Der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) spricht sich klar für den Bau einer Westrandbrücke in Neckarrems aus. Das rund 20 Millionen Euro teure Bauwerk soll das Verkehrsproblem lindern. Die Nachbarn zeigen sich wohlwollend.

Remseck - Kein großer Wurf, aber kleine Verbesserungen – das ist das Ergebnis eines Verkehrskonzepts für den Raum Remseck/Fellbach/Waiblingen, das der Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) am Montagnachmittag vorgestellt hat. Winfried Hermann kündigte an, seine Behörde wolle auf Basis eines neuen Gutachtens das Problem des Dauerstaus in Remseck lösen, „ohne große bauliche Maßnahmen“, wie er betonte. Es gehe darum, eine kleine, aber schnell realisierbare Lösung zu finden.

 

Rund 33 000 Fahrzeuge wälzen sich täglich über die Neckarbrücke in Remseck-Neckarrems. Zusammen mit einer neuen Westrandstraße nebst Neckarbrücke sollen Verbesserungen an einigen Knotenpunkten Linderung bringen, wie Hermanns Gutachter Frank Gericke vom Büro Modus Consult gestern erläuterte. Mehr als 28 000 Fahrzeuge könne die neue Brücke aufnehmen, deren Kosten noch unklar sind und die wohl frühestens in sechs Jahren gebaut werden kann.

Ortsmitte soll entlastet werden

Die jetzige Brücke (und deren Anwohner) werde dadurch stark entlastet. Das Ergebnis für die Neckarremser Ortsmitte brachte Gericke wie folgt auf den Punkt: „Immer noch Stau, aber weniger.“ Beim Verkehrsknoten an der Stadtbahnhaltestelle sei hingegen wenig zu machen – es sei denn, man plane eine zusätzliche Brücke, die dort angebunden sei. „Das wäre teuer.“

Weitere Vorschläge des Konzepts sind ein Ausbau der Kreuzung beim Baumarkt Hornbach in Aldingen, eine Entflechtung von Stadtbahn- und Autoverkehr bei Stuttgart-Mühlhausen, eine längere Einfädelspur der B-27-Auffahrt Kornwestheim-Mitte/Ost und ein Ausbau der Kreuzung vor Fellbach-Oeffingen. Die Wartezeiten im Stau seien jedoch mit 28 bis 56 Prozent nur bedingt verkürzbar. Es gehe um „Stauzeitverkürzung, nicht Staubeseitigung“, sagte Hermann. Es sei aber „erstaunlich, wie viel machbar ist“.

Brücke soll 20 Milllionen Euro kosten

Diese Maßnahmen seien binnen zwei Jahren realisierbar, sagte der Regierungspräsident Johannes Schmalzl. Zudem seien sie mit acht bis zehn Millionen Euro nicht teuer, sagte Hermann – plus 20 Millionen Euro für die Westrandbrücke. Die Brücke sei „ein Sonderfall“, weil sie bislang im Landesverkehrsplan nicht vorkomme. Stadt und Land müssten sich aber die Kosten teilen. Kommunale Vertreter äußerten Skepsis gegenüber den Plänen. „Wenn das so einfach geht, warum wurde es bislang noch nicht gemacht?“, fragte der Ludwigsburger Baubürgermeister Michael Ilk. „Für uns bringt das keine Verbesserung“, kritisierte Andreas Hesky, OB von Waiblingen. Ludwigsburgs Stadtteil Neckarweihingen werde gar zusätzlich belastet.

„Wir hatten schon zu schlucken mit der Ablehnung der Andriof-Brücke“, sagte der Remsecker OB Karl-Heinz Schlumberger (siehe Kasten). Er sei dennoch „ausgesprochen dankbar“ für das klare Votum des Ministeriums für die Westrandbrücke. Diese sei Voraussetzung für Bau und Gestaltung der Neuen Mitte in Remseck. Er habe erkannt, dass der Bau zweier neuer Brücken für die Stadt Remseck letztlich utopisch sei.

Der Fellbacher OB Christoph Palm zeigte sich bereit, eine leichte Mehrbelastung seiner Stadt durch die neue Brücke zu akzeptieren. „Das Problem kann ohne die Andriof-Brücke nicht gelöst werden“, kritisierte Joachim Pfeiffer, CDU-Regionalrat. Insgesamt äußerten sich die rund 20 kommunalen Vertreter einverstanden.