20. Oktober dauert.