Remshalden plant zwei Flüchtlingsunterkünfte für je 60 Menschen – eine in Geradstetten, eine in Hebsack. Besonders letztere stößt unter Anwohnern auf Widerstand. Ein Argument: Das Haus stehe im Überflutungsgebiet.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Remshalden - Das Thema Flüchtlingsunterbringung lässt schnell emotionale Wellen hoch schlagen. Das ist neulich auch in Remshalden deutlich geworden: Zu einer Infoveranstaltung der Gemeinde im Ortsteil Hebsack kamen fast 300 Besucher. Darunter Menschen, die vor Jahren als Einwanderer gekommen sind und ihre Dankbarkeit für das neue Leben ausdrückten, Mitglieder von Verwaltung und Gemeinderat, Aktive vom Arbeitskreis Asyl – und besorgte Bürger.

 

Der Remshaldener Bürgermeister Stefan Breiter stellte die Pläne des Gemeinderats vor: In den Ortsteilen Hebsack und Geradstetten sollen zwei Unterkünfte für je 60 Menschen entstehen. In Geradstetten sind die Pläne für Wohncontainer beim Feuerwehrhaus schon recht weit gediehen. „Für Hebsack ist noch nichts entschieden“, so Breiter. Doch die Pläne besagen, bis zum Jahr 2017 neben der Kurt-Leppert-Halle ein massives Haus zu bauen, das für 50 Jahre stehen bleiben soll.

Dieses Vorhaben ruft Kritiker auf den Plan. Ein Anwohner, der namentlich nicht genannt werden möchte, fand die Infoveranstaltung an sich „sehr gut gemacht“. Allerdings, schätzt er, lehnten zwei Drittel der Besucher die Flüchtlingsunterkunft ab. Ihn selbst störe vor allem die Größe des Gebäudes: Es sei besser, Flüchtlinge dezentral unterzubringen statt in einem Heim für 60 Menschen – „zumal Hebsack nur 1500 Einwohner hat.“ Von den Wortmeldungen her waren Befürworter eines Heims in der Überzahl. Der Hebsacker meint jedoch, der Eindruck könne täuschen: „Die Show war perfekt, kaum jemand hat gewagt, sich in der großen Runde negativ zu äußern.“

Der Anwohner hat herausgefunden, dass der von der Gemeinde vorgeschlagene Bauplatz in einem hundertjährigen Hochwassergebiet liegt. „Dort stellt man doch kein massives Haus für 50 Jahre auf, sondern Container, die man wegbringen kann“, meint er. „Aus dem Meer gerettet, in der Rems ertrunken – tolle Option.“

Der Technische Beigeordnete der Gemeinde, Dieter Schienmann, betont jedoch, ertrinken müsse auf dem Grundstück niemand: „Das Wasser würde im Fall der Fälle auf 25 bis 50 Zentimeter steigen.“ Es sei auch möglich, ein Haus „aufzuständern“, um dem Wasser zu entgehen. Und in der Umgebung, ebenfalls im Überflutungsgebiet eines hundertjährigen Hochwassers, stünden schließlich auch diverse Wohnhäuser.

Gegner machen auf Facebook mobil

Hochwasser hin oder her: Das Projekt hat in Hebsack einige Gegner. Auf Facebook war im Vorfeld eine Einladung zum Infoabend kursiert, die ein Nutzer, der sich „Heb Sack“ nennt, eingestellt hatte. „Hier (Wohngebiet) soll auch ein Flüchtlingsheim errichtet werden, entgegen aller Bedenken der Anwohner, entgegen allen Empfehlungen von Bund/Land/Kreis und sozialen Institutionen“, schreibt er. „Kommt in Massen und zeigt Euer Interesse, bald braucht auch Ihr Unterstützer!“ Die Einladung aus dem Internet ging offenbar an fast 250 Menschen.

Wie viele davon tatsächlich gekommen waren, ist unklar. Doch kritische Fragen gab es vor allem am Ende der Veranstaltung einige. Eine Anwohnerin fürchtete, ihre Immobilie könne im Wert sinken; eine Mutter sagte, sie habe wegen der Flüchtlinge „Angst, mit dem Kind allein auf dem Spielplatz zu sein“. Herbert Fercho vom Waiblinger Polizeirevier beschwichtigte jedoch: Im Raum Waiblingen lebten derzeit etwa 500 Asylbewerber. Sie seien im Schnitt für 20 von 450 Delikten verantwortlich, wegen denen die Polizei pro Monat ausrücken müsste. „Wir haben keine Veranlassung, besondere Maßnahmen wie Sonderstreifen zu treffen“, so der Polizist.

Die Remshaldener Verwaltung will sich nun wieder über ihren Plänen zusammensetzen, demnächst soll sich auch der Gemeinderat wieder mit der Hebsacker Unterkunft befassen.