Remseck würde gerne einen Aussichtspunkt zur Kleinen Gartenschau 2019 beisteuern. Doch Naturschützer sind dagegen.

Remseck - Karl-Heinz Schlumberger ist begeistert: Studenten haben Aussichtsplattformen für den alten Remsecker Steinbruch entworfen, phantasievoll, vielfältig, technisch interessant. Solch einen Aussichtspunkt über der Rems möchte die Stadt für die Kleine Gartenschau 2019 errichten, an der sich Remseck zusammen mit anderen 15 Kommunen beteiligt. Aber der Oberbürgermeister ahnt schon: „Die Naturschützer werden dagegen sein.“ Und damit hat er recht.

 

„Wir brauchen keine weiteren Ideen“, sagt Schlumberger angesichts der Entwürfe für das Projekt Remstal-Blick. Was sich die Master-Studenten der Technischen Hochschule Stuttgart in acht Kleingruppen ausgedacht haben, findet er so gut, dass man Profis eigentlich nur noch für die Feinplanung und Bauausführung beauftragen müsse. Ihr Professor, Rolf Kicherer, hatte die angehenden Ingenieure angewiesen, einen Aussichtspunkt zu planen, der zu dem Steinbruch passt und der auch den Naturschutz berücksichtigt.

Vielfältige Ideen

Unter den Ideen finden sich etwa ein Turm aus Holzstützen, die wie Mikadostäbe in die Höhe ragen und die Plattform tragen, aber auch Rampen, die in das Tal hinausragen, mal schlicht mit Glasbrüstung, mal aufwendig geformt. Andere Studenten haben geschwungene Stege konstruiert. Gehalten von Stahlseilen, winden sie sich an der Abbruchkante entlang. Und eine Gruppe schlägt einen Treppenturm mit Glaswänden und Aussichtsebenen vor, in dem man vom Grund des Steinbruchs in die Höhe steigen könnte.

Wenn es bezahlbar und politisch durchsetzbar sei, wolle er den Aussichtspunkt auf jeden Fall als Beitrag zur Gartenschau bauen, sagt Schlumberger. Darüber hinaus wird das Ufer der Rems aufgewertet, unter anderem mit einem Sandstrand, einer Fischtreppe und einer Slipanlage für Kanus. Das Hauptziel ist, die Remsufer für die Naherholung attraktiver zu machen.

Sorge um geschützte Vögel

Dabei spielen die Naturschützer mit, bis auf den Aussichtspunkt. Die Naturschutzbehörde im Landratsamt formuliert ihre Skepsis moderat: Aus Gründen des Artenschutzes stehe man der Idee kritisch gegenüber. Der Steinbruch sei ein wertvolles Refugium mit einer vielfältigen Tierwelt. Vor allem sorgt man sich, dass geschützte Vögel wie der Wanderfalke ihre dortigen Brutstätten aufgeben könnten, wenn zu viele Besucher ihre Ruhe stören würden.

Rolf Brandner, der Vorsitzende des Remsecker Naturschutzbunds, argumentiert vehementer: Aus dem Steinbruch einen Magneten für Ausflügler zu machen, wäre noch schlimmer als die Plattform in den Zugwiesen in Ludwigsburg. Er habe ja nichts gegen Sandstrand und Freizeitgelände an den Remsufern. Aber der Steinbruch sei ein Naturparadies, mit dem sich ein Aussichtspunkt keinesfalls vertrage. Die Besucher würden Dohlen, Falken und Kolkraben mit Sicherheit vertreiben.

Neue Form der Gartenschau: 80 Kilometer Länge

Zusammenarbeit
16 Kommunen entlang der Rems, von Essingen im Ostalbkreis bis Remseck, haben sich für die sogenannte Kleine Gartenschau 2019 zusammengetan. Die Schau soll die Rems in ihrer ganzen Länge erlebbar machen. Sie erstreckt sich über 80 Kilometer.

Ziel
Es geht vor allem darum, den Tourismus anzukurbeln, aber auch die Naherholungsfunktion an den Ufern der Rems zu stärken. Der Schorndorfer Baubürgermeister An-dreas Stanicki koordiniert die Planung. Zurzeit sammelt man Ideen für mögliche Einzelprojekte in den Kommunen.

Geld
Was davon verwirklicht wird, hängt davon ab, wie viel Geld das Land gibt. Nach der Sommerpause werde man sich deshalb an die Regierung wenden, kündigt Stanicki an. Die größte Herausforderung des Projekts dürfte die Verknüpfung der einzelnen Schauplätze sein.