Der Remstäler Töpfermarkt zieht Besucher über die Region hinaus nach Urbach. Manche schauen bei der Veranstaltung mit rund 90 Ausstellern sogar an beiden Tagen vorbei. Was macht den Reiz des Events aus? Ein Rundgang.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Sie trägt die Schätze sorgsam mit Papier umwickelt in der Hand. Magdalene Haas hat sich mit Keramik von einer Ausstellerin beim Remstäler Töpfermarkt eingedeckt. „Ich habe das Geschirr im vergangenen Jahr entdeckt“, sagt die Besucherin aus Urbach. Sie hatte entschieden, dass diese Keramik ihr Service werden soll und gleich Teile nachbestellt. Außerdem hat sie sich erkundigt, ob diese Ausstellerin wieder dabei ist bei dem Markt. Ihre Begeisterung für die Töpferkunst von Franziska Zimmermann ist deutlich zu spüren. „Die pastellfarbenen Töne, die matte Glasur und die Haptik, außerdem ist das Geschirr sehr bodenständig“, schwärmt Magdalene Haas.

 
Der Töpfermarkt ist wieder sehr gut besucht. Foto: Jan Potente

Manche Besucher schauen an beiden Tagen auf dem Markt vorbei

Am Samstagmorgen hat sie den Remstäler Töpfermarkt mit seinen 90 Ausstellern aus ganz Deutschland und aus dem Ausland besucht – und möchte am Sonntag mit den Kindern und Verwandten wiederkommen. „Der Markt ist eine Institution“, sagt sie. Eine Freundin nickt und unterstreicht ihr Worte. „Die Becher sind so handschmeichelnd.“

Die Ausstellerin Franziska Zimmermann kommt aus Hohenfurch am Lech. Wie sie auf ihrer Internetpräsenz verrät, ist sie seit 1974 aktiv im Töpferhandwerk und Profi. So wie Ellen Reinhardt, die in Tübingen ein Keramikgeschäft führt, das Laden und Werkstatt ist. Die Keramikmeisterin bildet aus, eine Auszubildende und zwei Töpfergesellen sind mit im Einsatz. Seit mehr als 20 Jahren sei sie beim Remstäler Töpfermarkt dabei, sagt Reinhardt. Zwei Märkte besuche sie im Jahr – den Remstäler Töpfermarkt und den in Sindelfingen-Darmsheim. „Ein tolles Publikum und ein schöner Platz“ – damit punkte Urbach. Ihre Keramik ist geprägt von schlichten, klassischen Formen. Die Stücke seien sehr hoch gebrannt, sagt sie, was sie robust mache.

Besucher und Aussteller können bei dem Markt in den Austausch kommen. Zu der vielfältigen Keramik gesellt sich Kunsthandwerk und manche andere Besonderheit. So stellt die Autorin aus Plüderhausen Kirsten Segler ihr Buch vor, in der sie von ihren Versuchen erzählt, den eigenen Garten zu beleben. Mit Geschichten davon, wie man die bunte Schönheit einer artenreichen Natur zurückholen kann. An ihrem Stand signiert sie das Werk mit dem Titel „Die Blumenwiese, das Fingerkraut und die Rettung der Welt.“ Mehr verrät sie ihrer Homepage unter www.kirstensegler.de.

Auf dem Remstäler Töpfermarkt gibt es nicht nur Getöpfertes

Wie auf dem Wochenmarkt liegen Rettiche, Lauch, Karotten und Bananen am Stand von Margit Röhm aus. Auch ein Spiegelei brät in der Pfanne – alles aus Filz. „Das sieht aber klasse aus“, sagt eine Besucherin. Witziges und Kreatives hat Röhm im Gepäck - auch die Raupe Nimmersatt gibt es in Filz. Seit 20 Jahren sei sie auf Märkten. „Hier werden wir mit Sekt und einer Brezel begrüßt, da fühlt man sich willkommen und wohl“, sagt sie über den Urbacher Markt, „und er ist professionell gemacht.“ Vor allem das Publikum sei toll, da es die handgefertigten Produkte wertschätze. „Da wird man nicht gefragt, warum ist das so teuer“, nennt Röhm ein Beispiel von Sätzen, die sie woanders bei manch verkaufsoffenem Sonntag zu hören bekomme.

Eine Schorndorferin nimmt ein kleines Häuschen in die Hand, von denen sie schon manche zu Hause auf ihrer Fensterbank stehen hat. Der Häuserturm von Jörg Bochtler ist ein Hingucker – ein Ergebnis seiner Feinsägekunst. „Wir verwenden heimische Hölzer wie Kirsche oder Eiche von der Alb“, sagt der Mann aus Steinheim am Albuch. Alexandra Engelfried macht einen Ausverkauf auf dem Töpfermarkt. Da sie wegen Eigenbedarfs aus ihrer Schorndorfer Werkstatt ausziehen muss, lädt sie auch am Samstag, 3. und Sonntag, 4. Mai dort zum Räumungsverkauf ein – siehe www.alexitaeten.de.

Remstäler Töpfermarkt strahlt auf die gesamte Region aus

Dass der Markt auf die ganze Gemeinde ausstrahlt, zeigt sich auch an einigen Ständen, die auf dem Weg dorthin auf ihrem Gelände etwa Snacks anbieten oder kleine Hausflohmärkte starten. Sommerrollen konnte man etwa von Diem Mi Truong und ihrer Freundin kosten. Hungrig muss keiner bleiben, auch auf dem Markt wird man bewirtet. Selbst gemachtes Eis gibt’s ebenso. Spaghettieis sei besonders gefragt, sagt Gina Fritz vom Hegnauhof in Urbach.

Der Markt-Macher Hans Winkler und sein Sohn Manuel Neuhäuser sind auch vor Ort, ebenso Achim Grockenberger vom Urbacher Amt für öffentliche Ordnung. „Es ist ein gutes Zusammenspiel mit der Gemeinde“, sagt Winkler. Wegen der laufenden Bauarbeiten für die Erweiterung des Alexanderstifts stehen Kräne am Rand des Veranstaltungsgeländes, es wurden daher dieses Jahr Ausweichplätze geschaffen. Am Sonntag ging der Markt bis 18 Uhr, ein Shuttleservice brachte erneut Besucher von der Ortsmitte kostenlos in Marktnähe und zurück. Der Töpfermarkt online: www.ceramik-info.com.