Die Probleme bei den Remstalgenossen sind nicht genereller Natur: Die Remstalkellerei braucht eine Frischzellenkur – baulicher und vor allem struktureller Art, kommentiert Harald Beck.

Weinbau - Nein, es ist nicht der Markt, der die Bilanz verhagelt und auch auch in der Form der Genossenschaft lässt es sich – das zeigt der Blick in die Umgegend – auskömmlich wirtschaften. Es sind hauseigene Baustellen, die den Weinbaugenossen im Remstal jetzt Probleme bereiten.

 

Zu einem jahrzehntelangen Tauziehen um die Infrastruktur und vor allem um die nach wie vor strittige Zentralkelter, zu Debatten über Struktur und ortsgenossenschaftliche Zerrissenheit kommt ein wirtschaftliches Desaster. Anders lässt es sich kaum beschreiben, wenn jahrelang Absatz und Umsatz überschätzt und in unverhältnismäßigem Umfang Traubengeld ausgezahlt wird. Es rächt sich hier der Versuch, mit schlichtem schwäbischem Handwerkszeug den Wirtschaftskurs zu steuern. Im Zweifelsfall wird halt a bissle mehr gspart. Zum Beispiel beim Geschäftsführer.

Dass man nach einem ähnlich in die Hose gegangenen Versuch dieses Experiment nach dem Abgang von Heiko Schapitz vor fünf Jahren nochmals wagte, ist in der Branche damals schon auf Verwunderung gestoßen. An Warnungen, dass an Stelle nötiger struktureller Veränderungen beim schwer manövrierbaren Weintanker letztlich nur an der falschen Stelle gespart werde, hat es nicht gefehlt. Ein Umstand, der denjenigen wenig hilft, die ohnehin schon über Jahre deutlich weniger für ihre Trauben erhalten als sämtliche Wengertergenossen in der nahen und ferneren Nachbarschaft – und jetzt erst mal gar nichts mehr.

Allerdings ist auch klar: Es hat nicht nur an einer Person gefehlt, die Markt, Umsatz und Auszahlungen realistisch einzuschätzen. Es mangelt auch an Strukturen, um die Hemmnisse zu beseitigen, die ein auskömmliches Wirtschaften behindern. Zersplitterung und Streit in Ortsgenossenschaften sind ebenso wenig zeitgemäß wie die verstreute Infrastruktur. An einer Zentralkelter führt für einen zukunftsfähigen Betrieb kein Weg vorbei. Aber auf dem Weg dahin muss wohl noch mancher alte Zopf ab. Zum Beispiel auch beim bremsenden Stimmrecht, das jedem Genossen, ob im Wengert aktiv oder nicht, eine gleichberechtigte Stimme gewährt.