Die Stadt Remseck will im Winter mit dem Bau eines Sandstrands am Neckar beginnen. Aber noch hat sie keine Genehmigung. Und ob sie überhaupt eine bekommt, ist ungewiss.

Die Remsecker müssen weiter bangen, ob sie einen Sandstrand am Neckarufer bauen dürfen. Weil das Freizeitgelände am Widerstand der Naturschützer zu scheitern droht, haben sich jetzt Fachleute der beteiligen Behörden vor Ort getroffen und verhandelt. Einen Durchbruch gab es offenbar nicht, allerdings auch keine definitive Ablehnung. Heikel ist das Thema wohl nach wie vor: Denn das Landratsamt als zuständige Naturschutzbehörde, das Bedenken gegen das Projekt angemeldet hatte, war am Freitag nicht bereit, Auskunft über den Stand der Gespräche zu geben.

 

Der Remsecker Bürgermeister Karl-Heinz Balzer dagegen zeigt sich nach dem Treffen zuversichtlich, dass Remseck am Ende seinen Sandstrand bekommt. „Wenn 15 Fachleute, darunter Landschaftsplaner, Wasserbauer, Gewässerökologen, Fischereifachleute und Vogelkundler, zusammensitzen und gemeinsam über einen umstrittenen Eingriff in die Natur diskutieren, dann ist halt nicht sofort ein eindeutiges Ergebnis zu erwarten“, sagt er. „Aber dass das Projekt noch scheitert, ist unwahrscheinlich, wir sind einen guten Schritt weitergekommen.“

Weitere Gespräche nötig

In den Bäumen wird der Juchtenkäfer vermutet

Balzer führt das darauf zurück, dass die Stadt schon im Vorfeld die Pläne für die Ausgleichsmaßnahmen geändert hat. Dennoch hätten die Experten am Ende des Gesprächs in Remseck weiteren Klärungsbedarf angemeldet. Daher treffen sie sich in der kommenden Woche erneut. Laut einem Gutachten leben in dem Gebiet, in dem der 190 Meter lange Strand angelegt werden soll, mehrere geschützte Arten: etwa Haselmäuse, Feuerfalter, Grünspechte oder Nachtkerzenschwärmer, in den Bäumen wird außerdem der Juchtenkäfer vermutet. Aus diesem Grund hatten sich die Naturschützer eingeschaltet. Das Landratsamt muss nun festlegen, wie das Verfahren weitergeht. Aus Balzers Sicht sind aber alle Probleme lösbar.

EU-Zuschuss ist in Gefahr

Die Stadt hat es ein bisschen eilig mit dem Bau der Sandfläche, die auch Platz für ein Volleyball-Spielfeld und eine Sitzmauer bieten soll. Denn zum einen möchte sie gerne im Winter mit den Arbeiten beginnen, weil das für die Natur schonender sei als während der Vegetationsperiode, wie Balzer sagt. Zum anderen ist der Sandstrand ein wesentlicher Teil des Remsecker Beitrags für die Kleine Gartenschau 2019, an der sich die Stadt gemeinsam mit vielen anderen Kommunen des Remstals beteiligt. Und überdies muss das Projekt bis zum Ende des Jahres 2014 fertig und abgerechnet sein, sonst geht der Stadt eine halbe Million Euro von der EU verloren.

Schlumberger: Der Bagger kommt ohnehin

Der Remsecker Oberbürgermeister Karl-Heinz Schlumberger kann die Bedenken gegen den Strand nicht recht nachvollziehen. Er sagt, er sei ziemlich frustriert gewesen, als er von den Problemen erfahren habe: „Ich fände es schon extrem schade, wenn man das Ding kaputt macht.“ Das Wasser- und Schifffahrtsamt, argumentiert er, komme ohnehin mit dem Bagger, um das Ufer neu zu gestalten. Die Uferlandschaft werde sowieso verändert. „Und ich glaube nicht, dass da nach Käfern oder Fledermäusen gefragt wird. Da geht dann, völlig zu recht, die Schifffahrt vor.“